Nachdem Harry sich unnötigerweise beim Schiffsarzt gewesen war, um sich Magnesium zu besorgen, kehrte er zum Strand zurück, wo die restlichen Soldaten noch immer mit ihrer Übung beschäftigt waren.
Aus sicherer Entfernung beobachtete er die restlichen Männer seiner Einheit und spürte, wie ihm ganz schwer ums Herz wurde.
Harry wusste, dass er das eigentlich auch konnte – dass er eigentlich den Ruf des besten Schwimmers ihrer Einheit genoss.
Wenn er den nicht verlieren wollte, musste er schleunigst zusehen, dass er seine verdammte Angst vor dem Wasser überwand.
Das Schwimmen war seine Leidenschaft gewesen, weshalb er letztendlich auch zur Marine gegangen war.
Schon in der Ausbildung war er durch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten aufgefallen, und eigentlich war auch alles einwandfrei gelaufen.
Bis zu diesem blöden Unfall.
Warum konnte er den nicht einfach hinter sich lassen?
Das war eben passiert – na und?
Solche Dinge passierten ständig. Warum konnte ausgerechnet er nicht vergessen?
Als die anderen Männer ebenfalls aus dem Wasser kamen, sah er sehnsüchtig in die erschöpften Gesichter.
Wie gern er jetzt unter ihnen gewesen wäre: den Männern, die diese Übung erfolgreich absolviert hatten.Als Niall, Liam und Louis wenige Minuten später auf ihn zukamen, versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen.
„Meine Güte, du hast mich ganz schön erschreckt", sagte Niall, als er auf ihn zukam.Harry wich dem Blick seines besten Freundes aus.
Niall war der Einzige, der von dieser ganzen Sache wusste – nicht von dem Unfall, aber vor seiner Angst vor dem Wasser, die seitdem stetig schlimmer geworden war.
„Geht es dir denn jetzt wieder besser?", hakte Liam nach und schenkte ihm ein aufbauendes Lächeln.
„Ja", log er, „Ich ... Hatte bloß einen Krampf im Bein."
Ein Blickaustausch mit Niall reichte, um zu erkennen, dass er ihm kein Wort glaubte.
Aber er ließ sich nichts anmerken. „Dann hol dir ein bisschen Magnesium."
„Hab ich schon", erwiderte Harry, und Liam nickte zufrieden.
„Ich muss mir die nassen Sachen ausziehen", seufzte Niall und deutete auf die USS Arizona, die stolz im Hafen lag. „Und eine Dusche würde mir vermutlich auch nicht schaden."
Liam lachte. „Klingt nach einem guten Plan."
Niall lächelte Harry einen Moment lang an. „Sehen wir uns später?"
Als Harry nickte, beobachtete er, wie Niall und Liam sich auf den Weg auf das Schiff machten.
Louis stand noch immer neben ihm, und auf seinem Gesicht lag ein besorgter Ausdruck. „Was war vorher im Wasser wirklich los?"
Harry wich auch seinem Blick aus und dachte einen Moment darüber nach, ob er Louis die Wahrheit sagen sollte. Er kannte ihn immerhin erst seit ein paar Tagen.
Andererseits – die restlichen Jungs würden ihm ohnehin von seinem Unfall erzählen, und den Rest konnte er sich dann wahrscheinlich zusammenreimen...
Ein tiefes Seufzen drängte sich aus Harry's Brust.
„Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht möchtest", sagte er, als er bemerkte, dass Harry mit sich haderte.
Dieser allerdings schüttelte den Kopf. „Nein, ich...", stammelte er, „Ich hatte einen Unfall. Im Frühjahr, bei einer Routineübung auf dem offenen Meer. Seitdem habe ich große Angst vor dem Wasser, vor allem wenn ich den Grund nicht sehen kann. Das ist natürlich ungut, wenn man Marinesoldat ist..."
Louis bedachte ihn mit einem einfühlsamen Blick. „Möchtest du mir davon erzählen?"
Harry schüttelte den Kopf. „Nein", antwortete er. „Aber ich möchte dich bitten, dass du zu niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen über diese Sache verlierst."
Louis lächelte. „Natürlich nicht."
Der junge Soldat seufzte.
Diese Schwäche war ihm äußerst unangenehm, und offen gestanden wunderte es ihn beinahe selbst, wie ehrlich er mit Louis gewesen war.
„Ich möchte den guten Eindruck, den alle von mir haben, nicht riskieren", erzählte er schließlich, und sein Gesicht blickte in großer Sorge auf das Meer hinaus. „Aber ich weiß einfach nicht, wie ich die Sache wieder in den Griff bekommen soll."
Louis dachte einen Moment lang darüber nach, dann lächelte er. „Vielleicht können wir abends gemeinsam schwimmen, in einer weniger leistungsorientierten Atmosphäre."
Harry zog irritiert die Augenbrauen zusammen. „Was?"
„Wir könnten uns abends am Strand treffen, um miteinander zu üben", bot Louis an und Harry spürte, wie sein Herz einen kleinen Sprung machte.
Er mochte Louis.
Er war so hilfsbereit und ruhig.
„Du meinst, du würdest mit mir üben, keine Angst mehr vor dem Wasser zu haben?"
Louis nickte. „Genau."
Ein Lachen drängte sich aus Harry's Brust. „Meinst du das Ernst?"
Ein Grinsen legte sich auf Louis' Gesicht. „Na klar, warum denn nicht?"Einen Moment lang machte Harry sich Gedanken.
Was hatte er schon zu verlieren?
Immerhin hatte er ohnehin nicht viele Wahlmöglichkeiten, und er wusste nicht, was er sonst hätte tun sollen.
Also zuckte er die Schultern und lächelte zurück. „Wenn du auf diese Art und Weise deine Abende verschwenden willst..."
Ein zufriedener Ausdruck legte sich auf Louis' Lippen und er konnte spüren, wie sein Herz einen Takt schneller schlug.
Kaum merklich, aber doch sorgte es dafür, dass seine Wangen sich leicht rötlich färbten. „Dann sehen wir uns heute Abend?"
Harry schmunzelte. „Ja", antwortete er, und als sein Gegenüber sich bereits zum Gehen wandte, hielt er ihn noch kurz am Arm zurück. „Louis?"
Er drehte sich noch einmal zu Harry um und sah in dessen schimmernde, grüne Augen. „Ja?"
„Danke. Für vorhin. Ohne dich wäre ich wirklich in Schwierigkeiten geraten."
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Hallo meine Lieben!
Habt ihr es alle gut ins Wochenende geschafft?🥰
Was sagt ihr zu der Geschichte bis jetzt?🥰♥️All the love,
Helena xx
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Pearl Harbor
FanfictionIn den schicksalhaften Tagen des Jahres 1941, während sich die Welt inmitten von Spannungen und Unsicherheit befindet, entfaltet sich in Pearl Harbor eine Geschichte von Mut, Liebe und Vertrauen. Louis wird neu in Pearl Harbor stationiert und lernt...