Das Leben ist eine Entscheidung

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02.04.1821
Harwich

„Die schwierigste Zeit in unserem Leben ist die beste Gelegenheit, innere Stärke zu entwickeln."
~ Dalai Lama

"~ Dalai Lama

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Anne Bonny

Noch immer starr vor Schreck musterte Anne ihre zittrigen Finger. Es waren bereits drei Stunden seit dem schrecklich Vorfall vergangen und doch hatte sie sich noch immer nicht wieder gefasst.

Diamonds Stimme drang nur dumpf zu ihr durch, als wäre sie weit entfernt. Dabei saß sie direkt neben Anne und streichelte ihr behutsam über den Rücken. Auf und ab. Hoch und runter. Immer weiter.
„Es tut mir so leid", flüsterte sie ihr eigenes Mantra. Ihr schlechtes Gewissen schien sie nicht loslassen zu wollen und das obwohl Anne ihr bereits versichert hatte, dass es nicht ihre Schuld gewesen war. „Aber glaub mir, das wird schon wieder. Es wird dich nicht umbringen. Im Gegenteil. Es wird dich stärker machen."

Anne rieb sich über die vom Weinen brennenden, roten Augen und biss sich auf die bebende Unterlippe. So sehr sie es auch wollte, sie konnte den Worten von Diamond keinen Glauben schenken. Sie fühlte sich im Moment einfach nur leer und gebrochen. Verflucht ... dieser Mistkerl hatte das geschafft, was sie bei Cavendish zu verhindern gewusst hatte. Wieso hatte sie nicht mehr gekämpft? Härter getreten? Lauter geschrien?

Nein, nachdem niemand auf ihr hilfloses Rufen reagiert und der Betrunkene ihr die Luft abgedrückt hatte, dass sie dachte sie würde ersticken, hatte sie sich einfach nicht mehr gewehrt.
Sie konnte seine Hände noch überall auf ihrem Körper fühlen. Ihn in ihr fühlen. Noch nie in ihrem Leben war sie sich so schmutzig vorgekommen. „Ein ... ein Bad", stammelte sie und sah Diamond flehend an.

Diese nickte. „Aber natürlich."
Sie half der Zitternden auf die Beine und brachte sie in einen anderen Raum. Ein Glück hatte das Bordell mittlerweile seine Pfoten geschlossen, so waren keine Männer mehr zugegen.
Anne war der Zuhälterin mehr als nur dankbar, dass sie sie nach diesem Vorfall nicht auch vor die Tür gesetzt hatte. Immerhin hatte das Geschehen für eine Menge Unruhe gesorgt.

Diamond hatte wie versprochen nach ihr sehen wollen und sie unter dem Kerl liegend vorgefunden. Lautstark hatte sie ihn angebrüllt, ihn mit aller Kraft von Anne hinuntergestoßen und ihm einen Tritt in seine Männlichkeit verpasst. Das alles bevor er seinen Höhepunkt hatte erreichen können.
Dreist wie der Vergewaltiger gewesen war, hatte er sich über Diamond und noch viel mehr über Anne beschwert sobald der Schmerz abgeklungen war.
Erst dann hatte ihm die Besitzerin des Bordells begreiflich machen können, was Anne ihm schon vor seinem Vergehen hatte klar machen wollen - Sie war keine Hure!
Schneller als er hatte schauen können, war er dem Hause verwiesen worden. Obendrauf hatte er das Verbot erteilt bekommen, es jemals wieder zu betreten.

Zu spät hatte Anne das Fehlen ihrer Kette bemerkt. Zusätzlich zu ihrem Stolz hatte er ihr auch den wichtigsten Gegenstand genommen, den sie besaß. Ohne das Schmuckstück kam sie sich entblößt und unvollständig vor.
Die Vorstellung daran es nie wieder in den Fingern zu halten und somit auch das letzte Bisschen, das sie mit ihrer Mutter verband,  verloren zu haben, schmerzte mehr als alle Blessuren, die sie von dem Überfall davongetragen hatte.

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