36. Konntet ihr nicht besser aufpassen?

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Am späten Abend des 5. Dezembers legte die USS Arizona wieder in Pearl Harbor an.

Noch ehe Louis sich am nächsten Morgen auf den Weg zum Frühstück machte, zog er Niall für ein Gespräch zur Seite.

Niall reagierte nicht überrascht.

Ihm war klar gewesen, dass sie dringenden Redebedarf hatten.

„Ich glaube, Johnson ahnt etwas", begann er ohne Umschweife und fuhr sich nervös mit der Hand durch das Haar.

Niall schloss einen Moment lang die Augen und fluchte innerlich. „Was ist passiert?"

Louis' Wangen nahmen einen leichten Rotton an.

„Naja, Harry und ich, wir...", stammelte er, während er an Niall's Gesichtsausdruck sehen konnte, dass er sich bereits denken konnte, worauf die Erzählung hinauslaufen würde.

„Wir ... hatten etwas miteinander", murmelte er. „Unten, in dem Lagerraum, in dem das Obst aufbewahrt wird."

„Erspar mir die Details."

Louis verdreht die Augen. „Als hätte ich ernsthaft vor, dir ein schriftliches Protokoll vorzulegen."

Obwohl die Situation ernst war, konnte Niall sich ein Lachen nicht verkneifen, das Louis sofort ansteckte.

Einen Moment später allerdings kehrte die Ernsthaftigkeit auf Louis' Gesicht zurück. „Johnson hätte uns fast erwischt."

Niall hoffte im ersten Moment, sich verhört zu haben.

Aber die Wahrheit sickerte augenblicklich zu ihm hindurch. „Wie meinst du das?"

Louis seufzte und stellte sich die einzige Frage, die ihn in den Stunden seit dem Vorfall umgetrieben hatte.

„Wir hatten uns gerade erst wieder angezogen, als er plötzlich im Raum stand", schilderte Louis seine Erinnerung.

Niall riss alarmiert die Augen auf. „Scheiße."

„Das kannst du laut sagen", kommentierte Louis und wich dem Blick seines Gegenübers aus.

„Verdammt", zischte Niall frustriert, „Konntet ihr nicht besser aufpassen?"

Louis verschränkte die Arme vor dem Körper. „Was machen wir denn jetzt?"

Fieberhaft suchte der junge Soldat nach einer Antwort, aber es gab vorerst keine.

Wie denn auch?

Johnson war schließlich nicht auf den Kopf gefallen und hatte bereits mehr als einmal bewiesen, dass er keine Rücksicht auf andere nahm, wenn es darum ging, sein Gesicht zu wahren.

„Ich weiß es nicht", antwortete Niall also wahrheitsgemäß und zuckte entmutigt die Schultern. „Vielleicht sollten wir ihm einfach die Wahrheit sagen."

Harry schwor sich, am heutigen Abend so früh wie möglich ins Bett zu gehen.

Das Medikament, das er bekommen hatte, ließ ihn nicht nur schlafen, er hatte das Gefühl, jeden Abend regelrecht in ein Koma gelegt zu werden.

Er war zu absolut gar nichts mehr zu gebrauchen.

Wenige Türen von der Gemeinschaftsunterkunft entfernt, vernahm er zwei ihm nur allzu bekannte Stimmen, die sich in einer angeregten Diskussion zu befinden schienen.

„Das geht nicht", hörte er Louis aufgebracht sagen. „Es wird ihn wieder zurückwerfen."

„Andernfalls wird er Johnson weiter vertrauen und die Warnsignale nicht erkennen", warf Niall ein und klang dabei, als hätte er ein leichtes Zittern in der Stimme.

„Das ist viel zu gefährlich", entgegnete Louis.

Harry zog irritiert die Augenbrauen zusammen.

Was hatten die beiden hier unten allein zu besprechen?

Warum sprachen sie über Johnson?

Und wer durfte was unter gar keinen Umständen erfahren?

Langsam machte sich in ihm eine unangenehme Vorahnung breit, als sich die Geschehnisse der letzten Wochen vor seinem inneren Auge wie ein Puzzle zusammenfügten.

„Was, wenn es danach nur noch schlimmer wird?", fuhr Louis schließlich fort, als Niall ihm nicht antwortete.

Niall seufzte. „Dann ist er wenigstens gewarnt."

Gewarnt?
Harry zitterte am ganzen Körper, als er in den schmalen Türstock trat und die Arme vor der Brust verschränkte.

Niall und Louis sahen gleichermaßen irritiert aus.

Niemand von beiden hatte mit ihm gerechnet.

Er musste kein Genie sein, um das zu erkennen.

Seine Stimme bebte, als er fragte: „Gewarnt wovor?"
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Uiui, da gibt es wohl Ärger im Paradies..🥺
Glaubt ihr, sie werden es schaffen, Harry die Sache schonend beizubringen?🤍

All the love,
Helena xx

Pearl HarborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt