𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 28

1K 44 92
                                    

Enmar

Ich schlug immer wieder auf sein Gesicht ein, als wäre es kein menschliches Antlitz, sondern nur ein lebloses Objekt. Meine Fäuste pochten gegen seine Wangenknochen, und ich spürte, wie seine Haut unter meinen Schlägen nachgab. Sein Blut spritzte in alle Richtungen, winzige Tropfen, die wie roter Regen auf den Boden und meine Kleidung fielen. Jeder Schlag ließ einen weiteren Schwall Blut aus seiner Nase und seinen aufgeplatzten Lippen hervorquellen.

Mich provozierte, dass er mich immer noch anlächelte wie ein Psychopath. Es provozierte mich, dass er nicht einmal einen Laut von sich gab. Von jemandem wurde ich weggezogen. Amin. "Boll ma, boll", sagte er, dass ich aufhören soll, und im nächsten Moment ging er auf ihn los. Und wenn ich sage, dass meine Schläge im Gegensatz zu seinen nichts waren, dann meine ich es auch so. Mit großen Augen sah ich ihm nur zu. Mehrere Gäste hatten sich versammelt, doch von seinen Männern war keine Spur, und das machte mir ein mulmiges Gefühl im Bauch. Diese Hunde waren doch immer da, wo er sich aufhielt. Auf ihn draufzugehen, würde gar nicht in Frage kommen, doch wo waren sie? Hier stimmt was nicht. Hier stimmt nichts!

"Wessen. Cousine. Fickst. Du?! Huh?!", hörte ich Amin sagen, jedes Wort, das er aussprach, begleitet von einem Schlag ins Gesicht. Dass er sein Bewusstsein nicht verloren hatte, fiel mir auch erst jetzt auf. Was war dieser Mensch? Das ist doch nicht normal. Nach so vielen Schlägen wäre man schon längst im siebten Himmel. Ich-.

"Amin! Hör auf damit!", hörte ich die Stimme, die mir eine Gänsehaut verpasste, die Stimme, die mein Herz zum Stillstand brachte, die Stimme, die mir damals mein Herz erwärmt hatte, war die gleiche Stimme, die mir jetzt mein Herz zu brechen drohte. Mein Körper spannte sich sofort an, die Bilder, die ich zu sehen bekam, gingen mir durch den Kopf. Meine Hände hatte ich unbemerkt zu Fäusten geballt. Die Wut stieg Sekunde für Sekunde in mir auf. "Enmar!", rief sie mich jetzt, während sie versuchte, Amin von dem elendigen Hund zu trennen. Ich sah zu ihr, und sie deutete mir mit dem Kopf zu Amin, der wie verrückt auf ihn einschlug. Langsam ging ich auf sie zu, packte Amin fest am Arm und zog ihn mit aller Kraft hoch und hinter mir her. "Ich werde ihn umbringen! Lass mich los, verdammt!", sagte er mit der Intention, wieder auf ihn loszugehen. Wieso ich es nicht zuließ? Weiß ich nicht. Doch du weißt es. Sei leise. Wegen ihr. Halt verdammt nochmal die Schnauze!

"Enmar! Lass mich los, e kalli krejt, hörst du?! Ich werde euch alle bei lebendigem Leib verbrennen!", sagte er jetzt zu den anderen Gästen, die sofort mehrere Schritte sich von uns entfernten. "Beruhig dich", gab ich streng von mir. Seine Brust bebte, ich hatte ihn noch nie so erlebt. Immer war er der kindische, nicht nur seitdem er bei mir lebt, sondern auch früher. Kein Mensch hatte ihn jemals so erlebt. "Lshom pash Luanin, lshom!", bat er mich darum, ihn loszulassen, obwohl er auch Luan erwähnte. Ich würde ihn nicht loslassen, nicht nachdem sich hier alle versammelt hatten, selbst mein Kollege, dem wir seinen schönsten Tag versaut haben. Naja, ein schönster Tag mit einer Frau der Ali-Familie kann es nicht sein. Sie war immerhin die Cousine von dem Bastard und somit auch eine kranke Person.

"Lass ihn los! Luela, lass ihn verdammt nochmal lo-", "Nein! Seid ihr eigentlich komplett bescheuert?! Schau, was ihr mit ihm gemacht habt! Und du, Enmar!", sah sie jetzt zu mir. Sie hatte ihm hochgeholfen, und beide liefen langsam in unsere Richtung. Vor Amin hatte ich mich gestellt, sodass ich ihn von beiden Seiten aufhalten konnte, wenn er nur einmal auf dumme Gedanken käme. Zu Pamir schweifte mein Blick, der sich tatsächlich mit seinem kompletten Körper fast auf Luela gestürzt hatte wie ein Riesenbaby. Schämt der Typ sich nicht?! Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen. Wieso hilft sie ihm, verdammt?!

"Er meinte, er wird dic-", begann Amin, doch sie unterbrach ihn scharf ,"Sei leise, Amin!" Es nervte mich unglaublich. Nimm ihn nicht in Schutz. Er ist ein Drecksmensch!

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt