Nackte Haut

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03. Mai 1821
Irgendwo auf dem Ozean

„Wer die Bestrafung verzögert, lässt die Zügel der Sünde schleifen."
~ Carmina Burana

"~ Carmina Burana

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Anne Bonny

Ihr war kalt. Bitterlich kalt.
Zitternd schlug sie ihre Lider auf, sobald sich das geschluckte Wasser seinen Weg aus ihrem Mund gebahnt hatte.

Ihr Kopf schmerzte, ebenso wie all ihre Glieder. Und ihre Kehle und ihr Hals. Oh, wie zur Hölle konnte das Atmen nur so wehtun?
Der nasse Stoff ihrer Kleidung klebte so eng an ihrem Körper als wäre er eine zweite Haut.

Nur langsam sickerten die Erinnerungen über das Geschehene in ihr Bewusstsein zurück.
Sie sah vor ihrem geistigen Auge den Sturm, Samuel, wie er sich das Leben aus dem Leib kotzte und das Fass, das sie zu Fall gebracht und dafür gesorgt hatte, dass sie mit einem solchen Schwung gegen die Reling geknallt war, dass sie das Bewusstsein verloren hatte.

Wie viel Zeit war seitdem vergangen?

Wie in Zeitlupe tasteten ihre eisigen Finger ihren Kopf ab, versuchten Blut zu finden, aber da war keins.
Wie ist es möglich, dass ich nicht als Wasserleiche durch den Ozean treibe?

Sobald sich ihre zunächst verschwommene Sicht klärte, wurde sie sich der hölzernen Decke über ihr und des weichen Teppichs unter ihr gewahr.
Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Jemand musste sie in Sicherheit gebracht haben.

„Winston?", flüsterte sie leise den Namen des Mannes, der ihr als erstes in den Sinn kam. War er doch zurückgekommen, nachdem er Cherleton alleine unter Deck kommen sehen hatte?

Stöhnend stützte sie sich auf den Ellenbogen auf. Sie war so kraftlos, dass sie beinahe wieder zurückgesunken wäre.
Doch als sie in das Gesicht ihres vermeintlichen Retters blickte, spannten sich sämtliche ihrer Muskeln an. Wie eine von einer Katze ertappte Maus verfiel sie zunächst in eine Starre.

Calico kniete neben ihr, die Augen auf sie gerichtet. Sein dunkles, nasses Haar klebte ihm in der Stirn, einzelne Regentropfen rannen über seine Wangen, Nase und Kinn.

Anne hielt den Atem an, wagte es nicht das Wort zuerst zu erheben. Vielleicht hatte er sie ja nicht erkannt, sah in ihr nur einen Burschen seiner Mannschaft, dem er das Leben gerettet hatte.
Verdammt ... ja, das hatte er. Wieso hatte es ausgerechnet er sein müssen?

Sie hätte dankbar sein sollen, dass er sie in ihrer Ohnmacht von Deck gehievt hatte und doch wünschte sie sich in diesem Moment, er hätte es nicht getan.

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