Teil 28

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„Hast du lust dir ein Buch auszusuchen?"

Sie standen schon bestimmt eine Stunde am Geländer und er beantwortete ihre Fragen. Sie hatte viele Fragen gehabt als die erste Überraschung verflogen war und nun war sie nur noch begieriger mehr zu erfahren. Es war eine Welt in der sie bei weitem nicht das seltsamste war über das man offen sprechen konnte. Eine angenehme Abwechslung.

„Gibt es ein Buch hier das erklärt warum ich Feuer machen kann?" Damiens Blick wurde einen Moment beinahe mitleidig.
„Aus welcher Perspektive? Spirituell, wissenschaftlich oder Geschichtlich. Es gibt eine ganze Reihe Bücher über die Gabe des Feuers. Sie ist nicht unbedingt häufig aber doch bemerkenswert gut erfasst." Emma versuchte ihr Pokerface aufzusetzen, bevor er die dümmliche Begeisterung auf ihrem Gesicht sehen konnte, hatte aber seinem sanften Lächeln zufolge nur wenig erfolg.
„Von jedem etwas bitte." Sagte sie so würdevoll wie möglich und er verbeugte sich spöttisch und ließ sie allein.

„War das nicht der König mit dem du da gerade geredet hast?" Eine schlanke dunkelhaarige Frau lehnte sich neben ihr an das Geländer, kaum das er außer Sichtweite war.

„Ja ich denke schon" Emma setzte sich schnell eine Geschichte zusammen und konzentrierte sich dann auf die Perfekten Züge der Frau. „Ich bin Emma und du?" Sie setzte ein einfältiges Lächeln auf und streckte die Hand aus.
Fast schon erschüttert ergriff die Frau die Hand und ließ sie von Emma schütteln.
„Misandre Gelaree"

„Kennst du den etwa besser?" Fast unmerklich schlich sich der Akzent der Hafenbewohner von Keranta in ihre Worte und das dümmliche Grinsen das sich auf ihre Lippen pflanzte war beinahe echt. „Er und seine Leute haben mich aus ner ganz üblen Situation hinter so ner kleinen Kaschemme an der Grenze rausgeholt und mit her gebracht. Das sind super Jungs alle miteinander. Jetzt soll ich erst mal hier bleiben, bevor raus ist was ich als nächstes mache. Der König zeigt mir gerade alles" Sie kicherte albern. „Ich glaube der hat nen Narren an mir gefressen."

Misandre hatte sich schon wieder abgewandt und hielt Ausschau nach Damien. Sie hatte sie geprüft und als nicht bedrohlich eingestuft. Nur ein kleines Projekt eines gelangweilten Königs.

„Nun kleines das ist wohl kaum von Dauer schätze ich. Es gab sie schon vor dir und es wird sie auch nach dir geben." Sie sah sie einen Moment mitleidig an und wandte sich dann zu etwas hinter ihr um.

„Mach dir nur keine zu großen Hoffnungen. Abgesehen von deinem kleinen zerbrechlichen Herz um das du dir Sorgen machen kannst, wird nur etwas sehr besonderes Damien dazu bringen zu heiraten. Die Kleine von Herzog Huntres mit ihrem Geld und ihrer beeindruckenden Blutlinie hätte es vielleicht geschafft. Aber offenbar hat er einfach keine Lust seinen Lebensstil zu verändern." Sie warf sich das Haar über die Schulter und zog ab, und während Emma ihr hinterhersah, bemerkte sie einen Mann der sich gerade wieder in die Schatten zurückzog, die Augen fest auf die fremde Frau gerichtet.

Es dauerte nicht mehr lange bis Damien zurückkam, mit drei Büchern unter dem Arm, aber doch lange genug um Emmas Erinnerungen an all die Nervtötend Neugierigen Menschen zurückzubringen, mit denen sie in der Vergangenheit ähnliche Gespräche geführt hatte. Im Schutz einer Blonden Perücke einer Maske und James oder Deli an ihrem Arm war sie auf etliche Abendveranstaltungen gegangen, auf der es immer ein oder zwei Leute gab die sich zu begierig auf Tratsch stürzten um sympathisch zu sein.

Auch der Mann trat wieder aus dem Schatten und kam zeitgleich mit ihm an.

„Milord auf ein Wort."

Er trat einen Schritt zurück und flüsterte Damien ein paar Sätze ins Ohr. Der Nickte und lehnte sich neben sie ans Geländer.

„Es wird demnächst hell. Der Sonnenaufgang ist besonders spektakulär aus der Luft und es ist ein Wolkenfreier Tag. Wir können uns den Morgen im Himmel vertreiben und den Nachmittag auf den Felsenebenen oder so verbringen. Wo du willst." Emma lächelte ihn an und nickte während sie ihm die Bücher aus der Hand nahm.

„Ok. Aber ich würde gerne eines davon mitnehmen." Er legte ihr die Hand auf den Rücken und dirigierte sie sanft nach rechts und tiefer in die Gänge aus Büchern hinein, bis sie an einer kleinen Tür ankamen die bereits von dem Mann aus den Schatten für sie geöffnet wurde." Dahinter kam wieder eine schmale Treppe zum Vorschein, deutlich steiler als die letzte dafür aber besser beleuchtet.
„Was hat Misandre zu dir gesagt?" Emma fragte sich ob er das hatte üben müssen, das lautlose gleiten seiner Schritte und die Katzenhafte Eleganz mit der er sich bewegte. Diesmal ging er ihr voraus, drehte sich aber jetzt um um sie betrachten zu können. Rückwärts war er immer noch schneller als ihr lieb war.

„Hat dir das dein Schatten nicht schon alles erzählt?" Sie klang ein wenig schnippisch. Was in Anbetracht der Situation aber vollkommen verständlich war. Emma hasste Treppen. Definitiv ein Nachteil hier, in Maren bauten die Menschen vernünftig flach.

„Milan ist hier für deine Sicherheit und nicht um mir Klatsch und Tratsch zu erzählen. Ich verlassen mich lieber auf deine Aussage."

Emma zuckte mit den Schultern und blieb auf dem Treppenabsatz stehen um wieder zu Atem zu kommen.

„Ach nur das sich ein Bauernmädchen wie ich nicht zu viele Hoffnungen auf ein wildes Herz wie deines machen sollte. Ich hab ihr erzählt du und deine Leute haben mich in einer Schenke an der Grenze aufgesammelt. Scheint als hätte ich damit genau die Richtige Geschichte erzählt." Sie warf sich das Haar mit Schwung über die Schulter und stapfte weiter die Treppe nach oben.

Damien brummte ein wenig und folgte ihr. „Naja das stimmt schon. Aber noch nie hab ich ein Mädchen auf mir reiten lassen" Er kicherte kurz und fuhr schnell fort „Jedenfalls habe ich Anweisung gegeben uns Frühstück und Mittag einpacken zu lassen. Und weil es da oben verflucht kalt ist musst du jetzt hier abbiegen." wieder ein Treppenabsatz und erleichtert trat Emma auf den Flur hinaus. Damien legte wieder seine Hand auf ihren Rücken und führte sie den Gang entlang.

„Der Tag heute gehört nur dir. Morgen muss ich mich wieder um meinen Thron kümmern. Nimm dir alles was es gibt und pack es übereinander." Er öffnete eine Tür und schob sie in einen Raum in dem Regale voller Kleidung ordentlich nebeneinander standen. Lief einen Moment darin herum und drückte ihr dann einen ganzen Haufen Kleider in die Hand.
„Wir fliegen viel höher als die Furera es gewohnt sind. Und bevor du fragst nein die hast du noch nicht getroffen. Anders als die Satyren und Wechselhäute lernen sie hier auf andere Art. Wenn wir rechtzeitig loskommen, können wir nach einem Flug im Sonnenaufgang das Morgentraining anschauen" Er lächelte sie an und zog die Tür wieder zu.

Emma seufzte und legte den Haufen ab. Es waren enge und weite Hosen, Hemden alles aus ungefärbter Wolle und Seide und eine Art Uniform die mit doppeltem Futter und dem Drachenwappen auf der Brust versehen war. Super.

Dennoch konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen bei der Erinnerung an seinen lockenden Tonfall. Und die Gelegenheit durfte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Aus der Luft konnte sie perfekt mögliche Fluchtwege koordinieren. Emma stutzte.
Seit wann dachte sie denn an Flucht. Eigentlich hatte sie die Möglichkeit schon mit dem Flug über die Berge als unmöglich abgestempelt und doch hatte sie die Möglichkeiten in betracht gezogen seit sie die ganzen Bücher gesehen hatte.

Naja. Dachte Emma während sie sich die schwarze Uniform überstreifte. Das nehme ich wohl dann so wie es kommt. Eins nach dem anderen. Sie würde einfach aufmerksam alles beobachten und wenn sie eine Gelegenheit fand konnte sie immer noch darüber nachdenken ob sie sie ergreifen sollte.

DrachenfeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt