𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 37

706 33 40
                                    

Luela

"Enmar!", hörte ich eine tiefe Stimme hinter uns, und sofort löste er sich aus dem Kuss und richtete seinen Blick hinter uns. Seine Hand wanderte sofort hinter seinen Rücken und holte seine Waffe heraus. "Ich entschuldige mich für die Störung", sprach er wieder, und schon wusste ich, wer es war. Eine dolle Gänsehaut überkam mich. "Enmar, Enmar", sagte Pamir.

"Schämst du dich denn nicht, mit meiner Frau rumzumachen? Oder du, Luela? Schämst du dich gar nicht vor Gott? Du sündigst, Luela!", wurde seine Stimme immer lauter und lauter, bis sich seine Worte wie eine Achterbahn in meinem Kopf abspielten. Meinen Blick hatte ich immer noch auf die Stadt gerichtet. "Hör nicht auf ihn", sagte Enmar mit einer beruhigenden, leisen Stimme. Regen prallte auf uns. Ich hatte das Gefühl, dass es jede Sekunde immer mehr und mehr regnete.

"Nimm deine Hunde und geh mir aus dem Weg, Pamir. Wärst du ein Mann, dann hättest du sie gar nicht mitgenommen", sprach Enmar laut, kalt wie der Winter, und trotzdem ließ es mein Herz beben. Fest hatte ich seine Hand umklammert. Ich zitterte schon stark, und sein Griff wurde immer stärker.

Er nahm mich langsam hoch und brachte mich mit langsamen Schritten zur Beifahrerseite, machte die Tür mit einer Hand auf und ließ mich hineinsitzen. Ich hatte mir einen Blick nach hinten erlaubt, und es standen verdammt viele bewaffnete Männer. Wie kann der Typ so ruhig bleiben? "Wir fahren jetzt nach Hause, okay? Hab keine Angst", sagte er immer noch mit einer kalten Miene, doch seine Augen waren alles andere als kalt. Sie strahlten so ein schönes Grün. Ich nickte schnell und richtete meinen Blick nach vorne.

Und schon fielen Schüsse. So viele, dass ich mir die Ohren zuhielt. Tränen strömten meine Wangen herunter. Einige trafen das Auto, und ob Enmar heil ist, kann ich nicht sagen, was mir ein mulmiges Gefühl im Magen bereitete. Lieber Gott, war das meine Strafe? Ich sehnte mich so lange schon nach ihm, lieber Gott. Endlich hatte ich ihn. Endlich hatte ich es akzeptiert, dass ich ihn mit all seinen Macken lieben werde. Wieso nimmst du ihn mir so schnell weg? Waren denn meine Sünden so schlimm? Nimm ihn mir nicht weg, lieber Gott. Lass mich diesen Kuss nicht mein Leben lang bereuen. Ich werde mein Leben lang denken, dass dieser Kuss meine Strafe war. Ich werde mit ihm sterben, lieber Gott. Wie ein Wasserfall liefen meine Tränen mir die Wangen herunter. Ich zitterte schon am ganzen Körper. Nicht nur, weil es verdammt kalt war, sondern weil ich krank vor Angst war.

Und schon hörten die Schüsse auf. Einige Autos hörte ich wegfahren, und jetzt hörte ich auch noch Schritte, die in meine Richtung kamen. Schon schlug mein Herz schneller. Die Tür wurde mit voller Wucht aufgerissen, und ich zuckte zusammen. Doch dann sah ich, dass es nur Amin war, und atmete erleichtert aus. "Hab ich dich erschrocken? Tut mir leid. Geht's dir gut?", fragte er und hockte sich.

"Wir fahren nach Hause, okay?", sagte er. Wo kommt er jetzt her? Wo war Enmar? "Wo ist Enmar?", fragte ich, doch er antwortete mir nicht. "Amin, sag mir sofort, wo Enm-", die Autotür wurde aufgemacht, und schon schrien Amin und ich lauthals. "Seid ihr verrückt geworden? Was schreit ihr so rum? Und du, Amin?!", sagte er und hielt sich für einen kurzen Moment die Ohren zu, bevor er auch schon einstieg.

"Enmar, ich kann sie fahren, steig du bei Suad ein", sagte Amin, aber Enmar schüttelte nur den Kopf, und schon war Amin weg. Seine Hand legte er auf meine zitternde. Wir fuhren los, und mir liefen die ganze Zeit Tränen hinunter. Wieso, wusste ich nicht. Vielleicht, weil ich in dem Moment einfach nur Angst hatte. "Willst du immer noch weg von mir?", hörte ich ihn sagen. Ich schlug ihm auf den Oberarm, und er zischte sofort auf. Erst jetzt sah ich das ganze Blut, sein grauer Pullover war jetzt rot geworden, und ich dumme hatte ihn geschlagen. Panik überkam mich, doch er nahm wieder meine Hand und ließ sie nicht los.

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt