Mein Grandpa und ich buchten noch am gleichen Abend die Tickets für New York und ein Hotel, in der Nähe meiner Eltern. Ich hatte ihn mit meinem Wunsch, so schnell es ging nach New York zu fliegen, ziemlich überrumpelt. Aber es war vielleicht genau das gewesen, was er brauchte, damit er auch wirklich mitkam.
Wir hatten nach Last-Minute-Flügen geschaut und waren schnell auf ein passendes Angebot gestoßen. Unser Flug ging schon am Samstagmorgen, um 10 Uhr.
Die Nacht von Donnerstag auf Freitag verbrachte ich bei meinem Grandpa. Ich schlief lange, bis weit nach 11 Uhr. Aber auch in dieser Nacht war ich häufig wach gewesen und hatte über den Streit mit Lian nachgedacht. Ich hatte sogar mein Handy mehrfach gecheckt. Aber ich hatte selbst um 14 Uhr immer noch keine Nachricht von ihm.
Weil es mich langsam verrückt machte, suchte ich mir eine Beschäftigung. Ich ging zum Schwarzen Orden zurück und packte meine Sachen für New York zusammen. Als ich damit fertig war, erzählte ich Linn und Michelle was ich gestern in Lians Zimmer gesehen hatte und, dass ich schon morgen fliegen würde. Sie waren ähnlich erschrocken über sein Verhalten und teilten meine Meinung. Linn hatte mir dennoch eindringlich geraten, dass ich mich von ihm verabschieden sollte. Damit hatte sie wahrscheinlich Recht, trotzdem hatte ich nur gesagt, dass ich mir das überlegen wolle. Ein paar Stunden später war ich dann wieder bei meinem Grandpa angekommen.
Wir mussten am nächsten Morgen früh raus und ich wollte genug Schlaf bekommen, damit ich den Flug und die ganzen Vorbereitungen gut überstehen würde. Gegen 19 Uhr aßen wir Abendbrot. Danach ging ich duschen und checkte noch einmal, ob ich alle wichtigen Sachen eingesteckt hatte und ob für morgen alles vorbereitet war.
Kurz nach 20 Uhr lag ich wieder im Bett und starrte die Decke an. Erinnerungen an Jayden kamen hoch. Wie ich auf die gleiche Weise in diesem Bett gelegen und die Decke angestarrt hatte, während ich längst bemerkt hatte, dass etwas war. Dass er anders zu mir geworden war. In diesem Bett war ich alle möglichen Szenarien durchgegangen, wie Jayden mit mir Schluss machen würde oder irgendeine Wahrheit zum Vorschein kam, die mich schockieren würde. Obwohl ich so viele Möglichkeiten durch gesponnen hatte, wäre mir die tatsächliche Wahrheit nicht mal im Traum eingefallen, so absurd war unser Ende gewesen.
Jetzt lag ich wieder in diesem Bett und überlegte wie Lian das beenden würde. Würde er mir sagen, dass ich ihm egal geworden war? Würde er mir beichten, dass er die Gefühle verloren hatte? Mir fielen nur diese zwei Möglichkeiten ein, warum er sich mir gegenüber so dämlich verhielt. Würde ihm noch immer etwas an mir liegen, würde er versuchen die Sache zu klären. Oder war er so sehr von seinen Beobachtungen verletzt, dass er zu stolz war, um darüber sprechen zu können? Hatte er sich selbst vielleicht so viele Gedanken gemacht, dass er jetzt eine, für ihn plausibel klingende, Geschichte in seinem Kopf hatte, wie ich in Wahrheit zu Jayden stand?
Ich starrte mein Handy an, als ich zwei Nachrichten bekam. Es war die Gruppe, von Michelle, Linn und mir, die wir gegründet hatten, für die Zeit, in der ich in New York sein würde. Linn fragte, ob ich noch mal versucht hatte mit Lian zu reden. Ich schrieb ein einfaches Nein.
„Hast du ihm wenigstens Bescheid gegeben, dass du gehst?", wollte Michelle wissen. Ich tippte auf die Nachricht und starrte sie eine Weile an. Sollte ich Lian schreiben? Meine Vernunft sagte mir Ja. Ich wäre wirklich wütend und enttäuscht, wenn er einfach gehen würde, ohne mir Bescheid zu sagen. Aber ich war irgendwie auch zu stolz, um ihm zuerst zu schreiben. Er hatte sich kindisch verhalten.
Er vermied es um jeden Preis über diese Sache zu reden und ich wusste nicht wie ich an ihn rankommen sollte. Wie sollte ich Lian erklären, wie es mit Jayden wirklich war? Es tat mir immer noch weh, dass er mir so sehr misstraute. Was mir aber noch viel größeren Herzschmerz bereitete war die Tatsache, dass er es nicht klären wollte. Ich war seit unserem Streit so unruhig und unglücklich, dass ich mir wünschte, ich könnte ihn einfach wieder in den Arm nehmen und alles wäre gut. Ich wollte das unbedingt klären, aber es machte mich gleichzeitig auch so wütend, dass er es nicht klären wollte. Wenn Lian das wirklich egal war und ihm nichts daran lag sich wieder zu versöhnen, dann wars das doch eh. Jemand der wirklich echte Gefühle hatte, der hielt so einen Streit nicht lange aus.
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Magische Träume (4. Teil)
Spiritual1. Teil: Zufall oder Magie? Während Sam und Lian daran arbeiten ihr Vertrauen zueinander wieder aufzubauen, müssen sich Beide ihren größten Herausforderungen stellen. Lian kann seine Vergangenheit nicht länger verdrängen und Sam muss sich ihrer Zuku...