28 - Zukunft

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"Wie geht es dir heute?", erkundigt sich Kaladin liebevoll bei mir.

"Es sind bereits 2 Wochen vergangen. Mir geht es gut."

"Wieso glaube ich dir das nicht? Du hast letzte Nacht geweint, nachdem du mit deinem Bruder telefoniert hast."

"Es ist nichts. Ich habe ihn nur vermisst."

Es entspricht nicht ganz der Wahrheit. Neo hat mir gestern erzählt, dass Dorian sich bereits für ein Mädchen entschieden hat. Eine Wölfin namens Layla. Sie lebt seit einigen Tagen im Schloss und gestern wurde beschlossen, dass beide heiraten werden. Morgen.

Soll ich nicht glücklich darüber sein, dass Dorian nun sein Leben lebt? Dass er mich vergisst? Wieso verletzt es mich so sehr?

Ich habe es verdient, denn ich hatte ihm das gleiche angetan.

"Wollen wir heute zum hohen Turm?", lenkt mich Kaladin ab.

"Denkst du, ich bin soweit?"

"Je schneller wir dies erledigen, desto besser."

"Dann lass uns direkt gehen."

Ich brauche Ablenkung und mehr über die Prophezeiung zu erfahren, würde vielleicht dabei helfen.

Zusammen mit Kaladin machen wir uns auf dem Weg zum hohen Turm. Mit dem Auto brauchen wir ungefähr eine halbe Stunde, bis wir dort ankommen.

Der Turm gleicht eher einer Ruine, doch Kaladin meinte, dass hier die Kraft der Hexen enstanden ist und sich hier die gesammelte Magie aller verstorbenen Hexen befinden.

"Wer kennt diesen Ort noch? Die anderen Hexen?", frage ich als wir die bruchartigen Stufen hinauf steigen.

"Nein. Es könnte immer sein, dass sich eine Hexe sich gegen die Natur entscheidet und die Macht an sich reißen möchte. Deshalb darf niemand von diesem Ort wissen."

Ich nicke. Ich kenne die Geschichte meiner Mutter, deshalb glaube ich Kaladin auch.

"Wir sind da."

Perplex blicke ich mich im Raum um. Nichts als Ruinen. Ich will Kaladin gerade drauf ansprechen, als er plötzlich seine Augen schließt und einige Wörter murmelt.

In wenigen Augenblicken verwandelt sich der ganze Raum. Es ist düster, überall sind Regale mit vielen Büchern, deren Symbole ich nicht einmal verstehe. In der Mitte des Raumes ist ein Podest, auf der eine nebelartige Kugel liegt.

"Dort entstehen die Prophezeiungen!", sagt er und führt mich zur Kugel.

"Ich dachte, sowas gibts nur in Filmen."

"Nur sehr mächtige Hexen besitzen welche. Dies ist die letzte, die anderen wurden bereits zerstört."

"Was müssen wir tun?"

"Lass dich von mir leiten. Konzentriere dich nur auf mich und versuche nicht an etwas anderes zu denken. Verstanden?"

"Ja."

"Leg deine Hände auf die Kugel!"

Als ich seine Forderung erfülle, legt er seine Hände auf meine und die Kugel beginnt zu leuchten.

"Lass dich von mir führen und schließe deine Augen."

Als meine Augen geschlossen sind, fühle ich mich eigenartig. Alles verzerrt sich und ich drohe umzufallen.

"Habe keine Angst. Es ist normal. Konzentriere dich auf mich."

Prophezeiung. Eine Prophezeiung hat sich offenbart.

Meine Ohren schmerzen, als eine hohe Stimme diese Worte spricht. Es fühlt sich so an, als ob jemand mit einem Messer in meine Ohren sticht.

Ein Kind bringt Segen und Frieden in das Reich.

"Wann ist es soweit?", höre ich die Stimme Kaladin's weit entfernt im Unterbewusstsein.

In einem Jahr wird die Prinzessin des Hexenkönigs geboren. Ihre Geburt vereint das Land.

"Was geschieht, wenn es bis dahin kein Kind gibt?"

Die Hexen werden sterben. Sie fallen, wie die Blätter im Herbst.

Die Prophezeiung macht mir Sorgen. Ich habe ein Jahr Zeit um ein Kind mit Kaladin zu gebären? Ich dachte, ich hätte noch viel Zeit.

Meine Gedanken schweifen zu Dorian. Tränen füllen meine Augen und ich vergesse Kaladin in diesem Moment.

Unter meinen Händen spüre ich Hitze. Eine Vision erscheint in meinem Blickfeld.

"Kaladin, was tust du?", frage ich und krieche auf dem Boden herum.

"Ich habe das, was ich wollte!"

Er entreißt mir meine schreiende Tochter aus den Händen und grinst mich an.

"Für dich habe ich keinen Zweck mehr!", sagt er und sticht mir mit einem Messer in die Brust, woraufhin ich leblos zusammensacke.

Erschrocken hole ich Luft und entreiße meine Hände von der Kugel. Panisch trete ich einige Schritte zurück und starre Kaladin an, der mich emotionslos ansieht.

Unser Schicksal (Dorian & Adalena)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt