Wie die Sterne in der Nacht

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20. Mai 1821
Irgendwo auf dem atlantischen Ozean

„Die Sterne lügen nicht."
~ Friedrich von Schiller

"~ Friedrich von Schiller

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Anne Bonny

Als die letzten orangeroten Sonnenstrahlen am Himmel verblassten, befanden sie sich schon wieder inmitten des offenen Ozeans.
Um sie herum nichts als endlos wirkendes Gewässer, auf dessen Oberfläche sich die silbergrauen Töne der Dämmerung spiegelten.
Eine warme Brise wehte von Osten her, kündigte den immer näherrückenden Sommer an.

Obwohl der Wind alles andere als kalt war, vermisste Anne doch die weiche Filzkappe auf ihrem Kopf, die sie bei der Flucht vor der Marine an das Meer verloren hatte.

Sanft spielte der Atem der Lüfte mit ihrem Haar, das, seit Diamond es ihr geschnitten hatte, schon wieder so lang geworden war, dass sich die altbekannten Locken auf ihrem Haupt formten.
Sie würde es bald wieder kürzen müssen, auch wenn sie die lange Mähne vermisste. Mit ihr sah sie zu weiblich aus.

Ihre Finger umfassten die Reling, während sie das Himmelszelt betrachtete. Der Nordstern leuchtete bereits mit einer solchen Intensität, dass es sie verzauberte. Die kleinen funkelnden Lichter auf dem rabenschwarzen Hintergrund waren einfach zu magisch, regten zum Träumen an.

Sogleich wurde sie von ihrem Anblick an Jacks Augen erinnert. Wunderschöne Iriden, die die Farbe der Nacht trugen und hin und wieder von einem Schimmer durchzogen wurden, wenn ihn etwas begeisterte, oder er neugierig wurde.

Ihr Vater hatte sie früher stets vor der Dunkelheit gewarnt, ihr erzählt in ihr lauerten Monster. Solche wie Dämonen und Drachen, die sie verschlingen würden, wagte sie sich zu tief in die finsteren Gefilde hinein.

Heute wusste sie es besser, war sich darüber im
Klaren, dass diese Gruselgeschichten nicht der Wahrheit entsprachen.

Denn wenn ihr Blick Jacks kreuzte, dann erkannte sie in diesen geheimnisvollen Seelenfenstern keine Gefahr. Nein.
Ihnen wohnte das Abenteuer inne, Entdeckungen, neue Möglichkeiten und die Freiheit.

Für die Dauer dreier Herzschläge schloss sie die Lider, lächelte in sich hinein.

William. Wie es ihm wohl ging? Ob sich die Situation um ihr Verschwinden schon beruhigt hatte? Sicherlich. Sie konnte sich gut vorstellen, dass sogar alles besser für ihn lief, nun da sie fort war.
Keine Streitereien mehr mit Delia Bonny, keine Sorgen mehr um sein Ansehen wegen seiner Bastardtochter.

Und Cavendish? Hoffentlich hatte ihn der Tod bereits ereilt. Sie betete inständig, dass keine andere Frau ihren Platz hatte einnehmen müssen. Und wenn doch, vielleicht war sie klug genug für sein vorzeitiges Ableben zu sorgen.
Es gab genug subtile Wege, um jemanden aus dem Weg zu räumen. Gifte zum Beispiel.

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