70. Kapitel - Erwischt?

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Mit einem lauten Knall wurde die Tür aufgeschlagen. Ein großer, breiter Mann mit braunem kurzem Haar starrte uns kampfbereit entgegen, eine Pistole auf uns gerichtet. Mein Herz setzte zwei Schläge aus. Obwohl ich es schon vorher nicht gewagt hatte mich zu regen, versteinerte ich jetzt umso mehr. Noch nie hatte jemand mit einer Pistole auf mich gezeigt. Das war eine ganz andere Art der Bedrohung, als ich es bisher kennengelernt hatte.

Mir wurde heiß. Ich wollte meinen Blick zu Lian richten, doch erinnerte mich noch rechtzeitig daran, dass ich mich nicht regen durfte. Mein Herzschlag setzte wieder ein, jedoch viel zu schnell, während ich dem Mann angsterfüllt entgegenblickte.

Es vergingen Minuten, in denen wir uns schweigend gegenüber waren und niemand sich bewegte. Bis Lian es plötzlich wagte das Wort an sich zu reißen. Ich unterbrach mein Starren und blickte zu ihm. Vorsichtig stand er mit erhobenen Händen auf und räusperte sich.

„Ähm... wir sind Freunde von... Michelle", begann er und beobachtete unsicher die Reaktion des Mannes. Als seine Miene anfing etwas weniger finster zu wirken, redete Lian weiter:

„Wir konnten ihre Tochter nicht erreichen und... wir brauchten etwas Wichtiges von ihr..."

„Ihr kennt Michelle?", fragte plötzlich eine hohe, weibliche Stimme. Eine blonde Frau, mit dickem, langem Haar trat hinter dem Mann hervor und sah uns hoffnungsvoll entgegen. Sie war Michelle wie aus dem Gesicht geschnitten. Das musste ihr Mutter sein.

„Ich bin Linn, das ist Sam, Lian und Connor. Vielleicht hat Michelle mal von uns erzählst?" Linn klang freundlich und zugewandt, so wie immer, während sie sich langsam in den Stand bewegte. Aber die Angst, die sie fühlte, konnte sie in ihrer Stimme nicht verbergen. Kurz herrschte erneut dieses unsichere Schweigen, in dem jeder abwartete, was die anderen tun würden. Aber dann flüsterte Michelles Mom dem Mann etwas zu. Langsam ließ der die Waffe sinken, gab uns mit seiner angespannten Körperhaltung jedoch klar zu verstehen, dass es nur eine falsche Bewegung brauchte und er würde die Pistole wieder direkt auf uns richten.

„Wir sind Freunde von ihr", wiederholte ich Lians Aussage, um zu verdeutlichen, dass wir keine Gefahr für irgendwem darstellten. Langsam kamen nun auch Connor und ich aus unserer Hocke hoch.

„Wenn ihr Freunde von ihr seid, warum brecht ihr dann bei uns ein?", fragte die Frau skeptisch. Ich warf einen kurzen Blick zu Linn. Ja das war eine gute Frage. Sollten wir die Wahrheit erzählen? Eine bessere Lüge fiel mir jedenfalls nicht ein. Ich wartete darauf, dass jemand von ihnen sprach, doch alle schwiegen, als wäre ihnen erst jetzt aufgefallen, dass dieser Plan tatsächlich eine ziemlich dumme Idee gewesen war.

„Wenn es etwas mit Magie zutun hat, wir wissen davon", fuhrt die Frau fort. Während sie sprach, hatte ich den Mann genau beobachtet. Ich hatte angenommen, dass vielmehr er die Stimme für Beide sein würde, doch so angespannt wie er drein blickte, schien er sich zusammenreißen zu müssen, uns nicht eine Kugel in den Kopf zu jagen.

Weil die Anderen noch immer sprachlos wirkten, versuchte ich mein Glück erneut:

„Ja das hat es. Ich... Sie wissen von..." Ich atmete tief ein. Meine Stimme klang zittrig. Ich versuchte mich selbst so zu beruhigen, dass ich selbstsicherer und ehrlicher klingen würde.

„Ich habe dieses Gen, bei dem Träume real werden und... Sie kennen Janine?" Beide nickten.

„Sie hat daran geforscht und einiges dazu rausgefunden. Wie man Träume kontrolliert und so weiter... Jayden, kenne Sie Jayden?"

„Natürlich kennen wir diesen Vollidioten", fluchte der Mann und starrte mir mit seinen blauen Augen drohend entgegen. Ein falsches Wort und er würde es in Betracht ziehen mich umzubringen. Ich schluckte und versuchte die Nervosität für mich zu behalten.

Magische Träume (4. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt