Luela
Wir sind gestern aus dem Kosovo zurückgekommen. Die Rückfahrt war wie die Hinfahrt, nur war die Laune die ganze Zeit über im Keller. Man vermisst die Heimat eben und kann sich nicht so leicht von ihr trennen. Obwohl Enmar sein Bestes gegeben hat, um wenigstens ein bisschen gute Laune zu verbreiten, wofür ich ihm auch sehr dankbar bin, hat es nicht wirklich geklappt.
Als wir ankamen, war es schon sehr spät, doch trotzdem waren alle wach geblieben. Selbst Tante Sema war nicht nach Hause gegangen, weil sie uns warmes Essen kochen wollte, damit wir sofort essen konnten, sobald wir ankommen. Das schätze ich sehr, und es hat mich fast zum Weinen gebracht, wie ein Mensch nur so niedlich sein kann.
Auch Luan war nicht schlafen gegangen. Sofort sprang er in Enmars Arme und ließ ihn nicht für einen Moment los, bis er auch so in seinen Armen eingeschlafen war. Er war etwas blass im Gesicht, und Amin teilte mir mit, dass das starke Husten wieder da war, was mir die ganze Zeit schon Sorgen machte. Beim Arzt wurde er auch vorgestellt, und angeblich sei es nichts Schlimmes, ich jedoch traue keinem Arzt mehr.
Man merkte sofort, dass auch Enmar ihm gefehlt hatte, denn sofort strahlten beide wieder etwas mehr.
Idea soll auch die ganze Woche jeden Tag hierhergekommen sein, um Zeit mit ihm und Amin zu verbringen. Auch die beiden sahen mehr als nur glücklich zusammen aus, was mich umso glücklicher machte. Sie ist eine wunderschöne, reine Seele, und ich mache mir keine Sorgen, dass Amin sie jemals verletzen wird doch das, was Amin nun mal leider Gottes tut, wird ihr nicht guttun. Ich weiß nicht einmal, ob sie davon etwas weiß, doch das Wichtigste ist, dass sie miteinander glücklich sind.
Nijaz ist derselbe. Es fällt ihm leider immer noch schwer, ins normale Leben zurückzukehren. Er gibt sein Bestes, bemüht sich, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, doch es gelingt ihm nicht. Ich bin jedoch froh, dass er frei ist. Gelitten haben wir am Ende nun mal alle und wissen genau, wie es sich anfühlt. Man muss leider manchmal einfach lernen, damit umzugehen.
Zu Suad gibt es nicht wirklich viel zu sagen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er und Amin dieselbe Gehirnzelle teilen. Was der eine tut, macht der andere nach und legt noch einen drauf. Ich hatte das Gefühl, dass er die meiste Arbeit abbekommen hat, denn man sah ihm die Erschöpfung in den Augen an. Ich hatte Enmar darum gebeten, die Jungs mal ein paar Tage in Ruhe zu lassen und selbst sich an die Arbeit zu machen. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass Amin die ganze Zeit mit Idea und Luan war und genug freie Zeit hatte.
Freie Zeit hatten aber auch seine Mutter und Schwester. Enara hatte sich beruhigt und verhielt sich anders als gewöhnlich. Sie hatte sogar nach meiner Nummer gefragt und mir sofort die Fotos geschickt, die sie von uns in der Moschee geschossen hat. Ich glaube, sie hat gemerkt, dass ihr Verhalten oft sehr unpassend war, und versucht nun auch, etwas herunterzukommen, worüber ich mehr als nur froh bin!
"Warum schläfst du nicht?", hörte ich Enmars Stimme neben mir, der gerade wach geworden war. Auf seiner linken Seite, in seinen Armen, lag Luan noch im Schlaf. "Warum bist du überhaupt so weit weg von mir? Komm her", sagte er und zog mich mit einer Hand um meinen Bauch nah an sich heran und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Geht's dir gut?", fragte er wieder. Eine stille Schwere legte sich auf mein Herz bei seinen Worten. Ich hatte das Gefühl, dass gleich Tränen hochkommen würden, ohne einen richtigen Grund zu haben. Was war nur los mit mir?
"Hey, komm her", sagte er jetzt. Vorsichtig löste er sich von Luan, nahm mich in seine Arme und umarmte mich. Es tat gut. Es tat so verdammt gut, seine Nähe zu spüren, seine Umarmungen. Ich liebte diesen Mann so sehr. Einige Tränen liefen mir die Wangen herunter, ohne jeglichen Grund. Es herrschte für einen Moment Stille, bis Luans Stimme ertönte. Sofort drängte er sich zwischen uns und trennte uns aus der Umarmung.
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Kur Kthehësh?
RandomLuela war ein junges Mädchen, das dachte, in jungen Jahren ihre wahre Liebe gefunden zu haben, wobei sie sich jedoch sehr getäuscht hatte. Sie war eine der liebsten und reinsten Seelen, die man kennenlernen konnte - eine Seele ohne jegliche Sorgen o...