Für die Götter

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20. Mai 1821
Englische Küste nahe Bristol

„Wenn kein Wind geht, dann rudere."
~ Polnisches Sprichwort

" ~ Polnisches Sprichwort

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Jack Calico

Der gewaltige Bauch der Searose, der vor einer Dreiviertelstunde noch hoch neben ihnen aufgeregt hatte, wurde kleiner und kleiner. Die Segel waren gerefft und die Ankerketten hielten das mächtige Schiff an Ort und Stelle. Es lag bedeutend tiefer im Wasser, als noch vor zwei Tagen, als sie in der Nähe von Bristol  Halt gemacht hatten, um neue Vorräte an Deck zu laden. Das zusätzliche Gewicht der Ladung, aber auch der Beute der Sterrenwind bescherten ihnen viel mehr Tiefgang, als noch vor einer Woche. Was wiederum bedeutete, dass sie ein gutes Stück außerhalb der Küste ankern mussten.

Die kleine Nussschale, in der sie sich befanden, schaukelte vergnügt über die Wellen des Meeres, ganz anders als die Fregatte, die die Wogen gnadenlos zerteilte und so die Besatzung ein großes Stück weniger dem Seegang aussetzte.

Bens regelmäßiger Atem an seiner Seite veränderte langsam aber sicher seine Frequenz, wurde schneller und angestrengter, bis er sich mit seinem eigenen stummen Keuchen vermischte. Jack stemmte sich in das Ruder und ließ das Holz wieder und wieder in das graue Wasser der See tauchen. Alsbald begannen seine Hände zu schmerzen und ein sanfter Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn, den er mit seinem Ärmel wegwischte.

Schließlich spürte er die schabende Vibration von Sand unter ihrem Kiel. Schweigend machten sie sich gemeinsam daran, das kleine Beiboot an den Strand zu ziehen und mit einem Tau an einem krumm und schief gewachsenen kleinen Baum festzubinden, der nahe am Ufer stand. Dann griff er nach dem kleinen Sack mit den Vorräten und warf ihn sich über die Schulter.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wandte Jack sich den grün bewachsenen Klippen zu, die an dieser Stelle so sanft zum Meer hin abfielen, dass ein Aufstieg zwar beschwerlich, aber nicht lebensgefährlich war. Er hörte Bens Schritte in seinem Rücken und wusste, dass er ihm ohne zu zögern folgte.

Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis sie oben angekommen waren. Überall spross Klee hervor, weiße Blüten krönten die weite grüne Wiese und tanzten gemächlich im seichten Luftstrom. Der sonst so stürmische Wind streichelte beinahe liebevoll über seine mit Schweiß überzogene Stirn und kühlte seine Haut.

Jack warf der Searose einen letzten hoffnungsvollen Blick zu, ehe er sich von den Weiten des Ozeans abwandte.
Sie folgten einem schmalen Pfad weiter ins Landesinnere, der im Laufe der Jahre verblasst und kaum noch zu erkennen war. Gelb blühende Dornenbüsche wucherten hier und dort zu ihren Seiten.

Mit der Zeit veränderte sich die Vegetation. Die offenen Wiesen wichen immer dichter gewachsenen Bäumen und Sträuchern, bis sie sich schließlich auf der Lichtung eines alten Waldes wiederfanden.
Die niedrigen grauen Steine waren mit Moos bewachsen und gingen beinahe in dem Meer aus Buschwindröschen unter, das den weichen Erdboden wie ein Teppich bedeckte.
Jack ließ den Sack mit den Vorräten zu Boden gleiten und Ben schob die Hände in die Taschen seiner Weste.

Dust and Water Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt