90. Kapitel - Lissabon

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Viel zu früh klingelte der Wecker und riss uns aus dem Leichtschlaf. Weil ich eh nur wenig und unruhig geschlafen hatte, war ich bei dem Geräusch aufgeschreckt und sofort aus dem Bett gesprungen. Während Lian noch einige Minuten liegen blieb, machte ich mich schnell fertig und packte die letzten Sachen zusammen.

Pünktlich holte uns mein Grandpa mit dem Auto ab. Da es so früh noch leer auf den Straßen war, kamen wir ohne große Schwierigkeiten durch und brauchten tatsächlich nur zwei Stunden, um von Richland Springs nach Killeen zu kommen, wo der nächste Flughafen lag. Am Eingang verabschiedeten wir uns von meinen Grandpa und waren von dort an, auf uns alleine gestellt. Während ich ziemlich verloren war in der Menge an Menschen und Anzeigetafeln, schien Lian einen ganz klaren Kopf zu haben. Er wusste genau wo wir hin mussten und wie die Dinge hier abliefen.

Ich ging ihm die meiste Zeit also einfach hinterher. Als wir die Koffer schließlich abgegeben hatten und auch gut durch den Security Check gekommen waren, setzten wir uns in ein Café im Flughafen und frühstückten. Mein Grandpa hatte uns zwar Brötchen zum Mitnehmen gemacht, aber die und einige Snacks, hoben wir uns lieber für den langen Flug auf.

Wir hatten noch eine knappe Stunde Zeit, bis es losgehen würde. Die Zeit nutzten wir, um runterzukommen. Auch wenn Lian wie die Ruhe in Person gewirkt hatte, so war für ihn der Morgen auch anstrengend und aufregend gewesen. Noch hatten wir nicht mal im Ansatz die Hälfte des Weges hinter uns. Ein Zurück gab es jedoch auch nicht mehr. Das Gepäck war längst aufgenommen worden und den Bereich hinter dem Security Check, konnte man nicht mehr so einfach verlassen.

Als das Gate schließlich geöffnet wurde und es so richtig losging, stieg meine Nervosität noch mal um einiges an. Nachdem unsere Flugkarten geprüft worden waren, begaben wir uns in den Flieger, vor und hinter uns eine Menge von verschiedenen Leuten. Irgendwie war das beängstigend, weil ich wusste, dass ich jetzt die nächsten 15 Stunden in diesem Flieger festsaß. Doch bevor die Angst größer werden konnte, griff ich nach Lians Hand und spürte, wie zumindest ein Teil der Aufregung von mir abfiel.

Unsere Plätze lagen im hinteren Teil des Fliegers. Lian ließ mich am Fenster sitzen und nahm den Mittelplatz in der Dreierreihe. Nach einer Weile setzte sich eine ältere Frau zu uns, die jedoch ziemlich schweigsam war.

Es dauerte ewig, bis es wirklich losging. Es war nicht das erste Mal, dass ich flog, auch nicht das erste Mal, dass ich eine längere Strecke flog, doch dieses Mal kam es mir fast anstrengend lange vor, bis es endlich soweit war, dass der Flieger zumindest anfing zu rollen.

„Hier, gegen den Druck in den Ohren", sagte Lian, als der Flieger allmählich beschleunigte und wir in unseren Sitzen ganz schön hin und her geschaukelt wurden. Er reichte mir Bonbons. Dankend nahm ich sie entgegen, steckte mir einen davon in den Mund und griff dann fest nach Lians Hand.

„Du brauchst keine Angst zu haben, fliegen ist sicherer als Auto fahren", erklärten er, als er bemerkte, dass ich vor Nervosität meine Beine kaum noch still halten konnte.

„Ja ich weiß", presste ich hervor und starrte dabei angespannt nach draußen. Die Räder verließen den Boden und wir begaben uns in die Luft. Ziemlich wacklig und steil für mein Empfinden. Ich krallte mich in Lians Arm fest, während ich mich selbst ständig fragte, ob das normal war.

Es musste ziemlich windig sein, denn immer wieder spürte ich, wie das Flugzeug nach links oder rechts geschoben wurde. Es war gar nicht so lange her, dass ich Geflogen war. Das letzte Mal nach New York. Aber da war mein Grandpa dabei gewesen. Und obwohl ich Lian in jeglicher Hinsicht vertraute, so war es doch etwas anderes mit jemanden zu fliegen, der wirklich erwachsen war. Jetzt kam ich mir zumindest so vor, als wären wir zwei Jugendliche, die noch gar nicht alleine fliegen durften, was eigentlich ziemlicher Quatsch war.

Magische Träume (4. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt