87. Kapitel - Erfolgreiches Träumen?

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„Was musst du jetzt tun?", fragte Mrs. Lane, um sicherzugehen, dass ich meine Aufgabe richtig verstanden hatte. Ich atmete tief durch, bevor ich ihr eine Antwort gab:

„So weiter machen, als wäre nichts gewesen. Diesem Ding..." Ich atmete tief durch.

„Ich meine meiner Angst, Nähe und Verständnis zeigen und möglichst nicht durchdrehen." Mrs. Lane nickte und gab Josh das Zeichen die Schlafflüssigkeit vorzubereiten.

„Richtig, es wichtig, dass du genau so agierst, wie du es vor dem vergangenen realen Traum auch getan hast. Am besten versuchst du diese Sache aus deiner Erinnerung zu löschen." Ich nickte und lächelte Mrs. Lane so zu, als wäre ich davon überzeugt das hinzubekommen. Ich verstand schon um was es hier ging.

Weil das Träumen nun mal besonders durch Ängste gesteuert und beeinflusst wurde, sollte ich versuchen meine Ängste nicht noch größer werden zu lassen, weil es mir nun schon ein Mal passiert war, damit echten Schaden angerichtet zu haben. Die Frage war nur, ob ich das auch richtig umsetzen könnte. Na ja, ich versuchte zuversichtlich zu bleiben.

Gut war, dass ich weiterhin den Ehrgeiz in mir spürte. Wie Mrs. Rutherford wollte auch ich nicht noch mal von vorne anfangen und ich war auch irgendwie noch immer sauer auf mich selbst... oder die Situation an sich. So oder so, ich wollte unbedingt meine Kontrolle zurück und ich hatte es mir für den heutigen Nachmittag als Ziel gesetzt das Geistermädchen wieder verschwinden zu lassen. Im besten Falle würde mir das schon beim ersten Versuch gelingen. Im schlimmsten Falle würde das wieder Monate dauern. Aber ich versuchte die zweite Möglichkeit gar nicht wirklich in Betracht zu ziehen. Ich würde das schon hinbekommen. Ich hatte es Linn, Connor und Lian versprochen. Ich musste das für sie schaffen.

„Bist du bereit?", fragte Josh und reichte mir die Flüssigkeit.

„Ja", ich nahm sie entgegen und trank sie mit einem Zug aus. Dann legte ich mich ins Bett und zählte... bis Fünf.

Als ich die Augen wieder aufschlug befand ich mich in der Eingangshalle des Schwarzen Ordens. Ich hatte ein Ziel vor Augen, Lians Zimmer. Wenn ich mich recht erinnerte, dann wollten wir uns dort treffen. Ich nahm die ersten Stufen nach oben und merkte schnell, dass etwas nicht stimmte. Ich kam nicht vom Fleck, ich kam meinem Ziel kein Stück näher. Weiter, als bis zur dritten Stufe, schaffte ich es nicht. Das erinnerte mich sofort an etwas. Ich prüfte meine Vermutung und versuchte bis Fünf zu zählen. Doch wieder ein Mal blieb es nur bei dem Versuch. Ich konnte nicht zählen und das bedeutete, dass das hier ein Traum sein musste.

Mit diesem Wissen strengte ich mich noch mehr an. Ich nahm die Stufen schneller, energischer, ich wurde faste wagemutig und begann zu rennen. Das hier war nur ein Traum, der nur ein Traum bleiben würde, ich hatte also nichts zu befürchten was meine echte Gesundheit anging. Doch so sehr ich mich auch bemühte, ich kam nicht vorwärts, kein Stück.

Abrupt blieb ich in meiner Bewegung stehen und dachte einen Augenblick nach. Was hatte mir Mrs. Rutherford gesagt? Ich sollte der Geistergestalt Komplimente machen, ich sollte ihr zeigen, dass ich sie trotz allem mochte. Aber wie sollte ich das tun, wenn ich sie nicht sah?

Wenn sie nicht hier war, musste ich sie mir vielleicht vorstellen. Es dauerte nicht lange da hatte ich ihr Gesicht genau vor Augen. Ich erinnerte mich daran wie sie dastand, wie ihre Haltung war. Ich rief mir ihr Lächeln, der Ausdruck ihrer Augen und ihre Kleidung ins Gedächtnis. Als ich sie schließlich ganz genau so vor Augen hatte, so wie sie in meinen Träumen bisher immer aufgetaucht war, fing ich an ihr die Dinge zu sagen.

„Ich mag dich, du bist okay, du bist gut so, wie du bist. Ich habe dich gern. Ich bin nicht sauer auf dich. Ich mag dich..." Diese Sätze wiederholte ich wieder und wieder, während ich anfing weiter zu laufen. Lange Zeit geschah nichts. Doch als ich selbst spürte, wie ich langsam anfing diese Sätze ernst zu meinen, kam ich vorwärts. Zwar nur mühsam, aber jeder fünfte Schritt, führte mich tatsächlich eine Stufe weiter nach oben, sodass ich schließlich im ersten Stock ankam.

Magische Träume (4. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt