14. Kapitel - Informationsveranstaltung

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Die Informationsveranstaltung, von der Lian erzählt hatte, fand in der kleinen Holzhütte statt, in der auch Janine versucht hatte ihre Forschung vorzustellen. Ich war auf unserem Weg in diese Hütte nachdenklich gewesen. Eigentlich fand ich die Vorstellung, in Zukunft mit Michelle, Linn und Connor auf eine Schule gehen zu können, ziemlich cool. Seine Freunde bei sich zu haben, war etwas, das ich sehr zu schätzen wusste. Aber gleichzeitig fragte ich mich auch, ob Lian weniger dazu verleitet werden würde kiffen zu wollen, wenn wir nicht die Möglichkeit hätten jeden Tag mit ihnen abzuhängen.

Am Samstag, als mich Linn zum Schwarzen Orden zurückgebracht hatte, waren wir noch einige Stunden in Gesprächen über Lian und Michelle versunken gewesen. Ich hatte kaum an etwas anderes als Lian, der nur kiffte, um seine Gefühle zu unterdrücken, denken können. Und Linn war es ähnlich ergangen. Sie hatte sich Gedanken über Michelle gemacht. Denn die schien die gleiche Herangehensweise zu haben - kiffen und trinken, um sich von den unschönen Gedanken und Gefühlen ablenken zu können.

Linn und ich hatten solange unsere Bedenken miteinander geteilt, bis die Anderen vom See zurückgekehrt waren. Ich hatte ihr von dem Gespräch mit Lian erzählt und sie hatte mir daraufhin geraten, abzuwarten. Etwas anderes konnte ich nicht tun. Ich musste abwarten welche Entscheidungen die Schule heute traf und was Lian daraus machen würde. Würde er sein Versprechen halten und nicht mehr kiffen, wenn die Schule wieder anfing? Oder würde es doch zur Gewohnheit werden? Was wäre, wenn wir noch ein oder zwei Wochen warten müssten, bis es wieder losging? Wollte er dann jeden Tag weiter kiffen?

Diese Vorstellungen lösten in mir immer noch ein ungutes Gefühl aus, also versuchte ich sie beiseite zu schieben. Linn hatte schließlich Recht. Etwas anderes, als abzuwarten, konnte ich nicht tun. Lian hatte zumindest gestern und auch heute nicht mehr gekifft. Und falls er wirklich vorhaben sollte, doch immer öfter zu kiffen und es dann sogar zu einer Regelmäßigkeit werden würde, dann müsste ich dieses Thema sowieso wieder ansprechen. Also ja, mir blieb nichts anderes übrig als abzuwarten.

Etwas anderes war es bei Michelle. Mit Michelle hatten wir über diese Thematik noch gar nicht ernsthaft gesprochen. Das wollten wir heute nachholen. Nach der Veranstaltung würden wir sie darauf ansprechen. Das Problem war nur, wie sollten wir das tun? Wie sollten wir Michelle vorsichtig danach fragen? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie dieses Gespräch lässig aufnehmen würde.

Sollten wir erstmal fragen, wie es ihr wirklich ging? Seitdem sie uns gebeichtet hatte, doch nicht so richtig über Jayden hinweg gekommen zu sein, hatten wir keine richtige Gelegenheit gehabt, sie in ruhiger Minute danach zu fragen. Sie war immer irgendwie high, betrunken oder kurz angebunden gewesen. Allmählich wurde es Zeit Michelle zu fragen, wie es ihr wirklich ging. Jayden hatte sie sehr verletzt, wieder einmal und es schien fast so, als würde sie das dieses Mal mehr treffen, als die Male davor. Oder sie hatte dieses Mal größere Schwierigkeiten sich von ihm fernzuhalten.

Ich wäre mit den Gedanken womöglich die gesamte Veranstaltung über bei Michelle geblieben, wenn mir Lian nicht auf die Schulter getippt und mich damit aufmerksam gemacht hätte.

Flashbacks, an den Abend von Janines Präsentation, holten mich ein und gaben mir ein beklemmendes Gefühl, als ich auf die Bühne schaute. Was sie jetzt wohl mit ihr machen würden? Ob sie den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen würde? Sie hatte schließlich einige Morde zu verantworten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man ihr dafür eine geringe Strafe geben konnte. Ich hoffte es jedenfalls.

Eine schlanke, hochgewachsene Frau, mit langen, grauen Haaren und einer ungewöhnlich ruhigen Ausstrahlung, trat ans Mikrofon heran. Mrs Rutherford? Was machte Mrs Rutherford hier auf dieser Bühne?

Die ersten Sätze, die sie sagte, verpasste ich. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mich zu wundern, dass sie diese Informationsveranstaltung leitete. Wo war Lians Onkel, Mr. Mendeville? Und wieso war niemand vom Obersten Rat hier? Man könnte doch annehmen, dass nach den vergangenen Ereignissen wenigstens einer von ihnen hier stehen und uns ein paar Antworten geben würde. Aber nein, die arme Mrs. Rutherford musste alles alleine abfangen.

Magische Träume (4. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt