Unser Schicksal (Dorian & Adalena)

24 - Dorian

"Es wird nichts schlimmes sein, kleiner Engel!", sagt mein Vater und streichelt mir behutsam über den Kopf.

"Ich habe ein ungutes Gefühl, Dad. Hat Kaiden etwas gesagt?"

"Wenn wir ankommen, wissen wir mehr."

"Wie lange dauert es noch? Müssten wir nicht schon längst da sein?"

"Wir landen in wenigen Augenblicken."

"War Kaladin wirklich einverstanden, dass du mitkommst?", erkundigt sich meine Mutter.

"Er ist ein guter Mensch, Mom. Er versteht mich und vertraut mir."

"Das ist schön zu hören."

...

"Adalena, schön dich zu sehen und gratuliere zur Hochzeit!", sagt Tante Irina und schließt mich in ihre Arme.

Sie lächelt mich an, doch ich sehe, dass sie müde wirkt und am Ende ihrer Kräfte ist.

"Wo ist Dorian? Was ist mit ihm passiert?", frage ich direkt.

"Er ist in seinem Zimmer."

Ohne zu warten, stürme ich an ihr vorbei und renne die Treppen hoch zu Dorian's Zimmer. Ich klopfe gar nicht erst an, sondern betrete den Raum.

Onkel Kaiden sitzt auf einem Stuhl, der in der Nähe des Bettes steht. Auf dem Bett, indem Dorian liegt. Es sieht so aus als würde er schlafen und gleichzeitig einen Albtraum haben.

"Adalena, schön dass du hier bist."

"Was ist mit ihm?", frage ich mit zittriger Stimme.

Kaiden steht auf und bittet mich, neben Dorian Platz zu nehmen.

"Er ist ziemlich angeschlagen gewesen, als er von deiner Hochzeit erfuhr. Er hat sich in einen Lykaner verwandelt und die Kontrolle verloren. Vor einigen Stunden - kurz bevor ich Adam hergebeten habe - ist es bewusstlos geworden. Seitdem schläft er, aber es scheint, als sei er in einem Albtraum gefangen. Die Ärzte waren bereits hier, aber niemand kann uns etwas über seinen Zustand sagen und er will einfach nicht aufwachen."

Meine Augen brennen und Tränen fließen über meine Wange. Es ist alles meine Schuld gewesen.

"Wenn ihn jemand helfen kann, dann du. Das weiß ich."

Kaiden lächelt mich ein letztes Mal an, bevor er Dorian und mich allein im Zimmer lässt. Zögernd nehme ich seine Hand und stelle fest, dass sie eiskalt ist.

Dorian ist immer warm gewesen, wenn er mich umarmt. Als Lykaner ist ihm nie heiß oder kalt gewesen.

Sein Gesichtausdruck ist quälend, weshalb ich mich neben seinen Kopf setze und meine andere Hand auf seine Stirn lege.

"Dorian, ich bin hier!", flüstere ich.

Ich weiß nicht, ob er mich hört oder ob er meine Berührung spürt. Doch er scheint sich langsam zu entspannen. Sein Gesichtsausdruck wird ruhig und es sieht nun so aus, als würde er schlafen.

"Ich bin hier, wenn du aufwachst."

Ich lege mich zu ihm und vergrabe mein Gesicht auf seiner Brust. Ich kuschel mich an ihn, wie ich es früher immer tat. Diesmal fällt Dorian's Anspannung komplett.

Er fühlt, dass ich hier bin. Ich hoffe nur, dass er aufsteht. In diesem Moment gibt es nur uns beide. Ich denke nicht daran, dass ich verheiratet bin. Ich denke nicht daran, dass ich Kaladin das Herz brechen könnte.

Ich denke an all die Momente, die wir zusammen verbracht haben. Ich war als Kind größer als Dorian, weshalb ich ihn immer geneckt habe. Obwohl ich älter bin als er. Doch dann bekam er einen Wachstumsschub und überholte mich.

Ich weiß gar nicht mehr, wann ich mich in ihn verliebt habe. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich es jemals nicht gewesen bin.

"Es tut mir so leid!", flüstere ich mit brüchiger Stimme.

Ich wünsche, dass alles anders wäre. Wenn es diese Prophezeiung nicht geben würde, wären wir dann zusammen? Hätte ich ihm bereits verziehen, dass er mich damals nicht wollte?

Eines kann ich sagen. Ich bin froh darüber gewesen, dass wir damals nicht zusammen gekommen sind. Denn dann wären wir glücklich gewesen und die Trennung wäre viel schmerzhafter gewesen.

"Dorian, wach bitte auf. Bitte."

Keine Reaktion.

Erasthai.

Perplex hebe ich meinen Kopf. Hatte er gerade mit mir gesprochen? Es war wie damals in meinen Gedanken.

Dorian? Hörst du mich?

"Dorian, sag noch etwas!", sage ich diesmal laut, weil ich keine Antwort bekomme.

Doch nichts. Ich höre nichts mehr von ihm.