Als es draußen langsam hell wurde, saß Harry noch immer auf dem Deck der USS Arizona und beobachtete wie versteinert das Wasser.
Die Wellen hoben das Schiff unsanft auf und ab, was nicht ungewöhnlich war. Immerhin war es Anfang Dezember und die Witterungsbedingungen waren zu dieser Zeit allgemein sehr rau.
Während Niall sich wunderte, warum sein Freund nicht zum Frühstück erschien, spürte dieser, wie sich ihm der Hals zuschnürte.
Der bloße Anblick des Wassers und der Gedanke an weitere Übungen ließen sein Herz in dreifacher Geschwindigkeit schlagen.
Er erinnerte sich an die Übungen mit Louis, in denen die meiste Zeit über eigentlich alles geklappt hatte. Erst schien ihn das zu beruhigen, dann allerdings fiel ihm wieder ein, dass die Sache zwischen ihnen kaputt zu gehen schien.
Und er hatte noch nicht einmal eine Antwort auf die Frage nach dem Warum.
Er zitterte am ganzen Körper und er tat sich schwer, an genügend Luft zu kommen.
Zügig lockerte er die obersten Knöpfe seiner Uniform, doch auch das änderte nichts.
Im Grunde genommen wusste er, dass ihm nichts passieren konnte.
Er war auf einem der besten Kriegsschiffe der Vereinigten Staaten. Es würde nichts passieren.
Offiziell herrschte kein Krieg und die Wahrscheinlichkeit, dass das Schiff einfach so sinken würde, war äußerst gering.
All das versuchte er, sich immer wieder einzureden.
Tatsächlich schien ihm das zu helfen. Zumindest ein bisschen.
Es nahm ihm zwar nicht die schrecklichen Spitzen seiner Angstattacke, aber es schwächte sie zumindest ab.
Noch immer zitternd und nach Luft ringend stellte er nach guten fünfzehn Minuten fest, dass die Panik abebbte.
Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er sich die Tränen abwischte, von denen er überhaupt keine Notiz genommen hatte.
Er hatte es gerade zum ersten Mal geschafft, seine Panikattacke zu kontrollieren – zumindest so weit, dass sie nicht in Todesangst ausartete.
Und das allein.
Langsam beruhigte sich sein Herzschlag.
Die Bilder vor seinem inneren Auge verschwanden.
Dann hörte er eine besorgte Stimme hinter sich. „Ist alles in Ordnung?"
Harry zuckte zusammen und drehte sich erschrocken um. Er hatte Louis gar nicht kommen hören.
„Ja, klar", antwortete er, doch das Zittern in seiner Stimme verriet ihn.
„Hast du geweint?"
Harry schüttelte den Kopf und richtete den Blick wieder auf den Ozean, der noch immer wilde Wellen schlagend vor ihm lag.
Noch ehe er Louis eine vernünftige Antwort geben konnte, wurde zum Morgenappell gerufen.
Erschöpft, aber dennoch froh, dass die jüngste Panikattacke ausgestanden war, stand Harry auf und lief wortlos neben Louis her.
Im Gemeinschaftsraum hatten sich bereits alle versammelt.
Alle außer Harry und Louis.
Louis quittierte einen fragenden Blick von Niall mit einem kurzen Kopfschütteln, ehe Johnson das Wort ergriff.
„Wie ihr alle wisst, werden wir die nächsten Tage auf dem Pazifik verbringen, um ein paar Übungen durchzuführen", erklärte er und blickte in die Runde. „Diese beinhalten Schwimm-, Schuss- und Manövrierübungen. Wir starten am heutigen Tag mit einer Schwimmübung. Es geht um das Überleben in kaltem Wasser."
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Pearl Harbor
FanfictionIn den schicksalhaften Tagen des Jahres 1941, während sich die Welt inmitten von Spannungen und Unsicherheit befindet, entfaltet sich in Pearl Harbor eine Geschichte von Mut, Liebe und Vertrauen. Louis wird neu in Pearl Harbor stationiert und lernt...