𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 2

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Luela

Neuer Tag, neues Glück, sagt man. Doch mein Glück hatte er mir längst genommen, mein Lächeln auch. Als er ging, nahm er ein Stück meines Herzens mit sich. Mein Herz sehnte sich regelrecht nach ihm, Tag für Tag, Stunde für Stunde, Minute für Minute, Sekunde für Sekunde, immer mehr. Es war kaum auszuhalten. Man spürte es. Ich spürte es. Ich kannte ihn in- und auswendig. Manchmal frage ich mich, ob es sich überhaupt lohnt, an ihm festzuhalten.

Übertreibe ich?

In diesem Moment platzte meine nervige Tante herein und weckte uns auf - eher meine Cousins und Cousinen, denn ich war seit Stunden bereits wach.

"Pash zotin mshele deren", sagte mein Cousin genervt dass sie die tür wieder zumachen soll und zog sich die Decke über den Kopf. "Qunu more kush ja sheh hajrin juve tu fjet deri n'12 t'dites!", sagte die nervigste Stimme, die man um diese Uhrzeit hören konnte, und erklärte uns mit wenigen Worten für nutzlos. Dann behauptete sie auch noch, dass wir bis 12 Uhr Mittags nur schlafen würden. Mein Gott! Ich könnte ihr wirklich eine reinhauen. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Eine reinhauen. Ha! Seit wann denke ich so? Meine Gedanken wurden erneut unterbrochen.

"Wer.hat.dich.gefragt, huh?!", schrie mein Cousin die nervige Hexe an. Offenbar hatte sie etwas gesagt, das ihm nicht gepasst hatte, während ich in Gedanken versunken war. "Das ist mein Haus! Ich habe hier das Sagen! Ihr kommt hierher, macht Urlaub und benehmt euch wie die letzten Idioten!", sagte sie und drohte, alles seinem Vater zu erzählen, aber er bestand darauf, sie immer wieder zu unterbrechen. Wir sahen nur zu und schwiegen.

"Mos mole, shipja jote a?", schrie mein Cousin sie erneut an. "Was haben mein Vater und Axhi (Onkel) gemacht? Sie haben Tag und Nacht gearbeitet, nur um euch all das zu ermöglichen!", fuhr er fort. "Wann hat dein geliebter Ehemann jemals selbst Hand angelegt? Nie! Mos m'lodh ma shum", sagte er und bat sie, ihm nicht länger auf die Nerven zu gehen.

"Was ist hier los?", hörte ich die Stimme meines Onkels, seines Vaters. Die nervige Hexe verteidigte sich und schob alles auf meinen Cousin, der sie mit offenem Mund ansah und selbst nicht glauben konnte, was sie da von sich gab.

Bevor wir etwas sagen konnten, wurden wir von Onkel unterbrochen. "Dil jasht, Amin", sagte er, dass Amin rausgehen sollte. "Was habe ich gemacht, bab? Sie ist wie eine Verrückte hier reingekommen und hat uns Nichtsnutze genannt!", verteidigte er sich. "Jasht, Amin", sagte Onkel jetzt mit strenger Stimme. "Ach, komm schon, qka.bona.un!? Gar nichts! Hast du dir den Rücken für diesen Mist gebrochen, Tag und Nacht gearbeitet? Damit sie hierher kommt und behauptet, das Sagen zu haben?", Amin lachte, nicht weil es lustig war, sondern weil es einfach lächerlich von ihr war.

"Amin, jasht thash!", schrie mein Onkel ihn jetzt an. "Del Amini del veq nuk t'kthehet mo", sagte Amin das er nicht mehr zurückkommen wird.

So stand er auf, zog sich kurze Shorts und ein T-Shirt an, nahm seine Autoschlüssel und verließ das Haus. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei und folgte ihm. Ich war bereits angezogen, da ich in meinen Alltagsklamotten eingeschlafen war.

Gott, dieser Typ war schnell. "Amin!", rief ich und er stoppte abrupt. Er sah mich nur fragend an. "Po vi edhe un", sagte ich, dass ich mitgehen wollte. "Wohin? Edhe ti don me hup a?", fragte er mich und lächelte mich an. Ich nickte. Er deutete mir mit dem Kopf, vorne einzusteigen, und wie ein kleines Kind freute ich mich.

Tatsächlich hatte dieser Dummkopf es geschafft, mich nach so langer Zeit wieder zum Lächeln zu bringen. Er war nicht ohne Grund mein liebster Cousin.

Als wir einstiegen, fuhr er direkt los. "Warum bist du mitgekommen? Mein Vater wollte mich nicht hier haben, nicht einmal meine eigene Schwester hat etwas dazu gesagt oder ist mir hinterhergekommen", sagte er und konzentrierte sich wieder auf die Straße. "Du bist nicht ohne Grund mein Lieblingscousin, also fahr jetzt", lachte er, als ich das sagte.

Eigentlich brauchte ich auch ein wenig Abwechslung. Was mein Vater oder meine Brüder dazu sagen würden, dass ich einfach mitgegangen bin, war mir ehrlich gesagt egal. Ich hatte keine Lust mehr, zu Hause zu bleiben. Ich hatte keine Lust mehr, mir von meinem Vater sagen zu lassen, dass ich eine Schande sei, und warum? Weil ich vor 3 Jahren in einer Beziehung war! Mein Vater war selbst 17 und meine Mutter 15, als sie sich verlobt haben, und jetzt wollte er mir einreden, dass es viel zu früh sei?!

"Worüber denkst du nach?", fragte Amin mich. Ich schüttelte nur meinen Kopf, schloss meine Augen und lächelte ihn an. Und er wusste, dass ich es ihm nicht sagen würde. "Willst du aussteigen?", fragte er mich. "Ey, das ist nicht fair!", schlug ich ihm auf den Oberarm.

"Qy qy, si lop pa kry po hec qajo", sagte er dass sie herumgeht wie eine Kuh ohne Kopf und zeigte mit dem Finger auf das Mädchen. Gott, wie schlimm das klang, wenn ich es in meinem Kopf auf Deutsch übersetzte. Ich sah zu der etwa 1,70 großen Blondine. Ihre Haare waren definitiv nicht echt. Und was Amin behauptete, stimmte zu 100 %. Lächerlich.

Ich beobachtete, wie sie auf einen Jungen zulief, ihn von hinten umarmte, und als er sich umdrehte, füllten sich meine Augen mit Tränen.

Es war er.

Amin machte die Fensterscheibe auf meiner Seite runter. Warte mal, was hat der Typ vor? "Enmar!", rief er nach ihm. Nein, nein, nein. Bitte, lieber Gott. Und da kommt er. Nein. Er kommt. Er kommt! Was soll ich machen? Wie soll ich mich verhalten? Oh Gott, hilf mir.

~ 🌷ب

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt