Teil 41

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Emma war nackt und allein in der Dunkelheit. Nur der eiskalte Wind war ihr Gesellschaft der sie umpeitschte
Er erzählte ihr Geschichten. Von den Schicksalsweberinnen und ihren Fäden aus Leid und Glück und Mitgefühl und Reue, ihrem ewigen Streben nach einem Gleichgewicht das niemals erreicht werden konnte.
Der Wind sprach mit ihr und Emma erzitterte unter dem Klang seiner Stimme und der Macht die in seiner Wahrheit lag.
Ihr Herz war ihr Feind es hämmerte in ihrer Brust egal wie tief und langsam sie ihren Atem hielt, sprang ihr in die Kehle, verzweifelte Schluchzer gesellten sich dazu und verhakten sich in ihrer Brust, verbündete sich mit ihrem Herzen um sie zu ersticken. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie. Der Boden unter ihr fühlte sich weicher an als erwartet. Dichtes Moos und Kiefernnadeln. Dunkelgrün im Licht eines frühen Morgens.

Emma sah auf. Sie hockte auf einem kleinen Hügel, um sie herum bildeten die Stämme uralter Wolkentannen Säulen für das Gebilde das dem Baum seinen Namen gab. Wie Wolken breiteten sich die verschlungenen Äste mit den Weißgrauen, fedrigen Nadeln um sie herum aus. Dazwischen immer wieder, fast wie Zimmerpflanzen gegen die gigantischen Nachbarn Buchen und Kiefern die den rest des durchschimmernden Tageslichtes verarbeiteten und von den feucht warmen Klima profitierten das die Tannen unter ihrem Dach produzierten.

Das Licht wurde stärker Emma betrachtete voll staunen die dunkelgrau gemusterten Säulen und ihr Dach aus Himmel, schöner und beeindruckender als jedes geschaffene Objekt es jemals sein könnte, doch schon bald stand die Sonne direkt über ihr und begann ihren Abstieg, nur durch die schnell wandernden fedrigen Lichtklekse zu erkennen. Emma blinzelte, das Licht färbte sich Orange und war verschwunden. Wieder war es dunkel und kalt und der Wind kehrte zurück mit all seinen Geschichten und seiner Wahrheit die er ihr unbedingt einreden wollte. Er lockte sie mit nie geteiltem Wissen und ungeahnter Macht, wollte das sie zu ihm kam und mit ihm sang. Emma hielt sich die Ohren zu wollte seine Versprechungen nicht hören.
Doch die Stimme sang weiter in ihrem Kopf. Wieder ging eine Sonne auf und unter, die Schönheit um sie herum verzauberte sie und machte das drängen in ihr erträglicher, doch nie verstummte der Wind, strich über ihre nackte Haut, und zerrte an ihren Haaren und mit dem verschwinden des letzten Tageslichts fing der Wind an zu brüllen, lieh sich die Stimmen ihrer liebsten und ließ sie mit ihnen Locken und drängen. Als der Wind ihr mit der Stimme ihres Vaters versprach sie immer zu lieben wenn sie nur endlich zu ihm käme, gab sie ihr schweigen auf.
„Nein" Niemals würde sie auf diesen Trick hereinfallen. Der Wind verlegte sich aufs Flehen und Betteln, erzählte ihr alle die sie liebten wären in Gefahr und sie musste nur zu ihm kommen um sie alle zu retten. Wieder hielt Emma sich die Ohren zu und als es nichts brachte fing sie an zu schreien um das Jammern in ihrem Kopf zu übertönen.

Sie wachte von ihrem eigenen Geschrei auf und Damiens Hand die sie an der Schulter rüttelte. Emma rollte sich aus dem Bett und stöhnte vor Schmerz auf. Ihr ganzer Körper war verkrampft und blau von der Trainingseinheit die sie mit Kathrine gemacht hatte. Als sie danach wie zerschlagen zurückgekommen war, hatte Damien sie erwartet und mit sich unter die Dusche gezerrt. Sie war noch im Badezimmer in seinen Armen eingeschlafen.

Sie war immer noch erschöpft, als hätte sie gar nicht geschlafen, doch die Morgendämmerung schlich sich schon über die Berge. Außerdem war sie gereizt und unruhig. Die Erinnerung an den Traum war verschwommen, doch er hatte ein ungerichtetes Drängen in ihr zurückgelassen das sie nicht verstand und nicht mochte.

Emma streckte sich langsam und vorsichtig, konnte Damiens Blick dabei auf sich spüren, wie eigentlich immer wenn er mit ihr in einem Raum war. Doch während dieser Blick ihr normalerweise die Hitze in die Wangen steigen ließ, oder in ihr den Impuls auslöste sich darunter zu räkeln wie eine rollige Katze, wollte sie ihn heute anfauchen sich ein anderes Studienobjekt zu suchen. Also humpelte sie ins Bad und schloss die Tür hinter sich ab. Eine heiße Dusche sollte ihr helfen diese miese Brise abzuschütteln.

DrachenfeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt