Teil 22

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Emma lief unruhig auf und ab. Nachdem sie vor ein paar Stunden Damiens Gemächer verlassen hatte und sofort von vier Wachen eingekesselt gewesen war, war sie eine Weile im Schloss herumgewandert.

Es hatte nicht wirklich viel gebracht da sie hauptsächlich im Kreis gelaufen waren. Die Wachen hatten sie beinahe jedes mal aufgehalten, wenn sie einen Raum betreten wollte und nicht selten hatten sie sie sehr dezent an der ein oder andern Gabelung in Richtung der Gemächer zurückgelotst.

Nachdem sich mal wieder einer der Wachen, ohne ein Wort zu sagen vor eine Tür gestellt hatte damit sie nicht mehr vorbei konnte, hatte sie sich frustriert wieder zurück in die Zimmer begeben in denen sie geschlafen hatte.

Nun lief sie schon seit mehreren Stunden unruhig im Zimmer auf und ab. Wieder einmal strich sie sich mit einem Finger über die leichte Erhebung an ihrem Hals, wo Damien sie gebissen hatte. Die Wunde war mittlerweile komplett verheilt, sehr viel schneller als eine normale Wunde jemals heilen würde. Sie blieb vor einem großen Spiegel stehen und betrachtete die Wunde.

Von den beiden Erhebungen die seine Zähne in ihrer Haut hinterlassen hatten, verästelten sich feine Linien, die so gut wie unsichtbar waren. Während es an ihren Schultern eher noch aussah wie ein willkürlich verteiltes Gewirr aus Adern verdichteten sich die Linien, je näher sie ihrem Herzen kamen, immer mehr und wurden zu einem, aus drei ineinander gedrehten Linien bestehenden, Strang der sich bis über ihr Herz zog und sich dort wie eine Blume über ihre Brüste entfaltete.

Emma musste zugeben, dass es ziemlich cool aussah. Nur hatte sie sich immer gedacht sie würde sich das Motiv für ihr erstes Tattoo selbst aussuchen.

Wahrscheinlich wäre es eine Flamme gewesen, das Wappen ihrer Familie. Und wahrscheinlich hätte sie es sich genau an die stelle stechen lassen, an dem sich jetzt das Zeichen des Dunklen entfaltete. Sie schüttelte über ihre eigenen Gedanken den Kopf.

Als es an der Tür klopfte ließ Emma schnell ihr T-Shirt fallen und drehte sich um. 

An der Tür stand ein ihr unbekannter Mann, in die Farben Tyras gekleidet. Er verbeugte sich leicht vor ihr „Seine Majestät bittet euch in den Speisesaal zum Abendessen" Emma lächelte und nickte ihm zu. Spielend schlüpfte sie in die Rolle der wohlerzogenen Prinzessin.

„Natürlich ich komme sofort" gab sie freundlich zurück. Der Mann verbeugte sich wieder und verließ das Zimmer. Kaum schloss sich die Tür hinter dem Diener rutschte das Lächeln auch schon aus Emmas Gesicht und sie richtete ihren Blick wieder auf ihr Spiegelbild.

Sie sah furchtbar aus. Ihre Haare waren total durcheinander, weil sie immer wieder hindurchgefahren war, ihre Kleidung, in der sie geschlafen hatte, war zerknittert und sie hatte Ringe unter den Augen. Ihr Aussehen war keineswegs standesgemäß, geschweige denn schicklich. Doch dann zuckte sie nur die Achseln, strich noch einmal kurz glättend über ihre Haare und Kleidung und ging zur Tür.

Sie war eine Gefangene in einem fremden Schloss. Man konnte wohl kaum von ihr erwarte das sie sich angemessen kleidete, wenn sie die Mittel die sie dafür benötigt hätte nicht besaß.


Der Raum war mit Kerzen ausgeleuchtet die ihr flackerndes Licht über einen reich gedeckten Tisch wandern ließen.

Damien saß mit dem Rücken zur Tür durch die sie gekommen war und unterhielt sich leise mit einem Mann der neben seiner Armlehne hockte. Der Mann der sie hier her gebracht hatte und der vor ihr durch die Tür getreten war, hatte sich bereits wieder in Bewegung gesetzt während sie noch das Ambiente betrachtete.

Er ging auf Damien zu und hockte sich neben seinen anderen Arm. Unsicher blieb Emma stehen und sah den Männern zu wie sie flüsterten.

„Okay genug für heute" Damiens genervte Stimme hallte durch den großen Raum. „Den Rest können wir morgen besprechen" Die beiden Männer zu seinen Füßen erhoben sich und verließen eilig den Raum.

Damien stand von seinem Stuhl auf und kam auf sie zu. Er lächelte Emma an. Emma starrte ihn nur weiter an. Sie hatte keine Ahnung was er von ihr erwartete.

„Komm iss mit mir" sagte er als er bei ihr angekommen war und griff nach ihrer Hand. Emma spürte wie eine Gänsehaut bei seiner Berührung über ihren Körper lief. Sein Lächeln wurde breiter und sie sah wie sich ein glitzern in seinen Augen breit machte. Er zog sie hinter sich her und rückte ihr den Stuhl zu seiner Rechten zurecht.

Nachdem sie den ganzen Tag in ihrem Zimmer auf und ab gegangen war, war sie nun fast dankbar sich setzen zu müssen. Fast. Unruhig rutschte sie an die Kante des Stuhls.

Damien ließ sich ebenfalls auf seinem Stuhl nieder, wieder musste sie die Art bewundern wie er sich bewegte. Bei all dem Training das sie gehabt hatte, hatte sie diese Art von Gleichgewicht doch nie gehabt.

„Es tut mir wirklich Leid, dass ich dich solange habe warten lassen. Wenn man eine Weile fort war wollen immer alle etwas von einem. Du weißt sicher wie das ist."

Emma zog eine Augenbraue hoch und sah ihn an „Genaugenommen weiß ich das nicht"

Im Geiste klopfte sie sich auf die Schulter für ihre vor Verachtung triefende Stimme der man die Unruhe die sie schon den ganzen Tag plagte nicht anhörte.

Damien betrachtete sie eine Weile. Sie sah so gefasst aus. Er hatte keine Ahnung wieso aber das störte ihn gewaltig. Wahrscheinlich, weil sie bei weitem nicht so gefasst war wie sie tat. Er konnte ihr Herz schlagen hören, schneller als normal, er roch den leichten Schweißfilm auf ihrer Haut, salzig und feucht.

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Was sie konnte, konnte er schon lange.

In diesem Moment kamen die Bediensteten aus der Küche und trugen das Essen auf. Eine Weile aßen sie schweigend. Damien gab sich wirklich Mühe Emma nicht zu beachten. Mit großer Genugtuung sah er zu wie sie immer nervöser wurde. Als sie schließlich fertig mit essen waren hatte er noch immer nicht ein Wort gesagt und Emma rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum.

Mit einem Winken seiner Hand scheuchte er die Bediensteten die den Tisch abgeräumt hatten wieder aus dem Raum. Er stand auf, stellte sich neben Emmas Stuhl und bot ihr seine Hand. Zögernd nahm sie sie und stand auf. Damien hob eine Hand, griff nach einer Strähne ihres Haars und wickelte sie sich um den Finger.

Er liebte ihr Haar. Es sah aus wie die Glut des Feuers in seinem Kamin kurz bevor es ausging. Ein kleiner Hauch genügte um es hell auflodern zu lassen, wie sie auch. Er sah in ihre Augen. Er mochte auch ihre Augen, so grün wie die frischen Knospen an den Bäumen im Frühling. Genaugenommen gab es nicht viel was er nicht an ihr mochte. Er sah auf ihre Hand hinunter.

An ihrem Ringfinger funkelte der in Silber gefasste Smaragd der mit dem Wappen der Königlichen Familie von Maren versehen war. Nun ja, fast nichts. Wie aus einem Reflex heraus griff er nach dem Ring und wollte ihn von ihrem Finger ziehen.

Doch ebenfalls wie aus Reflex schloss sie ihre Hand zur Faust. „Nein!" Fauchte sie ihn an und in ihren Augen loderte das Feuer von dem er gerade noch geschwärmt hatte. Kurz loderte auch in ihm ein Feuer auf, doch er schluckte es schnell herunter.

Er verstand sie. Auch wenn ihm das nicht unbedingt gefiel.

Verdammte Verbindung. Er nickte, zog seine Hand jedoch nicht zurück, sondern legte sie stattdessen über den Ring um ihre.

DrachenfeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt