Kanonenfeuer und Donnergrollen Teil II

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03. Mai 1821
Irgendwo auf dem Ozean

„Bei Unwetter laufen auch die Faulen."
Deutsches Sprichwort

"Deutsches Sprichwort

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Anne Bonny

Ein greller Blitz zuckte über den Himmel, wenige Sekunden später folgte das mächtige Grollen des Donners.
Der Wind nahm mehr an Fahrt auf, brachte die dunklen Wellen dazu sich zu meterhohen Monstern aufzutürmen, die den Anblick des gegnerischen Schiffs verschluckten.
Regentropfen prasselten mit der Härte von Hagelkörnern auf sie nieder.

Der Sturm schloss sie ein. Nicht wie die Arme einer liebenden Mutter, sondern wie die kalten Wände eines Verlieses, die flüsterten, dass der Tod einen erwartete.

Die Searose schien außer Kontrolle, die Wellen brachen über das Deck herein und spülten alles hinfort, was nicht fest vertäut und gesichert war. Der Bug des mächtigen Schiffes schnitt durch den Kamm einer Welle und begab sich auf eine rasante Talfahrt, als würde es ungebremst in die Tiefe fallen.

Anne klammerte sich von Panik erfüllt mit beiden Händen an der Reling fest. Ihre Muskete schlitterte über das Deck, doch das war ihr egal.

Erneut brach Chaos um sie herum aus. Die Männer eilten sich ihre Schusswaffen zu sichern, stürmten dann an Anne vorüber, um sich in Sicherheit zu bringen. Nur so viele Männer, die nötig waren, um das Schiff weiterhin auf Kurs zu halten, blieben an Deck zurück.

Und sie. Sie verweilte an Ort und Stelle, unfähig sich fortzubewegen. Die Angst kroch in ihre Glieder, lähmte sie.
Ich werde sterben. Der Tod wird mich holen kommen. Es ist wie Diamond mir gesagt hat - das Meer wird mich verschlingen.
Wieder und wieder jagten jene Gedanken durch ihren Kopf, während sie mit zusammengebissenen Zähnen auf den Ozean starrte. Durch das fehlende Licht wirkte er beinahe schwarz.

„Parker! Was stehst du da noch so rum?!", kämpfte sich eine Stimme durch ihren Tinnitus, das laute Fauchen des Windes und den unaufhaltsamen Regen zu ihr hindurch.

Einen Augenblick später spürte sie, wie sie jemand von der Reling fortriss und ihr dadurch jeglichen Halt raubte.
Verzweifelt fassten ihre Hände ins Nichts, versuchten sich irgendwo festzuklammern.
Schließlich bekamen sie einen völlig durchnässten Stoff zu fassen - das Hemd, das zu Winston gehörte.

Der Schlanke bedachte Anne mit ernstem Blick. Er richtete weitere Worte an sie, deren Sinn sie aber nicht verstand, zu sehr vereinnahmte sie ihre Todesangst.

Erst als sich ein brennender Schmerz auf ihrer Wange bemerkbar machte, fand sie den Weg ins Hier und Jetzt zurück.
„Tut mir leid, aber das war zwingend notwendig!", hörte sie Winston rufen, der indessen versuchte sie in Richtung des Treppenabgangs zu zerren.

Dust and Water Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt