𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 5

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Luela

Wir waren seit einer Stunde unterwegs. Wir hatten kein Wort miteinander gesprochen. Es war so still. Ich starrte auf einen bestimmten Punkt.

"A je unt?", fragte Amin mich, ob ich hunger hatte. Ich verneinte, da mir der Appetit längst vergangen war. "As pite me mish aa?", sagte er, und ich sah ihn mit einem ernsten Gesichtsausdruck an. "Ti pagun", hob ich meinen Zeigefinger, dass er bezahlen wird. Er lachte nur. Idiot.

An einer Bäckerei hielt er an, stieg aus und holte Essen für uns. Es machte mich glücklich, weg von Babi zu sein. Es machte mich glücklich, jemanden wie Amin an meiner Seite zu haben. Wir haben uns seit unserer Kindheit gut verstanden. Da habe ich zu meinem Bruder eine viel größere Distanz als zu Amin. So eng sind er und ich.

Und da kam er mit zwei Piten und zwei Joghurts zurück. "Kos n'kant t'madhe nuk kishin, amo in Becher ist auch okay oder?", sagte er, dass sie keinen Fass mit Joghurt hatten. Er machte sich über meine Joghurt-Sucht lustig! Ich gab ihm einen Klaps auf den Kopf. Nicht allzu doll.

"Mos m'msho se ti kputi gishtat", drohte er mir, dass er meine Finger abhacken würde, wenn ich das noch einmal mache. Da hat er Pech. Eine weitere Klatsche kassierte er von mir. Und schon sprang ich aus dem Auto und rannte weg. Hinter mir spürte ich schon, dass er immer näher und näher kam und hi-

Rückblick:

Hinter mir war er. Ich lachte auf, als er mich hochhob. "Lass mich los, du Idiot!", versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien. "Nuk t'lshoj kurr per jet", sagte er, dass er mich niemals loslassen würde, doch ich versuchte mich weiter zu befreien, ohne Erfolg.

Erst nach ein paar Minuten spürte ich den Boden unter meinen Füßen wieder. Er drehte mich zu ihm, schlang seine Arme um mich und hielt mich so fest, als würde er Angst haben, dass mich jemand wegnehmen wollte.

Ich sah hoch zu ihm. Ich sah in seine wunderschönen grünen Augen. Seine wunderschönen braunen Haare, die so weich wie Federn waren. Gott, ich war so neidisch darauf! Seine wunderschönen Lippen. Sie waren perfekt. Er war perfekt.

"Was ist los, meine Schöne, habe ich dir die Sprache verschlagen?", sagte er mit einem Lächeln. "Du Idiot!", sagte ich und schlug ihn auf die Brust, drehte mich um und verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen, weil es mir peinlich war.

"Hec ktu lel", sagte er. Ich werde nicht zu ihm gehen. Ich bin bestimmt rot wie eine Tomate geworden! "Lelush", sagte er wieder. Und schon spürte ich Schmetterlinge in meinem Bauch. Ich liebte den Spitznamen. So nennt er mich fast immer. Nur er darf mich so nennen.

"Na komm, mach deine Hände weg vom Gesicht", sagte er, kam auf mich zu und nahm meine Hände herunter, ließ sie aber nicht los. Den Blick vom Boden unterbrach ich nicht. Ist ein schöner Boden oder? Schön grau...

"Lel, ich rede doch mit dir?", hörte ich ihn sagen. Ich finde den Asphaltboden gerade viel interessanter. "Kqyre Bora", sagte er, dass ich den Schnee sehen soll. Warte mal. Schnee? Mein Blick richtete sich direkt zum Himmel, und tatsächlich! Es schneit!

Ich liebe den Schnee. Ich liebe allgemein den Winter. Ich hoffe, Enmar wird Zeit haben, mit mir Schlittschuhlaufen zu gehen. Ob ich das kann, ist eine andere Sache.

Ich ging ein paar Schritte weiter weg von Enmar und drehte mich im Kreis. Es sah so schön aus. Wie kleine Glitzerteile fielen Schneeflöckchen vom Himmel herunter. Die Straßenlaternen ließen sie wie reine Kristalle aussehen.

"Lel, komm, wir gehen. Es wird langsam kalt", hörte ich Enmar sagen, doch ich wollte den ersten Schnee dieses Jahres genießen. "Mal, ich will tanzen", sagte ich mit einem Lächeln und mit dem Blick immer noch nach oben gerichtet. "Kce zemra jem kce. Knaqu", sagte er, dass ich meinen Spaß haben soll und tanzen soll. So ein Idiot, ich wollte mit ihm tanzen und nicht alleine!

Ich ging auf ihn zu, nahm seine Hand und fing an zu tanzen. Meine Hände platzierte ich auf seinen Schultern, und er hielt mich an den Hüften fest. Wir drehten uns langsam und bestimmt im Kreis. Es fühlte sich so schön an. Es war schön. Er war schön. Der Moment fühlte sich magisch an.

"Qeshtu kemi me kcy kur t'martohemi", sagte er. Es kam unerwartet, doch es machte mich unglaublich glücklich. Die Temperatur in meinen Wangen stieg. Sie wurden rot. "In shaa Allah", gab ich von mir und sah wieder auf den wunderschönen Asphaltboden. Dies ließ ihn auflachen. Und wenn ich sage, dass es sich einfach nur wie ein Traum anhörte, würde es mir keiner glauben, bis sie es selbst hören.

Einen Kuss gab er mir auf die Stirn, und ich-

Rückblick Ende:

Ich wurde nach hinten gezogen und fiel auf den Boden. Erschrocken schloss ich meine Augen. Ich wusste nicht, was gerade passiert war. Zwei Arme spürte ich, wie sie mich wieder hochzogen. Meine Augen öffnete ich wieder. Es war Amin.

"Geht's dir gut? Ke ka't shkel kerri qur", sagte er, dass ich fast überfahren worden wäre. Eine Gänsehaut überkam mich. Er legte seinen Arm auf meine Schulter, und wir liefen zurück zum Auto. Ich konnte nicht realisieren, was passiert war. Es ist das zweite Mal heute, dass ich so einen Flashback habe. Ich wäre überfahren worden, wäre Amin nicht da gewesen.

Im Auto angekommen, stiegen wir ein. Ich schämte mich. Was soll ich Amin sagen, wenn er mich fragt, was eben passiert ist? Wie konnte ich so dumm sein? Gott, stehe mir bei.

Doch er sagte kein Wort und fuhr auch schon los. Ich war mehr als nur dankbar dafür. Doch dass er mich führen oder später fragen würde, was mit mir los war, wusste ich jetzt schon.

Im Auto lief leise Musik. Ich machte sie lauter und genoss die Fahrt. Wohin wir fuhren, wusste ich nicht. Und Amin zu fragen, wollte ich auch nicht. Es war mir einfach zu peinlich.

Meine Gedanken übernahmen wieder er. Was macht er? Arbeitet er? Haben sie das Kind bekommen? Ist es ein Mädchen oder ein Junge? Sind er und Esra noch zusammen? Haben sie vielleicht geheiratet? Oder vielleicht auch weitere Kinder bekommen? Nein, geheiratet haben sie bestimmt nicht. Ich hatte auf seine Hände geachtet, und da war kein Ring am Ringfinger, außer einem Tattoo auf der Hand, das ich aber nicht richtig erkennen konnte.

Er wollte schon immer, dass sein erstes Kind ein Junge wird. Darüber hatten wir schon mal gesprochen. Ich hoffe, sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Auch wenn es nicht mit mir passiert ist. Wie alt ist es jetzt? Zweieinhalb? Drei? Ich weiß es nicht. Ich hoffe, es geht dem Baby gut. Immerhin kann es nichts dafür.

Und da hielt das Auto wieder an. Amin sah mich an und sagte nichts. Ich fühlte mich unwohl.

"Qka osht puna jote me Enmarin?"

~ 🌷ب

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt