Teil 40

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Für jemanden der nur sehr selten in seinem Leben ein Gefühl von anhaltender Zufriedenheit genossen hatte, grenzte es an einen Paradiesischen Zustand, als die nächsten Tage ohne größere Zwischenfälle ins Land plätscherten. Sie verbrachte den Großteil ihrer Zeit dicht an Damiens Seite geschmiegt, entweder in dem großen Sessel den er am zweiten Abend vor den Kamin zog, weil er bemerkte wie gut es ihr gefiel vor dem Feuer zu sitzen, oder im Bett, wo er sie wieder und wieder in einen taumeligen Zustand der Lust versetzte, in dem es ihr mehr als schwer viel auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

Manchmal kam Aiden vorbei und sie hingen zusammen herum oder spazierten durch die leeren Flure zu irgendeinem wunderschönen Zimmer oder Balkon oder Garten im Schloss, normalerweise mit einer atemberaubenden Aussicht. Ein paar mal verschwand Damien für ein paar Stunden und dann kamen Silas und Kathrine vorbei und leisteten ihr Gesellschaft, so nannte zumindest Damien seine schlecht versteckte Schutzwache. Milan ließ sich kein einziges mal blicken, doch sie spürte ihn als schützenden Beobachter in den Schatten wann immer sie die Zimmer verließen.

Im Großen und Ganzen war sie noch nie so glücklich gewesen. Er verhielt sich wie der perfekte Gentleman, war geduldig, klug und auf eine fast beängstigende weise Aufmerksam, was sie unglaublich sexy fand. Und mit jeder Minute die sie miteinander verbrachten wurde die Verbindung fester, wie Silas gesagt hatte. Sie konnte es fühlen, es war nicht mehr wie am Anfang ein fast schmerzhaftes Drängen, sondern eher wie eine beständige Wärme die ihren Körper durchströmte und die aus ihm heraus zu kommen schien. Manchmal, vor allem wenn sie zusammen lachten, oder miteinander zum Höhepunkt kamen, konnte sie es wie einen Schwall in sich spüren und fast so etwas wie Gefühle darin ausmachen. Wie ein kleines Kaleidoskop seiner Emotionen in ihrem inneren. Es war überwältigend und faszinierend und sie hatte ihm noch nichts davon erzählt.

Natürlich gab es eine Schattenseite. Das Heimweh zerfraß sie manchmal förmlich, vor allem wenn sie wieder mal ein gelesenes Buch zuklappte und sich vor der Herausforderung sah ein neues auszusuchen. Sie sehnte sich nach jemandem mit dem sie ihre neu gefundenen Erkenntnisse teilen konnte, jemanden der ihre tiefe Verwirrung verstand, und ihre Schreckhaftigkeit und die Angst vor Verurteilung die ihr so tief eingepflanzt worden war. Wenn sie ganz ehrlich war sehnte sie sich nach niemandem mehr als nach James. Es war wie eine tiefsitzende Wunde die ständig juckte, ohne das sie sie jemals kratzen könnte. Er würde sie verstehen, ihr wieder halt in einem Weltbild geben das ihr mit jeder neuen unglaublichen Seite weiter entglitt. Mit jedem ungedämpften Lachen in der Bibliothek, mit jedem Akt der Freundlichkeit den sie mitbekam und mit jedem Lied das sie sang ohne je etwas anderes als Gelächter oder Applaus dafür zu ernten. Und es waren viele. Sie sang und las und lachte so viel wie noch nie in ihrem Leben. Alles war beinahe perfekt.

Als die zweite Woche ihrer „Gefangenschaft" sich langsam dem Ende zuneigte, kam Aiden in den Raum gestürmt, wie immer ohne anzuklopfen. Emma und Damien saßen wie meistens in den letzten Tagen zusammen vor dem Feuer und blätterten in Papier. Emma beschäftigte sich mit einem Gedichtband, den Kathrine ihr zugesteckt hatte und Damien hatte einen ganzen Haufen loser Blätter neben sich die er durchging und ab und zu benutzte er ihren Oberschenkel um seine Unterschrift darunter zu setzen. Die Reste des Frühstücks das sie sich geteilt hatten Standen auf dem Tischchen auf ihrer Seite, auf einem Stapel Bücher die sie schon gelesen hatten.

„Hey Leute. Tut mir Leid euch zu stören aber Damien das solltest du dir anschauen." Emma runzelte die Stirn und sprang auf. Wie immer wenn er so aus dem Raum gerufen wurde, mied er ihren Blick, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand.

Doch diesmal ging Aiden mit ihm. Sie war alleine. Sie brauchte nur ein paar Sekunden um zum Schreibtisch zu schlüpfen und die Schublade aufzuschließen, den Schlüssel hatte sie schon vor Tagen gefunden, unter der Lampe. Sie wurde rot als sie sich an den Moment erinnerte, doch gleich darauf wich ihr alle Farbe aus dem Gesicht und sie erstarrte einen Augenblick, mit ihren Fluchtplänen in Händen. Dann blätterte sie wie mechanisch eine Seite nach der anderen um, prägte sich ein was sie konnte. Um ihr Glück nicht auf die Probe zu stellen sorgte sie dafür das alles so war wie zuvor und legte den Schlüssel in den perfekten Staub Abdruck in dem sie ihn gefunden hatte.

DrachenfeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt