𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 10

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Luela

Zum Auto liefen wir. Er hatte tatsächlich am Flughafen geparkt. Wer weiß, wie lange er Urlaub gemacht hat. Das muss doch arschteuer sein. Er machte mir die Tür auf, und ich stieg schon ein. Um das Auto herum ging er und setzte sich auch schon rein. Los fuhren wir. Keiner sprach ein Wort. Es war eine unangenehme Stille. Erst jetzt realisierte ich, mit wem ich gerade in einem Auto saß. Erst jetzt realisierte ich richtig, was abgeht. Bin ich irregegangen? Wieso wollte ich unbedingt mit? Ich konnte es nicht glauben. Doch auf einmal unterbrach er die Stille.

"Woher wusstest du, was Luans Blutgruppe war?", stellte er die Frage. Seine Stimme kalt und distanziert. Es brach mir das Herz. Ich liebte doch seine Stimme so sehr. Wieso war sie jetzt so distanziert von mir, obwohl er direkt neben mir sitzt? Du kannst doch nicht erwarten, dass er dich immer noch liebt. Er hat einen Sohn, wahrscheinlich auch ei-. "Luela?", unterbrach er meine Gedanken.

Ich sah ihn fragend und verwirrt an. "Woher?", fragte er wieder. "Ich... ich arbeite im Krankenhaus. Im Labor. Jedesmal, wenn ihr... wenn Luan im Krankenhaus war, war ich diejenige, die die Untersuchungen mit seinem Blut durchgeführt hat... wer es war, wusste ich nicht", stoppte ich kurz und machte direkt auch schon weiter, nachdem ich kurz nach Luft schnappte, "und erst recht nicht, dass er dein Sohn ist. Als ich den Nachnamen sah, wusste ich, dass ihr verwandt seid. Dann erinnerte ich mich auch noch an den Namen und das Alter des Kindes im Krankenhaus. Es war Luan", gab ich ehrlich von mir zu. "Qka nese osht kon tjeter kush?", fragte er jetzt. "Bei aller Liebe, wie viele Luan Gashis kennst du bitte? Dann auch noch so jung", ein Lächeln bildete sich auf seine vollen Lippen. Gott, ich könnte ihm dieses Lächeln vom Gesicht abschlagen. Er denkt jetzt bestimmt, ich sei ein Psycho! Das stimmt aber nicht! Gott, hätte ich lieber meinen Mund gehalten!

"Danke", hörte ich ihn sagen. Warte mal, hat er sich gerade ernsthaft bedankt? Wofür? Warum ist er so freundlich auf einmal? War das überhaupt ein ernst gemeintes Dankeschön? Warum fühle ich mich unwohl? Seit wann bin ich über ein Danke so paranoid? Ich-. "Luela!", schon wurden meine Gedanken wieder unterbrochen, und ich schreckte auf.

Mit großen Augen sah ich zu ihm. Gott, er hatte mich so erschreckt. Fragend sah ich ihn an. "Kann es sein, dass du Zwangsstörungen hast?", hatte er mich das wirklich gefragt? Ich meine, ich..., ich war nun mal oft in Gedanken versunken, und in letzter Zeit hatte ich auch viele Flashbacks, doch das war kein Grund für eine Zwangsstörung!

"Das war nicht böse gemeint-", "wie war es dann sonst gemeint, Enmar?!", unterbrach ich ihn. Ich habe doch kein-.

Rückblick:

"Ich hab weder Depressionen noch irgendwelche Störungen, Enmar! Mir geht es gut! Ehrlich", versuchte ich ihm zu erklären, dass es mir wirklich gut geht. "Sollte sowas nochmal passieren, werde ich dich persönlich untersuchen, verstanden?", "Idiot!", schlug ich ihm auf den Arm. Der Idiot, was er da von sich gab! Er fing ernsthaft an zu lachen! Gott!

"Mos kesh, Enmar, se t'mshoj prap!", drohte ich ihm nochmal zu schlagen, wenn er nicht sofort aufhört zu lachen. "Hajde", er stand auf und stellte sich kampfbereit dahin, als wäre ich einer seiner Feinde, die er totschlagen will, doch wenn er das unbedingt möchte, dann okay! Und schon machte ich ihm nach. Ich stand auf und stellte mich so hin, wie er es tat. Und jetzt? Einfach... schlagen?

"Na komm, ich lass dich sogar mich einmal schlagen. Ich wehre mich auch garanicht", sagte er mit einem breiten Lächeln. Wenn ich sage, dass es mich ein wenig einschüchtert, würde es mir keiner glauben. Er sah so perfekt aus, doch er war zu frech, also werde ich ihm einen dollen Schlag verpassen und wegrennen. Oder? Genau! Genau das mach ich.

Langsam ging ich auf ihn zu, und mit aller Kraft schlug ich auf seinen Arm. Er zuckte auf. Gott! Ich wollte ihm nicht weh tun! Also doch, eigentlich schon, aber doch nicht so dolle! "Oh mein Gott, zemer, es tut mir leid, es tut mir so leid", ich nahm seinen Arm mit der einen Hand, und mit der anderen strich ich darüber. Ich wollte das doch nicht, man!

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt