𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 43

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Enmar

Seit gut sieben Monaten hatten wir die Neuigkeiten mit der ganzen Familie geteilt. Luela war in der 33. Schwangerschaftswoche, also hatten wir noch wenige Wochen, bis das Kind auf die Welt kommen würde. Das Geschlecht konnte man laut dem Arzt im Ultraschall nicht erkennen, und obwohl ich einen Bluttest vorgeschlagen hatte und dieser auch durchgeführt wurde, bekamen wir einfach keine Antwort auf das Geschlecht des Babys. Ich ahne schon, dass Idea etwas damit zu tun hat, da sie sich seit Längerem sehr merkwürdig verhält, sobald sie sich mit Amin zusammentut. Und wenn man sie fragt, was los ist, stottern beide, bis sie dir schließlich eine Antwort geben.

So sehr wie jetzt habe ich noch nie an mir gezweifelt. Ich war völlig überfordert mit der ganzen Situation oder besser gesagt mit Luela. Nicht der Gedanke, dass das Kind auf die Welt kommen würde, lässt mich so fühlen, sondern ihre verdammten Stimmungsschwankungen, die ganzen Hormone.

Letztens fing sie sogar an zu weinen, weil ihre Katze sich ihr nicht näherte. Sie weinte, weil sie laut ihrer Aussage nichts zum Anziehen habe, da sie dick geworden sei. Sie weinte jedes Mal, wenn Luan sie 'Mama' nannte. Sie weinte, wenn ich mal zu lange weg war. Jede Kleinigkeit brachte sie zum Weinen.

Und auch jetzt hörte ich das Schluchzen aus dem Ankleidezimmer kommen. Langsam stand ich auf und ging zu ihr. "Das sieht einfach nicht schön aus, Enmar", hörte ich sie sagen, und schon nahm ich sie in eine feste Umarmung. "Nicht einmal richtig kann ich dich jetzt umarmen", sagte sie weinend. Und genau das meinte ich.

Ich fand immer eine Lösung für alles, aber das überforderte mich einfach. Mehr, als sie zu trösten und zu versuchen, ihr gute Laune zu machen, fällt mir leider auch nicht ein! "Alles wegen dir!", sagte sie jetzt, schlug mir auf die Brust und löste sich sofort aus der Umarmung. Als hätte ich sie zu diesem Kind gezwungen!

"Hec bre, Jet. Es tut mir leid, okay? Pasha ty, as un spo di qka me bo, oj Jeta jem", sagte ich ihr, dass mir auch langsam die Ideen fehlen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nachts viel mehr gelitten habe die ganzen Monate als sie. Ich bereue auch nichts, aber entschuldigen musste ich mich trotzdem, aus irgendeinem Grund, der für sie sinnvoll zu sein scheint.

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Luela

Er tat mir leid. Er gab die ganze Zeit sein Bestes. Ich heulte wegen jeder Kleinigkeit, aber kontrollieren kann ich es nicht! Es kommt einfach! Auch jetzt steht er da, am Türrahmen angelehnt, und beobachtet mich nur. Die Müdigkeit war ihm anzusehen. Selbst schuld, wenn er die ganze Nacht kein Auge zumacht!

"Du siehst toll aus, Jet. Wirklich. Du darfst dich doch nicht für einen Bauch schämen. Es wächst nun mal eine kleine Seele in dir, mein Kind. Unser Kind. Und ich bin dir mehr als nur dankbar dafür, wirklich. Schämst du dich etwa für dein Baby?", fragte er, während ich mich im Spiegel betrachtete. Sofort wischte ich mir die Tränen weg und schüttelte schnell den Kopf.

"Komm her", sagte er und reichte mir seine Hand, die ich annahm, sodass er mich einmal im Kreis drehte. "Du siehst wunderschön aus. Am liebsten würde ich dieses Bild einfrieren und ein Leben lang nur das vor meinen Augen sehen", sagte er. Wieder stiegen mir die Tränen auf, doch er fing sie sofort ab und wischte sie sanft weg.

"Gehen wir?", fragte er jetzt, und ich nickte langsam. Während wir die Treppen hinunterliefen, merkte ich, dass es eine gute Idee gewesen war, das bis zum Knöchel lange Stickkleid anzuziehen. Das Wetter war nicht das Beste, obwohl um diese Zeit die Sonne eigentlich kräftig scheinen müsste.

"Wer lässt sich auch so viele Treppen einbauen?", sagte ich, als wir unten ankamen. In letzter Zeit schmerzte mein ganzer Unterleib, sobald ich die Treppen hinauf- oder hinunterging. "Nächstes Mal trage ich euch die Treppen hoch und wieder runter", hörte ich Enmar sagen, bevor er ins Wohnzimmer ging. Warten wir mittlerweile nicht mehr aufeinander?

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt