𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 13

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Luela

Mein Wecker weckte mich auf. Ich sah auf mein Handy und es war schon 5:30 Uhr. Schnell stand ich auf und nahm meine Sachen. Da ich gestern in meinen Alltagsklamotten geschlafen hatte, war ich schon bereit zu gehen. Meine Zahnbürste hatte ich im Auto vergessen. Ein Airwaves-Kaugummi musste für heute reichen.

Ich ging hinunter zur Rezeption und gab der Frau den Zimmerschlüssel zurück. Das Gebäude verließ ich und machte mich auf den Weg zum Auto. Dort werde ich die nächsten Tage, vielleicht auch Wochen, schlafen. Ob es gemütlich ist, weiß ich nicht, doch ich habe keine andere Wahl.

Am Auto angekommen, stieg ich ein. Ich war verdammt müde. Meine Seele fühlte sich müde. Leer. Ich fühlte mich leer. Wird mein Leben ab jetzt so aussehen? Alleine? Davor war es nicht besser, doch ich hatte wenigstens ein Dach über dem Kopf. Jetzt war ich auf mich allein gestellt. Doch darüber konnte ich mir jetzt keine Gedanken machen. Ich musste zur Arbeit und Überstunden machen. So wird die Zeit schneller vergehen.

Ich startete das Auto und fuhr los. Den Parkplatz verließ ich und fuhr in Richtung Krankenhaus. Dies würde gute 40 Minuten dauern. Also konnte ich mich entspannen. Ich verband mein Handy mit dem Auto. Ich fühlte mich alleine. Wirklich. Mit etwas Musik hätte ich ein wenig Gesellschaft. Also tat ich das auch.

Ich suchte nach dem perfekten Lied. In meiner Playlist findet man wirklich alles, doch der größte Teil besteht aus albanischen Liedern. Liebeslieder. Alte Lieder. Damals meinten die Leute alles ernst. Alles, was sie sagten. Was sie taten. Alles war echt. Man konnte es mit heute nicht vergleichen. Damals hörte ich mit ihm auc-.

Rückblick:

"Auch nicht. Es gefällt mir einfach nicht", sagte ich genervt. Was hatte dieser Junge bitte für einen Geschmack? Das konnte man doch nicht Musik nennen. "Was hältst du von Mudi, Jet?", fragte er mich jetzt. Ein wenig leid tat er mir. Seit Stunden versuchte er, ein Lied anzumachen, doch kein einziges gefiel mir. Und wer dieser Mudi-Typ sein soll, hatte ich auch keine Ahnung. Will ich auch gar nicht wissen.

"Luel?", fragte er jetzt. Er wartete auf eine Antwort. Mit den Schultern zuckte ich. Soll er doch machen. Ich lehnte mich zurück und beobachtete den wunderschönen Mond. Wir waren an unserem Lieblingsplatz. Doch gera-.

Von einer wunderschönen Melodie wurde ich unterbrochen. Er machte etwas an. Bekannt war es mir nicht, doch ich hörte aufmerksam zu. Meine Augen schloss ich und genoss es. Etwas kitschig war es, doch es gefiel mir. Es hatte eine wunderschöne Melodie und der Künstler hatte eine schöne Stimme.

Nach wenigen Minuten war das Lied wahrscheinlich schon zu Ende. Meine Augen öffnete ich und sah zu Enmar, der mich lächelnd ansah. "Und?" - "Ist okay", log ich. Es war perfekt. Doch ich wollte es nicht zugeben. Trotzdem wollte ich wissen, von wem das Lied ist. "Es ist mir eigentlich egal, so ne, aber könntest du mir sagen, wer der Künstler ist?", fragte ich unsicher. Er lachte. Er lachte, der Idiot.

"Aber natürlich, Je-".

Rückblick Ende.


Ein Hupen nahm ich wahr. Sofort merkte ich, dass ich ein wenig zu lange in Gedanken versunken war. Ich wäre schon in ein Auto reingefahren, hätte er nicht gehupt! Gott! Das durfte nicht nochmal passieren. Nicht in der Öffentlichkeit. Nicht im Straßenverkehr.

Weiter fuhr ich. Ich hatte nicht mal den Mut anzuhalten, obwohl der Mann, der gehupt hatte, schon ausgestiegen war und mir ebenso ein Zeichen gab, auszusteigen. So dumm war ich nicht, mein Lieber. Ich wäre fast in dich reingefahren, ja, aber jetzt einfach auszusteigen kommt gar nicht in Frage.

Jetzt musste ich ohne Musik weiterfahren, sonst bekomme ich noch weitere Flashbacks. Was mir ganz und gar nicht gut tat. Es war Vergangenheit. Er war Vergangenheit. Also musste ich ihn und alles, was mit ihm passiert ist, vergessen. Einfach aus meinem Gedächtnis löschen.

Nach guten 30 Minuten kam ich an. Mein Auto parkte ich und stieg aus. Nur mein Handy und meine kleine Handtasche nahm ich mit. Mein Auto schloss ich ab und begab mich Richtung Eingang. Ich freute mich tatsächlich. Ich würde mich den ganzen Tag nicht langweilen.

An einer Blondine lief ich vorbei. Lauschen sollte man nicht, doch ich erkannte, dass sie albanisch sprach. Der gleiche Dialekt. Sie musste ebenso aus dem Kosovo kommen! Wenn ich meine Landsleute reden hörte, machte es mich einfach nur glücklich. Ich liebte unsere Kultur. Unsere Leute. Und vor allem unsere wunderschöne Sprache. Die sie gerade sprach.

"Mam, mir geht-, mfal, mir jam mam. Ich werde sch-, mir ka me shku diçka mam, t'premtoj.", sagte sie. Es war also ihre Mutter am Telefon. Sie versicherte ihr, dass alles gut gehen wird. "Mam, ich werde schon jemanden fragen", sagte sie jetzt und sah zu mir rüber. Sie lächelte mich an und ich erwiderte es.

"Okay, äh- Entschuldigung, wissen Sie zufällig, wo ich Anne Hei-Heikel finden kann?", fragte sie mich jetzt. "Anne ist meine Chefin, ich wollte sowieso zu ihr, hajde me mu", bot ich ihr an, mit mir zu kommen, und musste schmunzeln, als ihre Augen groß wurden. "Ich hätte nicht gedacht, dass du Albanerin bist, ich- Mam, ich ruf dich später an, t'du", legte sie auf und kam auf mich zu.

Sie hatte eine sehr positive Ausstrahlung. Gepflegtes blondes Haar, eine wunderschöne reine Haut und ein markantes Gesicht. Die schönsten Frauen hatten offiziell wir. "Ich bin neu hier und oh mein Gott, ich hatte einfach so Angst, dass ich Anne? Anne hieß sie. Dass ich sie nie finden werde! Dieses Krankenhaus ist einfach zu groß. Meine Mutter macht sich auch Sorgen um mich, da ich jetzt alleine lebe.", und weiter redete sie. Sie war definitiv ein gesprächiger Mensch, finde ich gut. Ich höre gerne den anderen zu.

"Und dann kam dieser Kellner und sagte, dass der Kaffee aufs Haus ist, und zwinkerte mir zu! In meiner alten Stadt ist mir sowas noch nie passiert. Als ich meiner Mutter davon erzählte, war sie kurz davor, hierher zu fahren", sagte sie jetzt. Ich schüttelte nur lächelnd den Kopf. Wie konnte ein Mensch so motiviert um diese Uhrzeit sein?

Wir waren schon vor dem Büro der Chefin angekommen. Sie ließ ich vorlaufen und ich ging ihr nach. Ein kurzes Gespräch wurde geführt und ich sollte ihr den Bereich im Labor zeigen, da sie ebenso eine Ausbildung als MTLA abgeschlossen hatte. Besser konnte der Morgen nicht starten. Tatsächlich hoffte ich, dass ich mit ihr ein wenig befreundet werden kann. Sie machte keinen schlechten Eindruck, ganz im Gegenteil. Sie war offen und redete viel. Genau das Gegenteil von mir.

Ich wurde auch von Anne begrüßt, sie entschuldigte sich mehrmals. Wenn du nur wüsstest, wie gut es mir tut, hier zu sein und für wenige Stunden alles um mich herum auszublenden. Und schon machten wir uns auf den Weg zum Labor. Bevor ich anfangen konnte, ihr alles zu zeigen, fing sie selber an, mehrere Fragen zu stellen, die ich ihr auch beantwortete.

"Ah, guten Morgen, meine Schöne, ich hatte dich hier gar nicht erwartet! Komm her", und schon drückte mich meine süße Kollegin. Ich musste schmunzeln. Sie entfernte sich von mir. "Wen hast du uns heute hier mitgebracht?", schaute sie jetzt zu- zu? Ich wusste doch gar nicht, wie sie heißt. "Das ist-", ich stoppte und hoffte, sie würde ihren Namen selber verraten.

"Erona", sagte sie. "Ach, das ist ein wunderschöner Name. Dann haben wir ab jetzt zwei Hübsche hier im Labor", lächelte uns meine Kollegin an. Wir erwiderten es.

"Oh mein Gott, das hatten wir im Labor bei uns nicht!", und schon lief Erona zum Schrank, wo alles Mögliche drin war. "Du bleibst trotzdem meine Hübsche", flüsterte mir Sigrid zu und lief schon zu Erona, um ihr den Rest zu zeigen.

Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen. Die Temperatur meiner Wangen stieg. Ich liebte es. Sie nannte mich immer so. Seitdem ich hier bin. Nicht mal meine eigene Mutter hatte mich seit Jahren so genannt. Sigrid brachte mir jeden einzelnen Tag etwas Süßes mit, weil sie wusste, ich liebte Süßes.

Ich wünschte, du würdest dich auch ein wenig um mich kümmern, Mam.

~ 🌷ب

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt