44. Kapitel - Plötzliche Zweifel

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Der Sonntag war genau der Tag gewesen, nach dem Lian und ich uns schon eine Weile gesehnt hatten, ohne es richtig gewusst zu haben. Für uns beide stand an diesem Tag kein einziger Termin an. Sonntag war Ruhetag, Sonntag hatten wir unsere Ruhe vor allem. Die nächste Woche würde für uns beide stressig und anstrengend genug werden. Doch den Tag heute wollten wir in vollen Zügen genießen. Wir hatten keine Verpflichtungen und alle Probleme, die darauf warteten, dass wir Lösungen für sie fanden, stellten wir hinten an, verschoben wir auf morgen, auf die neue Woche. Und das fühlte sich fantastisch an.

An diesem Sonntag war uns irgendwie alles egal. Wir verabredeten uns nicht mit unseren Freunden, wir blieben den ganzen Tag nur auf dem Zimmer, alleine, zu zweit. Selbst das Frühstück, was eher wie ein Mittag gewesen war, weil wir erst gegen 12 Uhr aufgewacht waren, nahmen wir mit hoch aufs Zimmer.

Die Tablette hatte ihren Dienst getan. Sie hatte in dieser Nacht jeden einzelnen Traum von mir ferngehalten. Ich hatte die ganze Nacht nichts geträumt und ich hatte die ganzen Stunden, bis 12 Uhr, tief und fest durchgeschlafen und konnte damit den ganzen Mangel an Schlaf wieder aufholen. Und was das Beste an der ganzen Sache war, ich fühlte mich nicht ansatzweise so müde, wie ich erwartet hatte. Die Pille hatte mich nicht müder gemacht, als ich es sowieso gewesen war. Nach so viel Schlaf fühlte man sich immer etwas träge und matsch im Kopf. Aber die Tablette hatte nichts davon verschlimmert und darüber war ich verdammt froh.

An diesem Sonntag war die Zeit endlos. Trotz dessen, dass der Tag nicht mehr lang war, weil wir so lange geschlafen hatten, kam mir die Zeit, die wir zu zweit hatten, ewig und endlos vor. Vielleicht, weil wir nichts machten. Wir verbrachten den ganzen Tag im Bett. Glücklich und harmonisch zusammen. Und obwohl Lians Stimmung in den letzten Tag recht bedrück gewesen war, war er an diesem Sonntag genau so, wie ich ihn kennengelernt hatte. Lustig, fröhlich und liebevoll, unendlich liebevoll.

Wir hatten kaum die Finger von einander lassen können. Obwohl wir fast die ganze Zeit so nah wie nur irgendwie möglich bei einander gelegen hatten, war es mir oft nicht nah genug gewesen. Ich hatte mich immer wieder mit meinem gesamten Gewicht auf ihn raufgelegt und es in vollen Zügen genossen, wie er mich fest an sich gedrückt und danach sanft gestreichelt hatte.

Ich hatte an diesem Tag alles genossen. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich Lian zuletzt so unbeschwert und glücklich gesehen hatte und ich selbst war es eine gefühlte Ewigkeit auch nicht mehr gewesen, weil ich mir Sorgen um ihn gemacht hatte. Nicht nur Sorgen um ihn, auch Sorgen um mich selbst. Um meine Träume und wie es damit weitergehen sollte. Aber an diesem Tag, existierten diese Sorgen nicht in meinem Kopf. Ich verschwendete keinen einzigen Gedanken daran. Ich genoss kompromisslos das Hier und Jetzt. Das fühlte sich so leicht und erholsam an, dass ich fast den Eindruck hatte, einen Tag Urlaub von meinem Leben genommen zu haben.

Aber jeder Urlaub endet irgendwann und auch das Gefühl von Unendlichkeit, von Leichtigkeit und Glück endete, schneller als man meistens dachte. Es war nicht der neue Tag, nicht der Montag, der mir diese Erinnerung brachte. Es war noch der gleiche Abend. Mein Unterbewusstsein gab mir aus dem Nichts eine Erinnerung.

Wir hatten schweigend nebeneinander gelegen und unsere Serie gesehen. Ich war in dem Geschehen der Serie vertieft gewesen. Ich hatte gar keinen Platz in meinem Kopf gehabt, um über irgendwelche Probleme nachdenken zu können. Aber dann ließ mein Unterbewusstsein ein unangenehmes Stechen durch meinen Körper wandern, das zunächst Panik in mir auslöste und mich dann voll und ganz mit Angst und Sorge füllte.

Objektiv betrachtet war das vielleicht keine große Sache und ich fragte mich selbst, wie es sein konnte, dass mich diese Sache, die zwischen uns doch schon längst geklärt war, mit einem Mal so überrumpeln konnte. Sie nahm mir von jetzt auf gleich die Sicherheit, die ich geglaubt hatte zu spüren. Sie machte mich nervös, brachte das Gedankenkarussell wieder zum laufen.

Magische Träume (4. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt