Emma starrte ihm hinterher. Sie hatte keine Ahnung was gerade passiert war. Im einen Moment hatte er gelacht und sie geküsst und ihr Apfelkuchen versprochen und im nächsten war er verschwunden. Sie sah noch immer sein Gesicht vor sich, als er den Raum verlassen hatte. So voller Wut und Verachtung.
„Na komm Prinzessin" Aiden stand an der Tür und betrachtete sie mit einem fast mitleidigen Ausdruck im Gesicht. Unwillig schüttelte sie den Kopf und straffte die Schulter während sie auf ihn zu ging. Sie war verdammt noch mal eine zukünftige Königin. Deshalb lächelte sie Aiden höflich an, ging mit gerecktem Kinn an ihm vorbei und schlug den Weg zu Damiens Zimmer ein.
„Kann ich nicht mein eigenes Gefängnis haben? Ist es nicht irgendwie ganz schön unangemessen mich in den Zimmern eures Königs einzusperren?" Ihre Stimme klang genau so wie sie es haben wollte. Arrogant, genervt und ein ganz klein bisschen missbilligend.
„Ja ist es schon. Aber Damien will es so." Aiden legte ihr eine Hand auf die Schulter als sie gerade die letzte Ecke umrunden wollte und drehte sie zu sich herum.
„Es liegt nicht an dir das er abgehauen ist. Ich habe ihn seit einem Jahr nicht mehr dazu gebracht diesen Raum zu betreten und das letzte mal hat es nur geklappt weil ich ihn so betrunken gemacht habe das er sich in die Ewige Flamme übergeben hat." Aiden lächelte sie verlegen an.
„Ich hab ihn schon lange nicht mehr so glücklich gesehen wie in den letzten Tagen. Nicht mehr seit seine Schwester gestorben ist." Emma betrachtete kurz ihre Fingernägel um ihre Verlegenheit und Freude vor ihm zu verbergen, dann als sie ihren Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle hatte sah sie ihm in die Augen
„Wie ist seine Schwester gestorben?" Aiden zog überrascht eine Augenbraue hoch
„Das weißt du nicht?" Sie schüttelte den Kopf und Aiden biss sich unsicher auf die Unterlippe
„Ich weiß nicht ob dir das nicht lieber Damien selbst erzählen sollte." Er schnaubte und zog sie hinter sich her zur Tür die ihnen von den Wachen die noch immer davor standen geöffnet wurde. „Aber das wird er wahrscheinlich eh nicht tun. Also was soll's." Er ließ sich in den Sessel im Eingangsbereich fallen und legte seine Füße auf den kleinen Tisch davor.„Los setz dich." Emma ließ sich auf die Couch sinken und faltete die Hände im Schoß. Aiden zog spöttisch eine Augenbraue hoch sagte jedoch nichts dazu.
„Also so weit ich weiß waren Serina und das Königspaar auf so einer spirituellen Reise zum Feuerberg. Etwas was jeder angehender Herrscher tut. Vielleicht weißt du das nicht aber der Feuerberg ist den Drachen von je her heilig. Jedenfalls mussten sie dafür die Wolfsblutebenen überqueren." Emma sah wahrscheinlich genauso ratlos aus wie sie sich fühlte, den Aiden brach ab und schüttelte den Kopf.
„Also gut. Serina und ihre Eltern sind von hier Richtung westliche Küste geflogen um auf die" Er zögerte kurz und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. „Ich glaube ihr nennt sie Ascheinsel, zu kommen. Dabei haben sie die südlichen Ebenen überquert und wurden abgeschossen. Damien hat sie alle drei auf einmal verloren. Er wurde Waise, Thronfolger und König an einem Tag. Mit Serina und Tara sind außerdem die letzten weiblichen Nördlichen Drachen gestorben." Aiden ließ kurz den Kopf hängen und starrte auf seine Hände.
„Du wirst also vielleicht verstehen das deine Ankunft und diese irre Verbindung die ihr zueinander habt, gemischte Gefühle in Damien auslösen. Gib ihm etwas zeit, er ist ein guter Kerl."Emma schnaubte. Es war nicht so das sie das nicht auch glaubte. Zu ihrer Bestürzung tat sie das tatsächlich. Was aber nichts an der Tatsache änderte das es total irre war was hier gerade mit ihr passierte. Ob er ein guter Kerl war oder nicht war total irrelevant. Naja nicht total aber sie wollte von niemandem so abhängig sein. Sein plötzliches Verschwinden hatte sie schon wieder zittrig und verfroren zurückgelassen und jede Faser ihres Körpers sehnte sich nach seiner Wärme, seiner Anwesenheit, verdammt sie vermisste sogar seinen Geruch.
„Und du? Bist du ein guter Mensch?" Die Frage riss sie aus ihren Gedanken und als der Sinn der Worte bei ihr ankam lachte sie unwillkürlich auf.
„Ich habe keine Ahnung. Was soll das denn sein?" Emma stand auf, die Unruhe in ihrem Körper war kaum auszuhalten. Alles vibrierte und kribbelte, trieb sie an irgendetwas zu tun. Aiden lief ihr hinterher in die Ecke des Zimmers in der ein großes Bücherregal stand und fischte zielsicher ein dickes abgegriffenes Buch heraus.
„Solltest nicht du als zukünftige Königin das ganz genau wissen? Bei euch ist es immerhin nicht nur die Krone die du trägst sondern auch die Verantwortung für Recht und Ordnung" Emma nahm das Buch von ihm entgegen >die Tugenden der mächtigen Person< stand auf dem Einband und wenn sie von seinem letzten Satz nicht so irritiert währe hätte sie über den Titel und seine Implikationen wahrscheinlich länger nachgedacht.
„Heißt das Damien trägt diese Verantwortung nicht?" Kopfschüttelnd zog Aiden sie wieder zum Sofa und zerrte sie förmlich neben sich in die Kissen.
„Damien macht nicht die Gesetze und führt sie auch nicht aus. Bei uns ist der König eher ein Vermittler, eine am besten Parteilose Instanz die dafür sorgt das wir friedlich mit unseren Problemen umgehen und der Rat sich an seine eigenen Regeln hält."
Es war faszinierend, dieser Einblick in eine Kultur die sie sonst nur aus Gruselgeschichten und verstaubten Büchern kannte. Also versuchte sie sich zu entspannen, atmete tief durch und ließ sich in die Kissen sinken.
„Was ist der Rat?" Es tat gut jemanden zu haben der redete während ihre Zellen noch immer vor Anspannung vibrierten und ihre Knochen vor Kälte zitterten. Und während Aiden ihr von den sieben Fraktionen der Tyrer erzählte die mit jeweils sieben Abgeordneten den Rat bildeten, und ein paar Anekdoten von ihren ständigen Streitereien zum besten gab wurde zumindest die Anspannung weniger.Aiden berichtete gerade wie Damien einmal beinahe den Abgeordneten der Blutwölfe aus dem zweiten Stock geworfen hatte, als es an der Tür klopfte und ein Mädchen hereinkam, in der einen Hand einen Teller mit einem riesiges Stück Apfelkuchen darauf in der anderen einen Krug und ein Glas. Sie sagte kein Wort stellte nur ihre Last auf dem Tisch ab und ging wieder. Aiden grinste sie an. „Sag ich doch das er ein guter Kerl ist. Denkst du ich kann ein Stück haben? Rosanna macht den besten Apfelkuchen den du je essen wirst."
Emma hatte sich schon dem Krug zugewandt und schnupperte daran. Warmer Apfelwein. Sie lächelte ein wenig. Eins musste man ihm lassen, er wusste wie man sich beliebt machte, wenn schon nicht durch anständiges Benehmen dann wenigstens durch die richtigen Geschenke.
„Wenn er so gut ist dann will ich ihn vielleicht selber essen"
„Mist hätte ich bloß nichts gesagt." Emma zuckte die Achseln und grinste ihn dann an.
„Selbst den besten Kuchen würde ich mit dir teilen. Das Stück ist eh viel zu groß für mich alleine. Und ich bin gerade eh eher beim trinken." Sie füllte das Glas und legte dankbar die klammen Finger darum.
„Mir ist ständig kalt, es ist zum verrückt werden" Aiden betrachtete sie einen Moment bevor er sich ein Stück von dem Kuchen abbrach und es in Null Komma nichts herunterschlang.
„Das liegt an der Verbindung. Damien zittert auch die ganze Zeit wenn er zu weit von dir entfernt ist." Emma warf ihm einen kritischen Blick zu und zog den restlichen Kuchen zu sich heran.
„Toll und hört das auch irgendwann wieder auf?"
„Das ist für immer Kleines. Sorry."
Emma stöhnte auf und trank ihr Glas in einem Zug leer.
Aiden zog nur eine Augenbraue nach oben und füllte nach.
Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander und aßen und tranken. Der Apfelkuchen war tatsächlich hervorragend und der Wein wärmte sie ein wenig auf und langsam aber sicher wurden Emmas Lieder immer schwerer und ihre Gedanken langsamer. Der Tag war lang und aufwühlend genug gewesen, und nun forderte er seinen Tribut. Sie schloss die Augen nur für eine Minute, dann währe sie wieder wacher und würde die Gelegenheit nutzen und ein paar dringen nötige Antworten von Aiden bekommen. Zehn Minuten später trug Aiden sie in Damiens Bett. Sie bekam nicht mehr mit wie er ihr sanft die Haare aus dem Gesicht strich und ihr die Decke bis unters Kinn zog.
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Drachenfeuer
FantasyEmma ist die Kronprinzessin. Damien ist der König. An sich eine perfekte Verbindung. Nur leider sind die beiden Länder verbunden durch eine Lange Geschichte von Hass, Mord, Totschlag und allem was zu einem Krieg dazu gehört. Trotzdem werden sie sic...