30. Dezember 1821
Kurz hinter Teneriffa„Verkehrte Freundschaft ist Feindschaft."
~ Deutsches SprichwortAnne Bonny
Das flackernde Licht der Öllampe lauschte ihrem Schluchzen. Das Gesicht mit Tränen bedeckt machte sie sich an der Pumpe zu schaffen, die das Bilgewasser in die Weiten des Ozeans entließ.
Sie hatte gehofft, die Arbeit würde sie von dem unsagbaren Schmerz ablenken, aber das tat sie nicht. Theodores Verlust hatte ein Loch in ihrem Herzen hinterlassen und es würde dauern, bis es wieder zu heilen begann.Vielleicht war sie doch nicht für dieses Leben gemacht. Little würde mit Sicherheit nicht der einzige bleiben, der ihr nahestand und von dem sie schneller würde Abschied nehmen müssen, als es ihr lieb war. Konnte sie das? War sie stark genug dafür? Sie wusste es nicht.
Kraftlos rutschten ihre Finger von der Pumpe ab. Sie wischte sich mit dem Handrücken erst über die nassen Wangen, dann über die laufende Nase. Ihre Augen brannten.
Winstons Worte hallten in ihren Gedanken wider. Er hätte sie sich am Stand aufreihen lassen und einem nach dem anderen ne Kugel in den Schädel jagen sollen. Das hätte ihnen geholfen.
Hätte es das? Wäre es wirklich besser gewesen, als ihnen ein paar Monate, vielleicht sogar Jahre an einem paradiesischen Ort zu schenken? So viele Fragen und auf keine von ihnen hatte sie in diesem Moment eine Antwort.
Sie wusste nur, dass sie den pausbäckigen Theodore vermissen würde. Seine schüchterne Art, die roten Haare, die Sommersprossen, seine Loyalität, seine Freundschaft. Alles an ihm. Er war ein guter Mensch gewesen. Zu gut für sie, zu gut für diese Piraten. Und doch hatte er sie als ihre Familie, als seine Brüder bezeichnet.
Er würde sterben. Nicht alleine, aber dennoch. Er würde einen Tod finden, den er nicht verdiente. Einen grausamen, womöglich viel zu langsamen Tod. Was, wenn er am Ende der letzte von ihnen sein würde? Wenn er Rogers, Smith, Gurps und den anderen beim Sterben zusehen musste, bis schließlich auch er an der Reihe war? Wenn er ihrem Todeskampf lauschen musste, so wie er dem seiner Schwester hatte lauschen müssen?
Erneut verkrampfte sich ihr Innerstes. Sie bekam keine Luft mehr, hatte das Gefühl in diesem stinkenden Raum ersticken zu müssen.
Hektisch atmend, weil ihre Lungen nicht genug Sauerstoff abbekamen, fasste sie sich an die Brust. Der finstere Raum begann sich zu drehen, wollte sie in einen Strudel aus Schatten und dem winzigen Licht der Öllampe ziehen.„Anne ..."
Schritte.
Sie fuhr herum. Ihre Sicht klärte sich nur schleppend. Aber dann erkannte sie den hellblonden Schopf, der sich da auf sie zubewegte. Zögerlich streckte Samuel eine Hand nach ihr aus.
Sie wollte zurückweichen, aber ihr fehlte die Kraft und so zog er sie in seine Arme.
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Dust and Water
أدب تاريخيWir schreiben das Jahr 1801, als in England die junge Anne Bonny als uneheliche Tochter eines Richters das Licht der Welt erblickt. Verstoßen und geächtet von der Stadtgemeinde, flieht sie als sie älter wird und lernt auf ihrer Reise Jack Calico ken...