1 - Viele Jahre später

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"Adalena, was ist los?", fragt meine Mutter mich.

Nun, die Menschen denken, dass sie meine Schwester ist. Wir sehen uns nämlich unglaublich ähnlich. Außerdem sieht sie aus, als wäre sie gerade mal 22. Ein Vorteil ein Lykaner zu sein. Man altert nicht. Jedenfalls sehr sehr langsam. Ich werde in 60 Jahren alt und grau sein, während meine Eltern aussehen werden wie 25.

Zwar bin ich eine Hexe, doch ein Unsterblichkeitszauber ist verboten. Liegt wohl daran, dass eine böse alte Hexe ihre Hände im Spiel hatte.

"Adalena?"

"Tut mir leid, Mom. Ich war ihn Gedanken."

"Worüber denkst du nach?"

"Ich habe keine Lust auf diese Party. Warum muss ich teilnehmen?"

"Liebes, Dorian ist dein bester Freund."

"War!", korrigiere ich sie schnell.

"Er ist ein Arschloch, ein Angeber und Mr. Arrogant persönlich!"

Meine Mutter lächelt mich an. Immer wenn Dorian erwähnt wird, ist sie Feuer und Flamme. Irgendwas verheimlicht sie mir, aber sie möchte mir nichts verraten. Jedes Mal wenn ich sie frage, wimmelt sie mich mit den Worten "du erfährst es früh genug" ab.

"Okey, ich gehe zu dieser Party. Aber nur Onkel Kaiden zuliebe. Aber ich fahre erst einen Tag vorher dahin."

"Du weißt, dass ich dich nicht hier allein lassen kann."

"Okey, dann mit Dad halt."

"Tut mir leid, Engel. Aber das geht nicht!", ertönt es aus dem Türrahmen.

Mein Vater Adam kommt in die Küche, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und umarmt meine Mutter.

"Hey, meine Schöne."

Ich verdrehe die Augen.

"Dad, bitte. Warum soll ich zwei Wochen vorher dort antanzen?"

"Was ist los? Du und Dorian habt euch immer sehr gut verstanden. Du hast sehnsüchtig die Tage gezählt, wenn wir wieder zurück ins Schloss mussten."

"Das waren noch Zeiten. Da war ich ein Baby gewesen."

"War das nicht noch vor einem Jahr?"

"Ich will einfach nicht. Respektiert doch meine Entscheidung. Ich kann hier bleiben. Ihr seit sehr oft weg und da durfte ich hier bleiben."

"Weil du Schutz hattest, Liebling!", sagt mein Vater.

"Doch das ganze Personal wird dort sein. Für die Feierlichkeiten. Also musst du jetzt mit uns mitkommen."

"Aber ich komme nicht aus meinem Zimmer heraus!", sage ich wütend und stürme hinaus.

Toll, auf dieses Wiedersehen habe ich nun wirklich keine Lust. Wir wohnen nicht mit dem Königspaar und seinem blöden Sohn zusammen. Uns trennen glücklicherweise etwa 300km. Zwar ist Adam seine rechte Hand, doch meine Mutter hatte sich hier eingelebt. Jeden Monat haben wir sie für eine Woche besucht. Ich hatte mich damals tierisch darauf gefreut. Aber heute? Darauf könnte ich verzichten. Ich war seit fast einem Jahr nicht mehr dort gewesen und bin ihm auch aus dem Weg gegangen.

Oh man, wenn das bloß nie passiert wäre.

...

"Adalena, du siehst noch hübscher aus als beim letzten Mal!", sagt Irina und umarmt mich stürmisch.

"Du erdrückst sie, moya luna!", lacht Kaiden.

"Tut mir leid, ich vergesse, dass du noch ein Mensch bist."

Noch?

Ich ignoriere den Kommentar und sehe mich vorsichtig um.

"Er ist unterwegs, aber er wird sich freuen dich zu sehen!"

"Ich...ich habe nicht...ich will nicht..-"

"Seid ihr beiden immer noch auf Kriegsfuß? Sareena, hat deine Tochter dir wenigstens gesagt, warum die beiden nicht mehr miteinander sprechen?"

"Nein, von ihr bekommt man auch nichts heraus."

"Darf ich auf mein Zimmer?", frage ich um von dieser Situation loszukommen.

"Natürlich, aber komm zum Essen herunter."

"Danke, Onkel Kaiden. Aber ich habe keinen Hunger. Ich schlafe lieber den ganzen Tag." Oder die restlichen zwei Wochen.

Ich nehme meine Tasche und stürme nach oben. Seit ich geboren bin, gehört mir dieses Zimmer und dafür bin ich sehr dankbar. Es ist größer als meines Zuhause und ein guter Ort, um von den ganzen Lykanerkram Abstand zu nehmen.

Ich sage es niemanden, aber ich fühle mich oft wie ein Außenseiter. Während ich altere, bleiben alle jung. Alle haben Kräfte, die ich niemals haben werde.

Es klopft an der Tür und mein kleiner Bruder Neo kommt herein.

"Geht es dir gut?", fragt er.

Er ist 17 geworden, aber er ist ein Lykaner. Sobald er 20 ist, wird er nicht mehr altern und die Möglichkeit haben, seine Erasthai zu finden. Genau wie er. Dorian. Sein 20. Geburtstag wird bestimmt groß gefeiert. Ob er seine Erasthai schon auf der Party begegnet? Komme ich damit überhaupt zurecht?

Um mich abzulenken, schnappe ich mir mein Handy und schreibe Derek.

"Bin angekommen."

Er schreibt nicht zurück, weshalb ich das Handy zur Seite lege und mich selbst schlafen lege. Was anderes kann ich gar nicht machen.

Hey meine Lieben,

willkommen zu der Fortsetzung der Lykanerreihe.

Der Anfang ist nicht spannend, aber es dauert wie immer bei mir, dass ich richtig in der Geschichte drin bin.

Unser Schicksal (Dorian & Adalena)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt