32 - Kontrollverlust

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Dorian

"Wann sind wir da?", frage ich den Piloten ungeduldig.

"Wir landen in 5 Minuten."

Addy?

Sie ignoriert mich bereits seit einer Stunde und antwortet nicht mehr. Ich weiß nicht, was geschehen ist. Aber ich weiß, dass es einen Grund gibt, weshalb sie ihre Mauer nicht fallen lässt.

Irgendetwas verschweigt sie mir und sie weiß, dass ich womöglich nicht damit klar kommen werde.

Aber wenn ich sie heute nicht finde, dann werde ich die Kontrolle meines Lykaners verlieren. Ich versuche ihn schon die ganze Zeit zurückzuhalten.

Adalena, wenn du mir jetzt nicht antwortest, dann brenne ich die ganze Stadt nieder!

Dorian, bitte. Ich kann nicht. Verstehe mich.

Ich will dich nicht verstehen. Adalena, bitte. Wenn du mich wirklich liebst, dann lässt du deine Mauer fallen, damit ich dich zu mir holen kann. Dort wo du hin gehörst.

Als der Privatjet landet, verliere ich keine Zeit und springe aus dem kleinen Flugzeug. Vielleicht hätte ich Verstärkung mitnehmen sollen. Doch mehrere Lykaner erregt mehr Aufsehen. Kaladin darf nicht wissen, dass ich komme.

Okey. Aber es geht mir gut. Vergiss das nicht. Mir geht es gut.

Ihre Worte verwirren mich. Doch bevor ich nachfragen kann, was sie damit meint, spüre ich es schon.

Der Schmerz den ich fühle, zwingt mich in die Knie. Ihre Angst, zerstört mich. Meine Sinne werden schärfer. Meine Eckzähne verlängern sich. Meine Krallen fahren aus.

Ein lautes Knurren hallt durch den Wald und ich verliere fast meine Kontrolle.

"Erasthai!", knurre ich und fange an zu laufen. Ich weiß, wo sie steckt. Ich hoffe nur, dass ich keiner Menschenseele begegne. Mein Lykaner will Blut sehen und im Moment ist es ihm egal, von wem es kommt.

Ihre Schmerzen bringen mich förmlich um. Dieser Bastard hat ihr Schlimmes angetan. Dafür werde ich ihn töten und leiden lassen.

Vor einer verlassenen Ruine bleibe ich stehen. Ich fühle ihre Präsenz. Sie ist dort drin.

"Ich komme dich holen!", knurre ich.

Ich versuche mich zu beruhigen. In diesem Zustand kann ich nicht zu ihr. Was wenn ich sie verletze? Mein Lykaner stimmt mir zu und langsam verwandle ich mich ganz in einen Menschen zurück.

Zum Glück habe ich mich nur halb verwandelt, denn dann wäre mein Kleidung komplett zerfetzt gewesen.

Adalena? Ich bin bei dir. Ich komme dich holen.

Nicht. Wenn du diesen Turm betretest, verfällst du zu Asche.

Hat dir das dieser Idiot gesagt? Ich habe keine Angst. Ich will dich nur daraus holen.

Selbst in Gedanken klingt meine Stimme mehr als nur wütend. Ich weiß nicht, in welchem Zustand ich meine kleine Erasthai finden werde. Aber ich darf auf keinen Fall die Kontrolle verlieren. Ich muss sie daraus holen.

Bist du allein?

Er ist seit mehreren Stunden weg. Ich weiß nicht, wann er wieder kommt.

Ich weiß nicht, ob es eine gute Sache ist. Am liebsten hätte ich diesen Bastard in Stücke gerissen. Aber meine oberste Priorität ist Adalena. Ich muss sie sicher da raus holen. Meine Rache kann warten und ich verspreche, sie wird schmerzhaft sein.

Ich betrete die Ruine und mein ganzer Körper spannt sich an. Es fühlt sich so an, als würde er unter Flammen stehen.

"Ich muss dir deine lykanischen Kräfte nehmen, damit du den hohen Turm betreten kannst. Ansonsten wirst du sterben."

Diese Stimme kommt von einer Frau. Aber ich sehe niemanden.

"Wer bist du?", frage ich.

"Ich war die Hexenkönigin. Bis Kaladin mich ermordet hat. Dasselbe Schicksal erwartet auch deine Gefährtin."

"Mir ist es egal, wenn ich ein Mensch werde. Nimm mir meine lykanischen Kräfte. Ich will nur zu ihr und sie beschützen."

Ein Kichern erhallt die Ruine.

"So läuft es nicht. Ich werde deinen Lykaner nur kurzzeitig versiegeln. Ich werde ihn dir nicht ganz nehmen. Da ich nicht lebe, kann ich dir nicht lange helfen. Du hast zehn Minuten Zeit sie zu finden, ansonsten verfällt dein Körper."

"Wo steckt sie?"

"Sie ist im obersten Stockwerk. Ich kann dort nicht hinein, sonst hätte ich ihr geholfen. Die Zeit läuft."

Die Anspannung fällt von meinem Körper und ich fühle meinen Lykaner nicht mehr. Schnell renne ich die ganzen Treppen nach oben und öffne die große Tür.

Mein Herz bleibt stehen, als ich meine Gefährtin auf dem Boden liegen sehe. Ihr Rücken ist mit einer großen Brandwunde übersäht und auch ihr Gesicht und ihr ganzer Körper sind blutüberströmt.

Ohne Zeit zu verlieren, laufe ich zu ihr rüber und versuche sie vorsichtig hochzuheben. Ihr T-Shirt war fast komplett zerissen, aber ich habe Angst ihr meines zu geben. Tränen sammeln sich in meine Augen und ihre Schmerz, den ich jetzt fühle, bringt mich fast dazu selbst fast bewusstlos zu werden.

"Mi princesa, ich habe dich."

Unser Schicksal (Dorian & Adalena)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt