12 - Verrat

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Dorian sieht mich mit einem qualvollen Blick an und kommt einen Schritt näher.

"Wag es ja nicht, mir Nahe zu kommen!"

Sein Lykaner knurrt, eine Ablehnung seiner Erasthai ist schlimm.

"Addy, ich...verdammt Addy ich liebe dich!", sagt er und mein Herz setzt für einen Augenblick aus.

Drei Worte, die ich immer von ihm hören wollte. Auf die ich sehnsüchtig gewartet habe. Doch es ist zu spät.

"Ich habe dich immer geliebt, seitdem ich ein Teenager gewesen bin. Du warst immer alles für mich. Ich hatte immer gehofft, dass du meine Erasthai wirst und das Schicksal hat es gut gemeint. Du warst immer für mich bestimmt. Mein Herz wusste es bereits."

Tränen füllen meine Augen, als ich diese Worte höre. Doch ich darf nicht schwach werden.

"Weißt du eigentlich, dass sich meine Gefühle dir gegenüber nicht geändert haben, als mein Lykaner dich als Erasthai erkannt hat? Das liegt daran, dass ich dich bereits ohne dieses Band mehr als alles andere geliebt habe. Du bedeutest mir alles, Adalena."

Ich seufze und versuche nicht in Tränen auszubrechen.

"Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wenn ich nicht deine Erasthai gewesen wäre, sondern ein anderes Mädchen auf der Feier...Wärst du jetzt hier?"

Dorian fährt sich verzweifelt durch sein perfektes Haar und seufzt: "Ich weiß es nicht."

"Das ist alles, was ich hören musste."

Ich drehe mich um und will gerade gehen, als Dorian mich am Arm packt.

"Fass mich nicht an!", fauche ich und er zieht seinen Arm zurück, als hätte ich ihn verbrannt. Ein Blick auf seine Hand verrät mir, dass ich es wirklich getan habe. Ich habe ihn verletzt, weil ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle habe.

"Ich gehöre dir nicht, Dimitri!", sage ich und laufe von ihm weg. Was, wenn ich ihn schlimmer verletzt hätte? Ich hätte ihn mit meinen Kräften auf der Stelle zu Staub verwandeln können.

...

Erst zur Morgendämmerung komme ich wieder am Palast an. Ich muss mit meinen Eltern sprechen. Ihnen sagen, dass ich nicht hier leben kann. Sie werden mich bestimmt verstehen und zusammen können wir wieder umziehen.

Meine Eltern stehen bereits von ihrem Stuhl auf, als sie mich sehen und rennen panisch auf mich zu.

"Wir haben uns Sorgen um euch gemacht. Niemand kam von euch zurück."

Also ist Dorian nicht hier gewesen? Bestimmt ist es besser, wenn ich ihn nicht sehe.

"Können wir bitte gehen? Ich kann nicht länger hier bleiben."

"Setz dich, Adalena."

Stumm setze ich mich auf den Stuhl und schiele kurz zum Kamin rüber. Die Wärme ist angenehm und fühlt sich gut auf der Haut an. Nachdem ich mehrere Stunden in der Kälte gezittert habe, wundert es mich auch nicht.

"Du weißt, was es bedeutet. Du wirst nicht nur seine Erasthai, sondern auch die Prinzessin."

Moment, das Gespräch geht in die falsche Richtung.

"Dad, ich habe ihn abgelehnt. Ich will nicht, dass ich seine Erasthai bin."

Mein Vater sieht mich an, als hätte ich drei Augen auf der Stirn.

"Süße, ich weiß wie schlimm das für dich sein muss. Aber du liebst ihn und er liebt dich. Das haben wir alle gesehen und es war euch schon immer vorherbestimmt."

"Ich kann und will das nicht, Dad. Bitte, habt Verständnis. Er hat mich verletzt. Er hätte mich niemals genommen, wenn ich nicht seine Erasthai gewesen wäre. Das hat er deutlich gemacht!"

"Liebes!", mischt sich nun meine Mutter ein.

"Ich habe mir immer Sorgen um dich gemacht, weil du altern wirst und wir nicht. Doch als ich diese Vision hatte..."

"Welche Vision?", frage ich als sie mich stumm anblickt. Sie seufzt und spricht weiter: "Als Neo geboren wurde, wussten wir, dass du seine Erasthai bist."

Wütend springe ich vom Stuhl und frage laut: "Ihr wusstet es? Ich war ein kleines Mädchen, ihr hättet es mir sagen müssen."

"Wir wollten, dass du trotzdem ein normales Leben führen kannst!"

"Nein Mom, ihr habt mein Leben zerstört. Alles wäre anders gelaufen, wenn wir es gewusst hätten. Gott, meine eigene Familie hat mir das angetan!"

Ich hätte niemals gedacht, dass ich so verletzt sein würde. Der Fakt, dass meine Eltern mir all den Schmerz und all den Kummer ersparen konnten und es nicht getan haben, schmerzt.

"Liebes, wir wollten nur...-"

"Ich gehe in mein Zimmer. Lasst mich einfach fürs Erste in Ruhe."

Wütend stürme ich nach oben und packe meine Tasche. Ich brauche keine Ruhe. Ich brauche Abstand. Abstand von Dorian und meiner Familie. Niemand soll wissen, wohin ich gehe und ob ich überhaupt jemals zurückkehre.

Unser Schicksal (Dorian & Adalena)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt