Ich war unruhig, als wir in eine eher abseits gelegene Straße fuhren, in der links und rechts von uns Einfamilienhäuser standen. Breit und hoch gebaut, mit cremefarbenen Außenfassaden, braunen Dächern und Fensterrahmen. Wir hielten vor der Rückseite eines flachen Hauses, das mit seinem schwarzen Dach und der weißen Außenfassade nicht richtig in die Siedlung passen wollte. Ein gepflasterter Weg führte zum Tor des hohen, weißen Zauns, der einen langen Teil des Gartens umzäunte.
Als mir die Autotür geöffnet wurde und mein Vater mich etwas zu aufgeregt aufforderte auszusteigen, machte sich ein starkes ungutes Gefühl in mir breit. Es kribbelte in meiner Lunge und in meinem Bauch. Mir war komisch und ich spürte wie sich alles in mir dagegen sträuben wollte einen Schritt näher an dieses Grundstück heranzugehen.
Das dunkle Blau kam mir wieder in Erinnerung. Es verstärkte das ungute Gefühl. Doch ich hatte keine Chance mich von dem Haus und seinem Garten fernzuhalten. Ohne, dass ich es selbst steuerte oder bewusst tat, stand ich plötzlich vor dem Zaun und sah dabei zu, wie mein Vater das Tor öffnete. Als ich einen Blick auf das Verborgene hinter dem Zaun warf, wurde mir eins klar. Das dunkle Blau aus meinem Traum, hatte etwas mit diesem dunklen Blau des Pools zu tun, der nur noch einen knappen Meter von uns entfernt war.
„Wow der ist ja schön", schwärmte mein Vater und trat auf auf die Fliesen, die um den langgezogenen Pool herum gelegt worden waren.
„Wir sollten reinspringen", sagte er und zog sich kurzerhand das Hemd aus. Mit großen Augen starrte ich ihn an.
„Nein! Mach das nicht! Wir sollten Peter... erst hallo sagen."
„Ach der wird nichts dagegen haben", antwortete mein Vater und zog sich nun auch noch die Shorts aus. In Badehose blieb er am Rand stehen und ließ seinen Blick über das Wasser schweifen. Ich schaute besorgt zu meiner Mutter. Diese schien auch nicht begeistert von seiner Idee zu sein, doch sie sagte nichts dazu.
„Was... was ist mit den Sachen? Der Kühltasche? Wollen wir die nicht zuerst aus dem Auto holen? Das ist doch zu heiß dadrin." Mein Dad schüttelte belustigt den Kopf.
„Nein, das kann warten. Ich will mich nur kurz abkühlen." Hektisch machte ich einen schnellen Schritt auf ihn zu und wollte nach ihm greifen, um ihm vor einem Sprung in das Wasser zu bewahren, doch dafür war es zu spät. Er war längst mit einem Köpper in das Wasser eingetaucht.
„Ist der verrückt?", flüsterte ich. Erstarrt folgte ich ihm mit meinem Blick. Ich konnte nicht fassen, dass er das wirklich getan hatte. Es war egal, dass Peter ein guter Freund von ihm war, mein Dad würde niemals einfach so in einen Pool springen. Nicht ohne gefragt oder mindestens hallo gesagt zu haben. Das war nicht mein Dad, das war nicht seine Art. Mich überkam eine Gänsehaut. Ich wollte hier weg. Ich wollte davon rennen, fliehen. Ich wollte, dass er aus diesem Pool rauskam. Ich wusste innerlich, dass er für diese dumme Tat bestraft werden würde. Vielleicht sogar wir alle.
Unruhig beobachtete ich wie sein Körper schnell durch das Wasser glitt. Ab etwa der Hälfte des Pools blieb er für einen Moment ruhig im Wasser liegen.
Dann begann er mit den Armen vorwärts zu kraulen. Er erreichte das Ende des Pools, ohne einmal Luft geholt zu haben. Ich war mir sicher, dass er dort kurz auftauchen und dann zu uns zurückschwimmen würde. Doch mein Dad behielt den Kopf unter Wasser, während er sich mit den Füßen von der Wand abstieß und dann im schnellem Tempo auf uns zu geschwommen kam. Ich wurde langsam unruhig. Hatte er so einen langen Atem? Früher war er mal beim Schwimmen gewesen, hatte sogar Wettbewerbe mitgemacht, aber das war mindestens zwei Jahrzehnte her. Er hatte wohl immer noch ein großes Lungenvolumen, denn als er bei uns ankam, war er noch immer kein einziges Mal aufgetaucht.
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Magische Träume (4. Teil)
Spiritual1. Teil: Zufall oder Magie? Während Sam und Lian daran arbeiten ihr Vertrauen zueinander wieder aufzubauen, müssen sich Beide ihren größten Herausforderungen stellen. Lian kann seine Vergangenheit nicht länger verdrängen und Sam muss sich ihrer Zuku...