33. Kapitel - Aussprache

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„Ja... ich kann es versuchen", antwortete sie und trank den ersten Schluck von ihrem Kaffee, während sie versuchte ihre Gedanken zu sortieren.

„Henry... tja Henry,... wir hatten schon länger Probleme. Ich..."

„Wie lange?" Ich brauchte eine zeitliche Einordnung, damit ich nachvollziehen konnte wann das alles angefangen hatte.

„Ungefähr ein Jahr?"

„So lange?!", antwortete ich schockiert.

„Wenn ich mit euch unterwegs gewesen bin, dann habt ihr immer so glücklich zusammen gewirkt." Maliee lächelte sehnsuchtsvoll.

„Henry konnte es nicht leiden Streit vor anderen auszuhandeln. Für ihn war es immer am wichtigsten wie man auf andere wirkt." Ich presste die Lippen aufeinander.

„Echt? So hat er nie für mich gewirkt."

„Henry wusste auch nur zu gut, wie man sich für andere verstellt und sich vor ihnen präsentiert. Aber... na ja jedenfalls, wir hatten..." Sie begann zu flüstern.

„Längere Zeit keinen Sex mehr." Ich runzelte die Stirn.

„Okay? Und? Also... warum und... war das für ihn ein Problem?" Maliee nickte.

„Ja ein sehr Großes. Wir haben oft darüber diskutiert. Er meinte er bräuchte öfter und ich habe immer geantwortet, dass ich zu KO sei und keine Lust hätte. Das war auch wirklich so gewesen, meistens. Ich meine, ich fand ihn weiterhin attraktiv und... na ja es war auch immer gut mit ihm, aber...."

„Aber?"

„Die Situation mit meinem Dad wurde schlechter, unser Geld wurde knapper... ich hatte einfach den Kopf voll."

„Also hast du Henry auch nichts von der Situation mit deinem Dad erzählt?", schlussfolgerte ich. Maliee schüttelte heftig den Kopf.

„Nein, auf keinen Fall. Es war mir peinlich. Henrys Familie war so... ordentlich und vernünftig. Eine richtige Vorzeigefamilie und mein Dad... er hat es kaum hinbekommen sich selbst regelmäßig zu duschen und seine Sachen zu wechseln." Ich blickte ihr mitleidig entgegen. Ich hatte es nicht tun wollen, weil ich den Eindruck hatte, Maliee wollte genau diese Reaktion nicht haben, aber es war einfach so passiert.

Ich wusste genau was Maliee mit der Vorzeigefamilie meinte. Henry entsprach rein äußerlich genau dem gesellschaftlichen Schönheitsideal, seine ganze Familie. Sie hatten ganz gutes Geld, ein eigenes Haus, eigenen Garten, ein gutes Auto und ein gutes Ansehen. Seine Mutter war recht liebevoll gewesen und sein Dad häufig beschäftigt mit der Arbeit. Henry selbst war auch immer sehr liebevoll und fürsorglich zu Maliee gewesen, zumindest so, wie ich es mitbekommen hatte. Jedenfalls hatte ich immer geglaubt, dass er besser und fürsorglicher wäre, als der Durchschnitt von Typen in unserem Alter.

„Der..." Sie flüsterte wieder.

„Sex war irgendwann unser Hauptstreitthema. Es ging nur noch darum ich habe mich immer mehr unter Druck gesetzt gefühlt ihm das geben zu müssen. Das macht schließlich eine gute Freundin und Typen haben doch auch ein Bedürfnis. Manchmal habe ich es gemacht, obwohl ich es nicht wollte, ihm zu Liebe. Aber es hat ihm einfach nicht gereicht. Und weil ich mich so unter Druck gesetzt gefühlt habe... hat es irgendwann auch kaum noch funktioniert. Er hat mir das nie gesagt, aber ich glaube er hat das persönlich genommen. Er dachte vielleicht,... er bringt es nicht mehr so wie früher oder ich finde ihn nicht mehr attraktiv genug. Na ja, am Ende hat er sich die Bestätigung von wo anders geholt." Ich legte den Kopf schief und sah sie traurig an.

„Er hat dich also wirklich betrogen?" Maliee nickte und im selben Moment schossen ihr die Tränen in die Augen.

„Wir haben beide zu wenig geredet. Er hat mir nicht gesagt warum ihm das so wichtig war und ich habe ihm nicht gesagt warum ich so oft nicht wollte und zu KO war."

Magische Träume (4. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt