Magische Träume (4. Teil)

95. Kapitel - Unerwartete Begegnung

Es folgte eine Nacht, in der es einfach passierte. Lian und ich hatten Sex, ganz ohne Erwartungen und Zwang. Es war nicht so wie es in den Büchern und Filmen häufig beschrieben oder gezeigt wurde. Nicht so perfekt und einfach. Wir waren Beide etwas unbeholfen und unsicher gewesen. Aber irgendwie war das gar nicht schlimm. Wahrscheinlich, weil wir es waren. Vor dem Anderen musste uns nichts peinlich oder unangenehm sein.

Wir hatten uns blöd angestellt die Klamotten loszuwerden, manchmal hatten wir sogar das Gleichgewicht verloren oder waren abgerutscht. Aber wir hatten einfach darüber gelacht und selbst das, hatte die Stimmung nicht kaputt gemacht.

Ich hatte es mir immer ganz anders vorgestellt. Ich hatte immer geglaubt man würde wissen wie das alles funktionierte. Am Ende musste man es aber selbst herausfinden. Und obwohl ich mit ganz anderen Erwartungen an die Sache rangegangen war, hätte es am Ende nicht besser sein können. Lian war sanft und vorsichtig gewesen, mit allem was er gemacht hatte. Und er war jedes Mal sicher gegangen, dass ich es mochte und dass er nichts tat, was ich nicht wollte. Ich hatte mich sicher bei ihm gefühlt, selbst in dieser leicht verletzlichen Situation. Ich hatte immer gedacht das Wichtigste dabei sei die Befriedigung. Doch für mich war es viel mehr die Verbundenheit zueinander, die ich so noch nie gefühlt hatte. So nah war ich ihm zuvor nie gekommen und es war, als wären wir uns auch auf einer ganz anderen Ebene viel näher gekommen.

Leo hatte die Nacht bei der Frau verbracht, die er in der Strandbar kennengelernt hatte. Am nächsten Tag hatte er kaum aufhören können von ihr zu erzählen. Er schien sich direkt verliebt zu haben. Die kommenden Tage verabredete er sich immer mal wieder mit ihr und war hellauf begeistert, wenn er zurückkam. Es sah so aus, als würde das in eine ernstere Richtung gehen, als zunächst angenommen.

Die nächste Woche in Portugal verging wie im Flug. Leo musste wieder arbeiten, was bedeutete, dass Lian und ich uns die Zeit alleine vertreiben mussten. Wir machten einen Trip nach Lissabon, zur Hauptstadt Portugals und schauten uns dort ein paar Sehenswürdigkeiten an. Außerdem besuchten wir Óbidos, eine Stadt, die von einer großen Schlossmauer komplett umzäunt worden war und wunderschön aussah. Man konnte bis ganz nach oben laufen und hatte von dort einen atemberaubenden Überblick über die kleine Stadt. Die Häuser hier sahen schön aus, strahlend weiße Außenfassaden und orangene Dachziegel.

Die meiste Zeit verbrachten wir aber immer noch am Strand. Lian nahm weitere Surfstunden und ich zeichnete, während ich die Ruhe des Meeres genoss. Gegen Ende des Urlaubes war Lian sogar soweit gekommen, dass er mit einigen Wellen, mit surfen konnte. Er wusste nun, wie man das Bord lenkte und konnte so länger auf dem Wasser bleiben.

Am Donnerstag, den Tag vor unserer Abreise, gingen wir in das mexikanische Restaurant, das sich gleich neben dem Haus von Leo befand. Das Essen schmeckte gut und gemeinsam ließen wir den Abend ausklingen. Wir verbrachten die letzten Stunden in Portugal mit Erinnerungen an diesen Urlaub und Wehmut, weil wir wieder zurückfliegen mussten.

Am nächsten Tag hatte ich diese Wehmut jedoch vollkommen vergessen. Ich fand es zwar schade, dass der Urlaub so schnell wieder vorbei war, doch ich merkte auch, wie ich mich freute zurück zu kehren. Noch freute ich mich nicht besonders auf die Magie, aber ich freute mich Linn, Connor und meinen Grandpa wiederzusehen. Ich freute mich auch zurück zum Vertrauten zu kommen und ich war gespannt wo es mich für das nächste Schuljahr hinverschlagen würde.

Ich war den Tag unserer Rückreise mit der Organisation beschäftigt. Während ich dieses Mal dafür sorgte, dass alles so ablief, wie es musste, lief mir Lian die meiste Zeit nur gedankenverloren hinterher. Er träumte noch immer von diesem Urlaub und wahrscheinlich betrübte es ihn auch, vorerst das Surfen wieder aufgeben zu müssen, weil es bei uns im Ort einfach keine Möglichkeit dafür gab.