23 - Zeremonie

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"Wir müssen doch irgendetwas dagegen tun können!", sagt mein Vater und tigert aufgeregt im Raum hin und her.

"Dad, lass es bitte. Es gibt keine andere Möglichkeit. Akzeptiere es. Kaladin wartet bereits und je länger wir es hinauszögern, desto gefährlicher wird es für uns Hexen. Irgendwann wird es zu spät sein."

Er schlägt mit seiner Faust gegen die Wand, wodurch eine Delle entsteht.

Ich stehe auf und gehe auf ihn zu.

"Begleite mich zum Altar."

"Ich kann meine eigene Tochter nicht in ihr Verderben begleiten."

"Dad, mache es mir nicht schwieriger als es bereits ist."

...

Die Zeremonie ist zu Ende. Es ist nichts großartiges gewesen. Kaladin und ich sind uns gegenüber gestanden, haben uns in die Finger geschnitten und unser Blut in einem Gefäß tropfen lassen. Anschließend hat Kaladin einen Zauber ausgeführt und in der Hexenwelt sind wir verheiratet.

Meine Eltern lächelten traurig, doch sie wussten, dass sie rein gar nichts tun können.

Als Kaladin und ich auf der Party allein sind, beugt er sich zu mir rüber und sagt: "Ich muss dir etwas gestehen."

"Was denn?", frage ich neugierig.

"Ich habe dir erzählt, dass wir zusammen sein müssen um das Hexenvolk zu retten. Dies stimmt nicht so ganz."

"Moment, was meinst du?", frage ich entsetzt.

"Nun, es ist ein Teil. Dass du dich für mich entschieden hast, ist schon ein guter Anfang."

"Es gibt noch mehr?"

"Als Dimitri dich als seine Erasthai erkannt hat, gab es eine neue Prophezeiung."

"Die wäre?", frage ich bissig.

"Nicht unser Zusammenleben rettet das Hexenvolk, sondern unser gemeinsames Kind."

Ich blinzle einige Male, weil ich mir unsicher bin, was ich gehört habe.

"Ein Kind? Wir beide?"

"Eines Tages würde es sowieso dazukommen. Je früher wir Eltern werden, desto besser. Ich weiß, das ist alles ziemlich unromantisch. Aber es geht hier um so vieles. Ich hätte es dir sagen müssen."

"Nein, ich verstehe. Nur, gib mir Zeit. Ich kann nicht. Nicht jetzt."

"Darf ich dich wenigstens küssen?", fragt er mich.

Ich zögere. Bin ich so weit? Kann ich wirklich einen anderen Mann küssen, selbst wenn wir verheiratet sind?

Kaladin nimmt mir die Entscheidung ab und legt plötzlich seine Lippen auf meine. Der Kuss dauert nicht einmal eine Sekunde, dann entfernt sich Kaladin wieder.

"Tut mir leid, ich konnte nicht anders."

Meine Gedanken schweifen zu Dorian. Er spürt die Verbindung. Meine Gefühle. Selbst ein Kuss von jemanden anderen, wird er fühlen.

Schockiert über diese Tatsache, errichte ich meine Mauer und blockiere Dorian. Vielleicht hätte ich dies schon viel früher machen sollen. Wie fühlt er sich wohl? Genauso beschissen wie ich?

"Adalena, es tut mir leid. Ich hätte es nicht tun dürfen."

"Nein, Kaladin. Es ist in Ordnung!", sage ich und versuche zu lächeln.

Er kann nichts dafür. Er kann doch nichts gegen meine Gefühle. Ich verletze zwei Menschen, die mir etwas bedeuten.

Mein Blick fällt auf meine Eltern. Sie sehen verzweifelt aus und mein Vater telefoniert mit jemanden.

"Kaladin, entschuldige mich."

Ich warte nicht auf seine Antwort und stürme zu meinen Eltern hinüber. Mein Vater legt gerade auf und sagt zu meiner Mutter: "Wir müssen auf der Stelle los, Kätzchen. Dorian ist...-"

Er hört auf zu reden und dreht sich zu mir um. Erst jetzt hat er meine Anwesenheit gespürt.

"Was ist mit Dorian?", frage ich mit zittriger Stimme.

"Wir müssen leider wieder zurück. Aber wir kommen bald wieder und bleiben länger."

"Dad! Was ist mit Dorian?"

"Ich weiß es nicht genau. Kaiden hat nicht viel am Telefon gesagt. Er braucht mich. Aber es wird alles gut. Es wird nichts schlimmes gewesen sein."

Ich lasse meine Mauer gegen Dorian fallen und versuche mit ihm zu sprechen.

Dorian?

Keine Antwort.

Dorian? Bitte antworte mir. Ich weiß, dass du vielleicht nicht mit mir sprechen willst. Aber bitte, sag irgendwas.

Keine Antwort.

"Dad? Ich komme mit euch mit!", sage ich entschlossen.

Unser Schicksal (Dorian & Adalena)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt