Der Rückweg dauerte eine halbe Ewigkeit. Obwohl ich mich in New York ganz gut auskannte, brauchte ich lange, bis ich die richtige Verbindung zum Hostel fand und schließlich auch in der richtigen Bahn saß. Ich war aus dem Auto meiner Eltern gesprungen, da waren wir noch einige Minuten von New York entfernt gewesen, was für mich einen Fußmarsch von 40 Minuten bis zur nächsten Bushaltestelle bedeutet hatte. In dieser Zeit hatte ich lange und gründlich über meinen ersten realen Traum nachgedacht. Warum hatte ich mich an die Ereignisse eigentlich nicht erinnern können, direkt nach dem Aufwachen? Ich hatte immer geglaubt, dass man bei realen Träumen wüsste, was man geträumt hatte und was in den nächsten Stunden passieren würde. Aber anscheinend hatte ich mich da geirrt.
Nach dem Gespräch mit Connor hatte ich mich zusammengerissen. Ich muss ehrlich sagen, Connor hatte mir emotional gesehen nicht wirklich weitergeholfen. Ja, er suchte nach einer Lösung, aber er hatte mir irgendwie nicht sagen können, dass alles gut werden würde. Ich hatte meine Gefühle also beiseite geschoben und angefangen rational darüber nachzudenken was ich tun konnte. Ich brauchte eine kurzfristige Lösung, so lange, bis ich wieder in Richland Springs wäre und man mir dort helfen könnte. Doch bis dahin lagen noch einige Nächte vor mir, in denen ich möglicher Weise erneut reale Träume haben könnte.
Um herauszufinden wie häufig ich mich jetzt damit auseinandersetzen müsste und was mich in Zukunft noch erwartete, suchte ich meinen Grandpa in seinem Zimmer auf. Als ich damals von New York zu ihm nach Richland Springs gebracht worden war, hatte er mir immer gesagt, dass er nichts über die Welt der Magier wüsste. Er hatte nie verstanden was meine Grandma wirklich durchgemacht hatte und wenn überhaupt, dann wusste er nur grob und oberflächlich was es mit dem Weißen und schwarzen Orden auf sich hatte. Ich versprach mir also nicht viel von diesem Gespräch, aber ich konnte nichts unversucht lassen.
Es war längst nach 15 Uhr, als ich an seine Zimmertür klopfe. Auf meinem Weg zum Hostel hatte ich mir unterwegs etwas zu essen geholt und mich fast eine Stunde lang von dem 40 Minutenmarsch und den Strapazen, irgendwie nach New York reinzukommen, erholt.
Ich war nervös als er mich hereinbat. Einerseits hatte ich die Befürchtung enttäuscht zu werden. Irgendwie hoffte ich ja doch, dass er mir weiterhelfen könnte. Andererseits hatte ich Angst vor seiner Reaktion. Er hatte damals auch versucht mich im Unwissen zu lassen. Es war schwer gewesen ihn davon zu überzeugen mir mehr zu erzählen. Aber jetzt, wo ich tatsächlich meinen aller ersten realen Traum gehabt hatte, könnte vielleicht auch er denken, dass ich selbst Schuld daran war.
„Hey, da bist du ja wieder. Wie... lief es? Wohl... nicht so gut?", fragte er etwas verunsichert, als ich in das Zimmer trat. Ich lächelte milde. Mein Grandpa hatte mir sofort angesehen, dass ich geweint hatte.
„Ja, ähm..." Ich seufzte schwer.
„Ich hatte meinen ersten realen Traum", fuhr ich fort und fiel damit direkt mit der Tür ins Haus.
„Oh..." Er verstummte einen Moment, während er nach den richtigen Worten suchte.
„Willst du dich setzten?" Ich nickte, setzte mich zu ihm aufs Bett und vergrub dann mein Gesicht in den Händen. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte und eigentlich hatte ich ihm auch gar nicht erzählen wollen was zwischen meinen Eltern und mir passiert war. Aber es sprudelte einfach so aus mir heraus. Mit irgendwem musste ich darüber reden und mein Grandpa war unter den aktuellen Umständen wohl meine beste Option.
„Ich verstehe einfach nicht warum sie so sind. Ich meine... warum sind sie nicht für mich da?" Mein Grandpa lächelte bemitleidend und tätschelte dann etwas unbeholfen meine Schulter.
„Was ist passiert?" Es war anstrengend die ganze Geschichte noch einmal zu erzählen. Ich hatte erst vor ein paar Stunden Connor alles erzählt. Aber ich fing für meinen Grandpa noch einmal von ganz vorne an. Es interessierte mich sehr, was er dazu zu sagen hatte.
DU LIEST GERADE
Magische Träume (4. Teil)
Spiritual1. Teil: Zufall oder Magie Während Sam und Lian daran arbeiten ihr Vertrauen zueinander wieder aufzubauen, müssen sich Beide ihren größten Herausforderungen stellen. Lian kann seine Vergangenheit nicht länger verdrängen und Sam muss sich ihrer Zukun...