39. Luftangriff auf Pearl Harbor

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Niall und Louis machten sich zusammen auf dem schnellsten Weg nach draußen.

Das Chaos war auf der USS Arizona ausgebrochen.

Aber es gab nicht viel Zeit um nachzudenken, wenn plötzlich die Welt in Flammen stand.

Niall's Augen weiteten sich, als er die japanischen Flugzeuge zum ersten Mal sah.

Sie flogen tief, viel zu tief. So tief, dass er die Gesichter der Piloten erkennen konnte.

Und sie schossen auf die völlig überraschte Besatzung der USS Arizona.

Louis kniff sich in den Oberarm, um sich aus diesem Albtraum zu wecken, doch er konnte den Schmerz deutlich spüren.

Er träumte nicht.

Stattdessen wurden sie in Friedenszeiten und ohne jede Kriegserklärung aus dem Nichts angegriffen.

Von denjenigen, die doch eigentlich die Philippinen hätten angreifen sollen - wenn überhaupt.

Niall riss ihn aus seinen rasenden Gedanken. „Glaubst du, Harry ist überhaupt an Bord?"

„Ich weiß es nicht", antwortete Louis, während er Niall zu sich auf den Boden zog, um den Schüssen der japanischen Kampfbomber auszuweichen.

Zischend flogen die Schüsse an ihnen vorbei.

Niall's Herzschlag beschleunigte sich auf ein Tempo, das er ihm gar nicht zugetraut hätte.

Angst füllte seinen gesamten Körper, ausgehend von seinem Herzen, bis in die Fingerspitzen.

Und dann kam sie.

Die Durchsage, die alle letzten Hoffnungen zunichte machte:

„Luftangriff auf Pearl Harbor. Bitte nehmen Sie Ihre Gefechtsposition ein. Dies ist keine Übung."

Die beiden Männer sahen sich einen Moment lang verdutzt an und machten sich gebückt auf den Weg in Richtung der Gefechtstürme der USS Arizona.

Louis' Körper bebte.

Jeden Moment, jede Sekunde hätte er von einer Kugel getroffen werden können.

Es reichte eine falsche Bewegung, ein falsches Signal und sein Leben hätte sofort beendet werden können.

Seines und das tausender Kameraden, die panisch über das Deck des Kriegsschiffes liefen.

Man konnte die Panik in ihren Gesichtern sehen, die schiere Verzweiflung, gegen die sie nicht ankämpfen konnten, weil die Bedrohung real war.

Sie traf sie völlig unvorbereitet.

Und dann, endlich, tauchte das Gesicht vor ihnen auf, nach dem sie so lange gesucht hatten.

Harry und Liam sahen sie nicht sofort, da auch sie Deckung hinter einer stählernen Mauer suchten.

Wie sollten sie so nur ihre Gefechtsstation erreichen?

Als Harry Louis und Niall sah, dachte er keinen Moment länger mehr nach.

Er sprang auf und fiel den beiden in die Arme.

Jegliche Differenzen schienen so winzig im Angesicht der Katastrophe, in der sie sich befanden.

Louis drückte seinen Liebhaber fest an sich, während Niall die beiden energisch zu Boden drückte. „Runter!"

Direkt über ihnen flog ein japanischer Bomber, dessen Kugeln sie nur um Haaresbreite verfehlten.

Harry zitterte am ganzen Körper.

In einem günstigen Moment sprangen die vier Männer aus ihrer Deckung und liefen gebückt in Richtung der Geschütztürme.

Beim Blick auf die restlichen Schiffe bat sich ihnen ein Bild des Schreckens: Die USS Tennessee, die direkt vor ihnen im Hafenbett lag, stand in Flammen.

Die Hitze des Feuers war deutlich zu spüren und die Schreie der Soldaten würden Harry wohl bis an sein Lebensende verfolgen.

Er konnte Menschen sehen, die bei lebendigem Leibe verbrannten, Matrosen, die in brennenden Uniformen über das Deck liefen und nach Hilfe schrien, die nie kommen würde - denn dafür war die Situation viel zu unübersichtlich.

Die Soldaten und Matrosen in Pearl Harbor hatten genauso wenig mit einem Überraschungsangriff gerechnet, wie die obere Etage. Deshalb hatte es auch keinerlei Vorbereitungen gegeben - was sich nun in dem Chaos widerspiegelte, das nach und nach auf allen Schiffen in der Battleship Row ausbrach.

Denn sie schien das primäre Ziel des Angriffs zu sein.

„Wir werden die Bastarde vom Himmel schießen", fluchte Niall entschlossen, während sie die Geschütztürme bereits fast erreicht hatten.

Liam hielt seinen Freund plötzlich an der Schulter zurück.

Im Wasser hatte er etwas gesehen, das aussah wie ... wie etwas, das sie alle innerhalb von Sekunden ihr Leben kosten konnte.

„Torpedo!", rief er, so laut er konnte. „In Deckung!"

Die nackte Panik im Gesicht, drehten seine Freunde sich zu ihm um.

Die Männer warfen sich auf den Boden und hatten Glück im Unglück: Direkt neben ihnen befand sich eine Treppe, die zu den Mannschaftsunterkünften führte.

Diese stürzten die vier Männer unkontrolliert nach unten, während das Schiff plötzlich von einer gewaltigen Explosion erschüttert wurde.

Die Männer hatten alle entsetzliche Angst.

Niall spürte plötzlich einen heftigen Schmerz im Oberkörper und musste die Luft anhalten, um nicht zu schreien.

Harry schnappte nach Luft und spürte, wie die Angst seine Gliedmaßen lähmte.

Plötzlich hatte er das Gefühl, sich überhaupt nicht mehr bewegen zu können.

Mit Entsetzen beobachtete er die Verwundeten, die unglaublich entstellt waren, weil die Flammen sie erwischt hatten.

Manchen fehlten aufgrund der Explosion Gliedmaßen, und alle schrien sie vor Schmerzen.

Es roch nach Öl und verbranntem Fleisch.

Harry konnte die Hitze spüren, die kaum zu ertragen war.

Als die vier Männer es langsam wagten, einen Blick aus ihrem Versteck zu wagen, zeigte Louis auf Niall's Oberkörper. „Du blutest."

Irritiert zog Niall die Augenbrauen zusammen und tastete nach einer Wunde - und tatsächlich: rechts unter dem Rippenbogen schien Blut auszutreten.

„Du wurdest angeschossen", schlussfolgerte Liam und suchte gedanklich fieberhaft nach einer Lösung.

Sergeant Johnson riss ihn allerdings aus seinen Gedanken.

Auch er rang nach Fassung, doch niemand konnte im Angesicht des Todes die Fassung bewahren.

„Bringt die Verwundeten unter Deck, alle anderen auf Gefechtsstation!"

„Ich muss runter zum Schiffsarzt", krächzte Niall, dessen Wunde plötzlich viel mehr zu schmerzen schien, nachdem der erste Schock nachgelassen hatte.

„Auf gar keinen Fall", widersprach Louis entschlossen. „Dieses Schiff wird sinken. Wir müssen es irgendwie an den Strand schaffen."

Niall krümmte sich vor Schmerzen und sank auf seine Knie. „Das schaffe ich nicht", stöhnte er. „Aber ihr müsst nicht auf mich warten. Seht zu, dass ihr hier wegkommt - ich werde irgendwann nachkommen."

Harry schossen die Tränen in die Augen. „Nein", presste er mit bebender Stimme hervor. „Natürlich schaffst du das. Wir müssen jetzt unbedingt zusammenbleiben und dürfen uns nicht verlieren."
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Meine Lieben,
zum 82. Jahrestag des Angriffs auf Pearl Harbor habe ich selbstverständlich ein Kapitel für euch.
Ich hoffe, dadurch bekommt ihr ein realistisches Bild von den Geschehnissen.🤍

All the love,
Helena xx

Pearl HarborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt