21. Kapitel - Jayden

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Er hatte doch wohl nicht vor auch an diesem Test teilzunehmen oder? Er wollte sich doch nicht ernsthaft hier beschulen lassen oder?

„Was will Jayden hier?", flüsterte mir Linn zu. Sorge schwang in ihrer Stimme mit. Gute Frage, was machte Jayden hier? Suchte er nach Michelle? Er steuerte jedenfalls geradewegs auf uns zu, nein... er lief direkt zu mir.

„Keine Ahnung", flüsterte ich zurück und blickte nur einen winzigen Moment zu Linn. Sie sah beunruhigt aus. Ich hingegen hatte buchstäblich Panik. Wenn Jayden hier auftauchte, konnte das gar nichts Gutes heißen. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass er etwas von uns wollte, aber ich war festentschlossen ihm gar nichts zu geben. Er sollte sich zum Teufel scheren.

Ich hatte noch gar nicht richtig verarbeiten können, dass Jayden wirklich hier war, da blieb er plötzlich direkt vor mir stehen. Ich zuckte zusammen. Alleine seine Anwesenheit ließ meine Gedanken rasen und brachte mein Herz dazu schneller zu schlagen. Über mich legte sich eine unangenehme Nervosität. Ich war aufgeregt, innerlich am zittern. Ich wollte, dass er verschwand. Ich wollte kein einziges Wort mit ihm wechseln und trotzdem war ich so aufgeregt mit ihm zu reden, dass ich aus Versehen lächelte.

„Sam, ich muss mit dir reden", sagte er, ohne vom Boden aufzusehen. Seine Stimme klang in dieser ungewöhnlich leisen Stille, laut und bestimmend. Meine Zunge war wie gelähmt, ich bekam kein Wort heraus. Das Einzige, zu dem ich in der Lage war, war aufzustehen und ihm zuzunicken. Ich wollte nicht mit Jayden sprechen, schon gar nicht allein, aber ich war zu überfordert, um Nein zu sagen.

Lian sprang im gleichen Moment auf, in dem ich zu Jayden trat. Er wollte sich zwischen ihn und mich stellen, aber ich kam ihm zuvor. Ich schüttelte den Kopf und schob ihn an der Schulter leicht zurück.

„Alles gut", sagte ich leise und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Als sich Lian wieder auf die Bank fallen ließ, bemerkte ich Linn, die mich besorgt ansah. Ich hätte auch gerne ihr gesagt, dass alles gut sei. Dabei war nichts gut. Ich hatte Angst vor Jayden.

Nicht vor einem weiteren Entführungsversuch. Janine saß eh hinter Gittern. Ich hatte viel eher Angst davor, was er in mir anrichten würde. Meine Gedanken hatten aufgehört ständig um ihn zu kreisen. Ich wollte nicht, dass das wieder anfing. Ich wollte Jayden überhaupt nie wieder sehen. Ich wollte nicht hören wie es ihm ging oder was er machte. Ich wollte am liebsten so tun, als hätte ich ihn nie gekannt. Als wüsste ich nicht einmal mehr wer er war und was zwischen uns passiert war, wie er zu mir gewesen war.

Ich wünschte ich könnte das alles vergessen. Denn selbst jetzt, nachdem diese ganze Scheiße mit ihm passiert war, fühlten sich die Erinnerungen immer noch schön an. Sie gaben mir ein gutes Gefühl und sie waren immer noch so präsent. Ich konnte mich noch immer an jede Kleinigkeit erinnern, obwohl ich es nicht wollte. Aber jetzt wo er vor mir stand, erinnerte ich mich an alles. Unser erstes Aufeinandertreffen, die Gespräche, die Warnungen, der erste Kuss. Ich wusste noch genau, wie es sich angefühlt hatte. Aufregend und schön. So schön, dass es mich sehnsüchtig nach ihm gemacht hatte. Dabei war nichts davon jemals echt gewesen. Gar nichts, jemals.

Wie konnte es sein, dass er sich traute hier aufzutauchen? Dass er vor mich trat und mir sagte er müsse mit mir reden? Wie konnte Jayden das wagen? Nach all dem, was er gemacht hatte? Er müsste wissen, dass ich ihn nie wieder sehen wollte. Ich müsste wissen, dass ich ihn hasste. Ich spürte plötzlich wie die Wut in mir aufstieg. Was bildete er sich ein hier auftauchen zu können? Wie konnte er sich das überhaupt trauen?

Ich wusste, dass er etwas wollte, von mir, von uns, irgendwas. Aber ich würde ihm gar nichts geben! Ich wollte, dass er sofort wieder verschwand, ich wollte Jayden nie wieder sehen.

Magische Träume (4. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt