51. Kapitel - Verhör

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„Was halten Sie von Janine Silver?" Was? Das war die erste Frage? Durcheinander und verwirrt starrte ich Mr. Wang an. Meine Sorgen über das Lesen meiner Gedanken verschwanden für einen kurzen Augenblick. Angestrengt versuchte ich die vielen Gefühle und Überlegungen in meinem Kopf zu sortieren. Zu Janine fiel mir sehr viel ein.

Kurzes Murmeln war zu hören. Mr. Murray flüsterte Mr. Wang etwas zu. Dann wurde dieser aufmerksam und ergriff erneut das Wort.

„Mrs. Davies alle Gedanken", erinnerte er mich. Ich blickte von meinem Starren zu ihm auf und seufzte schwer.

„Tut mir leid, ich... bin verwirrt wieso das Ihre erste Frage ist."

„Warum?"

„Na ja... zu Janine kann man so viel sagen."

„Was sagen Sie zu ihr?" Ich seufzte und wollte erneut in Überlegungen versinken, als mich die rasenden Augen von Mr. Murray erinnerten, dass er sowieso jeden meiner Gedanken mitbekam. Also versuchte ich alles aus meinem Kopf ungefiltert nach draußen zu bringen.

„Janine... ist verrückt? Sie hatte so viel Kontrolle und ich glaube viele Leute haben das nicht richtig verstanden. Schüler des Weißen Ordens hatten Angst, dass andere mitbekommen, dass sie eigentlich für die schwarze Magie bestimmt sind und ein Wechsel kam für die meisten gar nicht in Frage. Und ich verstehe nicht warum niemand früher..."

„Bleiben Sie bei Janine." Ich biss mir auf die Lippe, um alle negativen Gedanken zu meinem Gegenüber beiseite zuschieben.

„Ich hatte Angst vor Janine. Sie ist machtsüchtig, es ist ihr egal wie sehr andere leiden, wenn sie dafür das bekommt was sie will. Ich... ich hasse sie und ich bin froh, dass sie weggesperrt wurde. Ich hoffe..." Mr. Wang hielt seinen linken Zeigefinger in die Höhe, während er schnell etwas auf seinem Formular notierte. Das war das Zeichen für mich einen Moment ruhig zu bleiben. Ich atmete leise auf.

Was sollte ich sonst noch über Janine erzählen? Wollte er wissen wie sehr ich sie hasste, um mir unterstellen zu können, dass ich sie mit dem Serum dazu gebracht hatte Dinge zu erzählen, die gar nicht stimmten? Dabei war das doch totaler Schwachsinn. Aber was könnte er sonst damit erreichen wollen? Und warum sollte ich nichts von ihrer Wirkung auf andere erzählen? Das war doch genauso wichtig. Wie sollten sie verstehen wie nötig es gewesen war Janine endlich zu überführen, wenn sie nicht wussten was sie alles getan hatte und welchen Einfluss sie gehabt hatte? Oder wussten sie das längst? Hatten andere vor mir schon in diesem Verhör gesessen, wo es um Janine gegangen war?

Flüstern.

Gesagt zu haben, dass ich Janine hasste, war wohl nicht besonders clever gewesen.

„Ist etwas unklar für Sie?", fragte Mr. Wang, als er mit dem Absatz seiner Notizen fertig war. Ich konnte mir geradeso noch ein Augenrollen verkneifen. Es war echt ätzend, dass ich keinen einzigen Gedanken für mich behalten konnte.

„Was sollen die Fragen zu Janine? Warum soll ich nicht einfach alles erzählen was mir zu ihr einfällt? Haben Sie nicht sogar genau das von mir verlangt?"

„Ich habe verschiedene Unterlagen, die ich ausfüllen muss und an denen ich mich entlanghangeln werde. Zu Mrs. Silvers Einfluss auf andere kommen wir später." Ich merkte erst jetzt wie angespannt ich auf dem ungemütlichen Stuhl gesessen hatte. Ich lehnte mich also zum ersten Mal an die Lehne des Stuhls an und verschränkte dabei die Arme vor der Brust.

Langsam kam das Gefühl in mir auf, dass das hier kein so unheimlicher und ernster Verhör war, ich anfangs geglaubt hatte. Zwar war es immer noch gruselig, dass sie alle meine Gedanken kannten und auch die Tatsache, dass ich etwas getan hatte, was in dieser Welt nicht erlaubt war, doch dass sie einfach irgendwelchen Unterlagen folgten, gab mir den Eindruck, dass mein Verhör nur einer von Vielen war und dass es dabei gar nicht wirklich um mich und was ich getan hatte ging, sondern einzig und allein um das Sammeln und Abgleichen von Informationen über Janine.

Magische Träume (4. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt