Magische Träume (4. Teil)

15. Kapitel - Das Gespräch

Ich war erleichtert, als ich die frische Luft roch. Dort unten war es stickig und nicht zuletzt beklemmend gewesen. Ich hatte das ständige Diskutieren zweier Mädchen, die sich weigern wollten diesen Test zu machen, nicht mehr ausgehalten. Irgendwann hatte Mrs. Rutherford die Veranstaltung beendet und die Mädchen darum geben zu bleiben, damit sie das in Ruhe klären konnten. Worüber der Rest der Teilnehmer wohl verdammt froh war.

„Was ist mit den Jungs?", fragte Michelle, als sie an Linn und mich herantrat und sich in dem strömenden Fluss hunderter Schüler umsah.

„Ähm... die wollten noch irgendwas mit Mrs. Rutherford besprechen", log ich. Ich hatte Lian vorhin extra gesagt, dass er sich mit Connor Zeit lassen sollte, damit wir mit Michelle in Ruhe reden konnten. Gerade jetzt, nachdem uns die neue Direktorin gesagt hatten, dass wir noch mindestens zwei Wochen keine Schule haben würden, müssten wir mit Michelle dringend reden. Denn sie würde diese Nachricht direkt als den nächsten Anlass sehen, um uns zu einer Party überreden zu wollen.

„Lasst uns doch schon mal vorgehen", schlug Linn unsicher vor und warf mir einen eindeutigen Blick zu. Sie hatte keine Ahnung wie wir unser Anliegen ansprechen sollten. Michelle zögerte einen Moment, aber dann willigte sie dem Vorschlag ein. Wir liefen los, in die Richtung des Schwarzen Ordens... so wie alle. Die Wege waren voll von unzähligen Schülern und irgendwie schien das auch wieder nicht das richtige Setting zu sein, um so etwas anzusprechen.

„Wollen wir die Seitenwege nehmen?", fragte ich und deutete nach links. Mittlerweile kannte ich mich in diesem Wald ganz okay aus. Ich wusste zumindest, dass neben den Hauptwegen fast immer ein paar Seitenwege lang führten, die meistens ein paar Minuten länger dauerten und auch ziemlich schmal geraten waren. Linn überlegte einen langen Moment, Michelle zuckte nur mit den Schultern und schlug dann einen der Seitenwege ein. Linn und ich folgten ihr.

„Ist es nicht cool, dass wir noch ein paar Wochen schulfrei haben?", fragte Michelle glücklich. Ich verkniff mir ein seufzen und antwortete einen Augenblick lang gar nicht. Linn, die dicht vor mir lief, drehte sich noch während des Laufens zu mir um und machte große Augen. Das war die passende Überleitung, um Michelle auf das Thema anzusprechen. Ich räusperte mich und atmete tief durch. Anschließend versuchte ich in meinem wirren Kopf eine Formulierung zu finden, die Michelle nicht gleich das Gefühl geben würde, meine Frage wäre ein Angriff. Nur, in meinem Kopf fand sich keine solche Formulierung. Alles, was ich mir vorstellte, klang irgendwie zu direkt.

„Hmm... Michelle?", begann ich zögernd.

„Ja?", rief sie von ganz vorne, ohne sich zu uns nach hinten umzudrehen. Wir alle Drei mussten, wie im Entengang hintereinander laufen, weil der Weg an dieser Stelle so schmal war, dass nicht mal Zwei von uns nebeneinander passten.

„Wie geht's dir?", fragte ich angespannt. Vielleicht war das eine bessere Einstiegsfrage, als die konfrontativ klingenden Vorschläge in meinem Kopf. Vielleicht würde Michelle von ganz alleine anfangen zu erzählen, wie es ihr wirklich ging...

„Ähm gut, wieso?", fragte sie verwirrt. Sie klang schon jetzt so, als würde sie ahnen worauf wir hinauswollten und in ihrer Stimme schwang mit, dass sie das ganz und gar nicht gut fand.

Unsere Stimmen verstummten für einige Zeit in dem ruhigen Wald. Unser Seitenweg führte uns immer weiter von dem Hauptweg weg, sodass das leichte Stimmengewirr der anderen Schüler fast komplett verstummt war.

Linn drehte sich wieder zu mir um und warf mir einen ernsten Blick zu. „Was jetzt?", formte sie lautlos mit ihren Lippen. Ich zuckte die Achseln. „Keine Ahnung", antwortete ich stumm.

„Ähm... na ja... ich meine... also wegen Jayden? Wie gehts dir damit?" Meine Worte waren mir nur zögernd über die Lippen gekommen. Ich wusste, dass sie dieses Gespräch nicht gut aufnehmen würde und das machte mich unsicher.