Kapitel 22 - Eine schlechte Lügnerin

140 9 0
                                    

Manchmal frage ich mich, ob es jemals besser wird. Denn mal im Ernst, jedes mal wenn ich denke, dass das Leben besser ist und es einfach alles so bleiben soll wie es jetzt gerade ist, dann passiert die nächste Scheiße und dadurch wird alles wieder schlimmer. Aber egal was auch passiert, für die Menschen bin ich nicht krank genug, sodass sie mir helfen würden, gleichzeitig bin ich aber auch nicht normal und gesund genug, dass sie mich normal behandeln. Erst wenn eine Peson tot oder totkrank ist, fangen sie an sich Sorgen zu machen. Sie werfen sich selbst vor, dass sie die Zeichen hätten sehen müssen aber trotz, dass sie sich versprechen, dass sie nächstes Mal etwas tun werden, endet es immer gleich. Weil sie die Anzeichen wieder ignoriert haben oder sie sicher waren, dass die Person es aufjedenfall nicht tun wird, da sie sowieso nicht krank genug ist. Also wann werden sie verstehen, dass man einem Menschen sein Leiden nicht jedes verdammte Mal ansehen kann?

Das Päckchen von Barry habe ich immernoch in der Hand. Ich frage mich, ob es genauso schlimm ist sein eigenes Versprechen zu brechen, als wenn es jemand anderes tut. Als ich nach Outer Banks gekommen bin, da wollte ich einen Neuanfang. Ich wollte die Vergangenheit zurücklassen und am wichtigsten, wollte ich niemals wieder diese Version von mir selbst sein, die ich gerade ein weiteres Mal drohe zu werden. Ich war der verdammten Überzeugung, dass mein Leben es wert ist, es zu leben. Aber jetzt bin ich hier. Mein Dad ist verschwunden, meine Mom snifft gerade Kokain, dass ich ihr dazu auch noch besorgen musste und die Pogues sind wahrscheinlich schon Millionäre und dazu sauer auf mich. Ich schätze, so ist das Leben. Mal genießt du es und im nächsten Moment willst du dir die Kugel geben. Irgendwie vergesse ich manchmal wer ich überhaupt bin. Wobei, eigentlich wusste ich das noch nie wirklich. Aber das einzige das mir hilft in solchen Situationen hilft klarzukommen, ist jemand der komplett ehrlich zu dir ist.

Ich hole mein Hand aus meiner Hosentasche und ohne groß zu überlegen rufe ich an. Nachdem mein Handy ein paar mal piept höre ich ihre Stimme am anderen Ende der Leitung. "Hallo?"

"Hey Kie." Sage ich etwas beschämt.

"Marley, Hey." Sagt sie hingegen fröhlich.

"Tut mir leid, dass ich einfach so anrufe." Sage ich seufzend

"Ist alles okay bei dir?" Gott, bitte nicht diese Frage.

"Ja." Antworte ich knapp.

"Was ist los?" Fragt sie wissend und ich bin mir sicher, dass sie ihre Stirn gerade  in Falten legt.

"Nichts, wollte nur hören wie es bei euch gelaufen ist." Presse ich mir, mit dem in meinem Hals steckenden Kloß, hervor.

"Ich erzähle es dir, wenn du mir sagst was los ist." Sagt sie und ihre Fröhlichkeit von eben ist verschwunden.

"Es ist alles nur ein bisschen stressig momentan." Das stimmt ja auch.

"Ist etwas passiert, als du gestern nach Hause gegangen bist?"

Ein paar Tränen laufen meine Wange herunter und das schluchzen, was ich so doll versucht habe zu unterdrücken, hört man jetzt ganz laut. "Fuck, da hast du mich erwischt!" Sage ich etwas lachend, um mein Weinen zu überspielen.

"Okay Marley, ich komme jetzt zu dir." Sagt sie ernst

"Warte!" Rufe ich laut. "Ich komme zu dir."

"Warum?" Fragt sie mich skeptisch.

"Ich wollte sowieso einen Spaziergang machen, das passt." Lüge ich. Aber es wäre mein größter Albtraum, wenn sie meine Mutter sehen würde, in dem Zustand in dem sie gerade ist.

"Na gut, dann bis gleich." Sagt sie immernoch etwas skeptisch und ich lege auf. Als erstes gehe ich kurz zu meinem Spiegel und wischen mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich streiche meine Haare einmal Glatt und mache mir einen lockeren Pferdeschwanz, sodass meine Haare nicht die ganze Zeit im Gesicht nerven. Dann gehe ich auch schon aus dem Zimmer und schließe meine Tür, doch bei dem Gedanke an die Pillen halte ich kurz inne. Fuck. Ich öffne die Tür wieder, setzte mich aufs Bett und mustere die gefüllten Tüten. Ich atme tief durch, packe dann aber nach einer der Tüten und stecke sie in meinen BH. Gerade als ich wieder aus dem Zimmer gehen will, fängt mein Handy an zu klingeln. "Hey Marley."

"Hey? Ich wollte mich gerade auf den Weg machen, was ist los?" Frage ich verwirrt.

"Es gibt eine Planänderung, wir fahren ins Kino."

"Was?"

"Ach, komm schon. Das wird cool. Wir sind gleich bei dir."

"Warte, wer ist w-" will ich noch Fragen, doch sie hat schon aufgelegt.

*****

Ein lautes Hupen von draußen verrät mir, dass sie da sind. Unten versuche ich mich langzuschleichen, damit ich kein Gespräch mit meiner Mom führen muss, was mir auch gelingt. "Hey Leute." Sage ich so fröhlich es geht und steige ins Auto. Jetzt weiß ich auch wen Kie mit wir meinte. Es sind Pope und JJ. Ich gebe Kie eine lange Umarmung, Pope der am Steuer sitzt lege ich einmal meine Hand auf die Schulter und dann setzte ich mich hin, mal wieder neben JJ. "Hey." Sage ich etwas leiser und lächel ihn an. JJ nickt mir zu und wendet sich dann auch schon von mir ab. "Also Leute." Fange ich das Gespräch an, alle lauschen mir gespannt. "Seid ihr Kooks geworden?"

"Wie du unschwer erkennen kannst, nein." Sagt Pope und die Enttäuschung liegt wohl noch tief.

"Also war die Merchant nicht da unten?" Sage ich ebenso enttäuscht.

"Doch."

Ich schrecke hoch. "Und das Gold, was ist mit dem Gold?"

"Das war nicht mehr da." Antwortet JJ für Pope und ich merke schon, die sind heute nicht in Stimmung für Späße.

Ich nicke enttäuscht und sehe JJ dann genauer an. "Bist du heute schlecht drauf?"

"Ich nicht."

"Wer dann?" Frage ich ihn verwirrt, über seine Antwort.

"Du. Kie meinte, du könntest ein bisschen Aufmunterung brauchen."

Ich sehe genervt zu ihr. "Dein Ernst?"

"Sorry, ich wollte die Jungs nur motivieren mitzukommen."

Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und mein Blick gleitet wieder zu JJ. "Du scheinst aber keine Aufmunterung zu brauchen." Stellt er fest.

"Mir gehts super, ich weiß gar nicht was Kie hat."

"Wenn du es sagst." Sagt er und sieht mich etwas genervt an.

"Komm schon, was ist los?" Frage ich und stupse ihn leicht mit der Schulter an.

"Was soll schon sein?"

"Warum bist du so?" Frage ich und lege die Stirn in Falten.

"Ich hatte einfach ein paar anstrengende Tage."

"Kann ich deinen Tag irgendwie verbessern?"

Er schüttelt erschöpft den Kopf, lächelt mich dann aber leicht an. "Warum brauchst du Aufmunterung?"

"Brauche ich nicht, wie gesagt."

JJ lehnt sich etwas näher zu mir und flüstert mir leise ins Ohr. "Du bist eine schlechte Lügnerin, Shelly."

*****

Wie findet ihr das Kapitel? Wenn es euch gefällt, könnt ihr mir ja gerne einen Vote geben. Das nächste Kapitel kommt am Donnerstag, bis dahin wünsche ich euch ein paar schöne Tage <333

My Drug // JJ MaybankWo Geschichten leben. Entdecke jetzt