30. Kapitel - Was war das?

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Ich sprang hektisch auf. Meine Sicht verschwamm, unsanft landete ich wieder auf dem Boden, während ich in den nächsten Hustenanfall geriet.

„Wer ist gesprungen?!", keuchte ich zwischen einer nur kurzen Pause des Hustens.

„Ey! Was macht ihr da? Seid ihr irre?!", hörte ich eine tiefe Stimme energisch zu uns rüber rufen. Ich musste dem Sprecher nicht mal entgegenblicken, um zu begreifen, dass das nicht Peter war, der uns da rief. Ich begab mich wieder in den Stand und drehte mich panisch um. Ein großer, schlaksiger, ernst dreinschauender Mann kam wütend auf uns zugestampft.

„Wir sollten abhauen", hörte ich meine Mutter flüstern und sah ihr zu, wie die Sachen meines Vaters aufsammelte. Er folgte ihr, nahm seine Sachen entgegen und zog mich dann an der Hand hinter sich her. Fassungslos starrte ich ihnen nach. Während ich meinem Vater hinterher stolperte und kaum Luft bekam, zwischen dem harten, reizendem Husten, fiel mir auf, dass sie beide hier waren. Keiner von ihnen war in das Wasser gesprungen. Warum? Und wie? Hatten wir es geschafft? War es vorbei? Nein- es hatte gerade erst angefangen.

„Was war das?!", hörte ich meine Mutter aufgebracht fragen, während sie den Motor unseres Autos startete und rasant anfuhr. Was war das? Ich hatte keine Ahnung.

„Das war nicht Peters Haus oder?", fragte ich zögernd.

„Ein Haus", mein Vater lachte ungläubig.

„Peter hat kein Haus, Peter hat nicht mal eine Frau", antwortete meine Mutter, während sie starrend auf die Straße blickte und wir mit jeder Sekunde mehr und mehr das Tempolimit überschritten.

„Wie bin ich auf die Idee gekommen Peter hätte ein Haus? Eine Frau? Wie sind wir dort hingekommen? Warum sind wir dort reingegangen? Warum bin ich in diesen Pool gesprungen?" So viele Fragen und niemand konnte sie beantworten.

„Ich... weiß... es nicht", flüsterte ich missmutig, während ich das Tacho mit unruhigem Bauchgefühl anstarrte. Wir waren bereits bei 60, obwohl in diesem Ort nur 50 erlaubt war. Und meine Mutter nahm ihren Fuß nicht vom Gaspedal. Im Gegenteil, sie ließ ihren Fuß darauf ruhen und die Zahl des Tachos stieß weiter und weiter an.

„Was war das?!", wiederholte meine Mutter verbissen. Ich wusste es nicht, aber ich hatte eine ganz ungute Ahnung. Das war einer dieser Träume gewesen oder? Das war mein erster realer Traum gewesen oder? Ich hatte von diesem Blau geträumt und diese... Magie, die eben passiert war, die hatte ich erschaffen oder viel mehr, meine Ängste hatten sie erschaffen. Aber warum? Wie war das passiert? Ich hätte niemals einen realen Traum haben dürfen, nicht jetzt, nicht vor meinem 18. Geburtstag. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich wollte das nicht. Ich hatte so viel, über das ich mir Gedanken machte. Das war zu viel, das schaffte ich nicht...

„Sam!" Über den Innenspiegel blickte mir meine Mutter in die Augen. Ich sah, dass sie mich zuvor mehrmal angesprochen haben musste. Sie sah genervt aus. Sie war sauer, sehr sauer.

„Was?"

„Das warst du, nicht wahr?!"

„Was?", fragte ich wieder und stellte mich damit dumm. Was war ich? Ich war das?! Das war furchtbar, das war unheimlich und es machte mir Angst. Wenn ich das beim ersten Mal geträumt hatte, was würde ich dann beim nächsten Mal träumen? Und wie lange würde es dauern bis es wieder passierte?

„Das warst du mit deiner Magie!", antwortete meine Mutter wütend. Sie drehte sich zu mir nach hinten um, um mir einen vorwurfsvollen Blick entgegenzubringen.

„Schau nach vorne!", sagte mein Vater energisch. Doch meine Mutter bestand darauf, mich weiterhin anzustarren, bis ich ihre Vermutungen bestätigte. 68, 69, 70...

Magische Träume (4. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt