Pearl Harbor

20. Pearl Harbor bei Sonnenuntergang

Am nächsten Abend gingen die beiden Männer also gemeinsam etwas trinken.

Sie hatten sich wieder für die Bar entschieden, in der sie auch letztes Mal gesessen hatte.

Der Blick auf den Strand und das Meer war einfach atemberaubend.

Immerhin handelte es sich hierbei nicht wirklich um ein Gebäude, sondern lediglich um einen Unterstand, der zu allen Seiten offen war.

Sie lachten viel miteinander und unterhielten sich über Gott und die Welt.

Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass Louis ihm irgendwann erzählte, dass er schon immer gern gezeichnet hatte.

Harry, der genau wie sein Gegenüber die Wirkung des Weines bereits deutlich spüren konnte, sah ihn überrascht an. „Was zeichnest du denn?"

Einen Moment lang dachte Louis über die Antwort zu dieser Frage nach.

Er hatte eigentlich keine bestimmten Präferenzen, zumindest nicht, was das Motiv anging.

Also zuckte der junge Mann die Schultern. „Die Dinge, die ich am schönsten finde."

Harry sah verträumt auf den malerischen Strand hinaus, während er Louis' Worten lauschte. „Zum Beispiel?"

Wieder dachte Louis über eine passende Antwort da.

Dann bemerkte er, wie Harry die Wellen beobachteten, die sich im Licht des Sonnenuntergangs rosarot färbten.

Dann lächelte er. „Pearl Harbor bei Sonnenuntergang."

Harry ließ seinen Blick zu Louis wandern. „Das wäre ein wirklich schönes Motiv", antwortete er. „Ich würde das gleiche zeichnen, wenn ich nicht so talentfrei wäre, was das angeht."

Ein Kichern drängte sich aus Louis' Brust. „Das kann jeder lernen."

Harry nahm einen Schluck aus seinem Weinglas und stieß ein kurzes Lachen aus. „Da hast du meine Zeichnungsversuche noch nicht gesehen."

„Dann musst du sie mir eben mal zeigen", zwinkerte der Ältere, doch Harry schüttelte sofort den Kopf.

„Du bist doch derjenige, der hier erzählt, dass er gut zeichnen kann", grinste er, „Wenn also jemand seine Werke zeigen muss, dann bist du das."

Louis stemmte empört die Hände in die Hüften. „Das hab ich so nie gesagt."

Harry zuckte die Schultern. „Trotzdem hast du mich jetzt neugierig gemacht."

„Hab ich das?"

Wieder spürte Harry, wie ein Blitz durch seinen Körper jagte, als er Louis' Blick begegnete.

Sein Herzschlag beschleunigte sich, und seine Gedanken wanderte zu all den Dingen, die sie bereits miteinander erlebt hatten.

Louis hatte ihm wirklich geholfen, zumindest, so weit er das zu dem jetzigen Zeitpunkt beurteilen konnte.

Aber es ging nicht nur um die Schwimmübungen.

Noch nie zuvor hatte Harry eine romantische Beziehung zu jemandem gehabt, der so bedingungslos hinter ihm stand.

Ganz abgesehen von der Tatsache, dass er gar nicht gewusst hatte, dass er sich auch in einen Mann verlieben konnte.

Geschweige denn, dass er mit ihm schlafen konnte.

Louis lächelte und leerte sein Weinglas. „Woran denkst du?"

Ein tiefes Seufzen drängte sich aus Harry's Brust. „Sag mal ... Hast du früher viel ... Mit Frauen gehabt?"