𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 4

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Luela

Und da war die Stimme, nach der sich mein Herz all die Jahre gesehnt hat. Die Stimme, die mich damals so glücklich gemacht, aber auch zerstört hat. Sie klang männlich. Er ist größer geworden. Hübscher. Sein Geruch ist immer noch derselbe. Dieser Geruch, er beruhigt mich so unfassbar, doch gleichzeitig könnte ich zusammenbrechen. Es tat weh. Der Mann, der mich damals verletzt hat. Der Mann, dem ich nie interessiert habe, sitzt im selben Auto wie ich.

Ich hatte vergessen, dass er nach mir gerufen hatte. Doch antworten werde ich ihm nicht. Das werde ich nicht. Ich werde ihn ignorieren, so wie er mich damals ignoriert hat. Es brennt innerlich. Es brennt so sehr.

Ich liebte diesen Mann. Ich liebte ihn. Mein Herz sehnt sich immer mehr und mehr nach ihm. Mein Herz tropft Blut wegen ihm. Er hat mich kaputt gemacht. Er hat mich leiden lassen. Die Liebe tut weh. Das tut sie. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich diesen Schmerz wegen der Liebe spüren würde.

"Luela, fol me mu t'lutem", sagte er. Ah, plötzlich soll ich mit ihm reden. Plötzlich möchte er mich reden hören. Wo warst du damals, als ich wirklich etwas mit dir zu besprechen hatte? Wieso wolltest du mir damals nicht zuhören? Denkst du, es hat nicht wehgetan? "Denkst du, die Wunden, die du verursacht hast, haben sich geheilt?! Weißt du, wie sehr du mich verletzt hast?! Weißt du das?! Natürlich weißt du es nicht! Du hast dich nicht einmal bei mir gemeldet. Du hast nicht einmal versucht, mir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Stattdessen habe ich alles nach der Trennung von anderen erfahren. Und weißt du, was am meisten wehgetan hat?! Ich-", da hörte ich auf zu sprechen, da mir erst jetzt klar wurde, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen hatte. Erst jetzt merkte ich, dass ich mich zu ihm gedreht hatte und er mich mit großen Augen ansah.

Wie vom Blitz getroffen schlug ich meine Hände auf mein Gesicht. Ich schämte mich. Ich schämte mich so sehr. Warum habe ich ihm all das gesagt? Er hat meine Liebe nicht verdient. Er hat meine Aufmerksamkeit nicht verdient. Er, er,... weiter denken konnte ich nicht.

Mir liefen die Tränen über die Wangen. Atmen konnte ich auch schwer. Wie ein Stich in meinem Herz tat es weh.

Rückblick:

Ich betrat das Klassenzimmer. Ohne ihn. Normalerweise begleitete er mich jeden Morgen bis in den Klassenraum und ging dann zu seiner Klasse. Heute aber nicht. Gestern hatte er alles beendet. Warum? Ich weiß es nicht. Als Ausrede nahm er die Drohung meines Vaters, obwohl das schon einige Wochen her ist. Wir hatten uns trotzdem weiterhin getroffen, doch gestern bestand er darauf, den Kontakt abzubrechen, da er keine Probleme mit meinem Vater haben wollte.

Meine Augen waren angeschwollen. Ich hatte die ganze Nacht geweint. Ich konnte kein Auge zumachen. Ich hatte meine Seele rausgeheult, und wenn ich daran denke, kommen mir schon die Tränen.

Ich nahm in der letzten Reihe Platz. Meine Kapuze trug ich über meinem Kopf. Ich wollte mit niemandem reden. Und niemand sollte mich ansprechen.

Ein Tippen auf meiner Schulter nahm ich wahr. Wer hätte es gedacht. Esra. Sie konnte mich nie leiden, und als Enmar und ich zusammenkamen, fing sie an, Gerüchte zu verbreiten, um mich ins schlechte Licht zu stellen, doch er ließ es niemals zu, dass ich mich dadurch verletzt fühlte.

"Weißt du, eigentlich würdest du mir leid tun. Ich meine, ihr wart so ein süßes Pärchen", sagte sie mit einem Lächeln, bevor sie fortfuhr. Ein Ultraschall-Bild schmiss sie mir auf den Tisch. "Das Ding gehört deinem Freund, oh sorry, „Ex"-Freund, was denkst du, warum er dich verlassen hat? Bist du so dumm? Hast du ihm seine Lügen wirklich geglaubt?", damit beendete sie das Gespräch und ließ mich auf das Ultraschall-Bild starren.

Ich glaub's nicht. Ich konnte es nicht glauben. Ich will's nicht glauben. Das konnte niemals wahr sein. Träume ich? Mein Kopf schmerzte. Das darf nicht wahr sein. Nein. Lieber Gott, lass mich aus diesem schrecklichen Traum aufwachen.

Ich schaute mich um. Alles drehte sich um mich. Alle starrten mich an. Ich fühlte mich nicht gut. Mein ganzer Körper zitterte. Kleine Schweißtropfen bildeten sich auf meiner Stirn, ich spürte es. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Es fühlte sich an, als würde er mich ersticken.

Langsam stand ich auf und hielt mich an den Tischen fest. Irgendwie schaffte ich es, das Klassenzimmer zu verlassen und begab mich Richtung Toiletten. Ich musste mein Gesicht waschen. Doch als hätte dies nicht gereicht, als hätten meine Gebete nicht ausgereicht, dies, was sie behauptete, als Lüge zu sein, sah ich ihn und Esra. Sie nahm seine Hand und zog ihn nach draußen, und ihm schien es nicht zu stören.

Die Toiletten erreichte ich. Die Freundinnen von Esra waren auch da und beobachteten mich nur, wie ich versuchte, das Waschbecken zu erreichen. Mich von der Wand zu trennen konnte ich nicht, sonst würde ich hinfallen.

Ich hörte sie miteinander flüstern, doch das war mir gerade egal. Ich war am Boden zerstört. Ich fühlte mich belogen und betrogen. Ich fühlte Leere. Ich hasste die Situation. Ich hasste alles um mich herum. Ihn wollte ich auch hassen, aber es ging nicht. Und ich hasste mich dafür, dass es nicht ging.

Nachdem ich mein Gesicht gewaschen hatte, sah ich mich im Spiegel an. Ich war blass. Die Toilette verließ ich und ging Richtung Sekretariat. Ich wollte mich abmelden und einfach nach Hause gehen, mich auf mein Bett werfen und mich ausheulen.

In den Fluren sahen mich alle an. Alle beobachteten mich. Jeden Schritt, den ich machte. Am Ende des Flures hörte ich Esra's Lachen. Und da war er. Mit ihr. Es brannte. Es tat verdammt weh.

An ihnen vorbei ging ich, die Tränen flossen meine Wangen hinunter wie ein Wasserfall. Lieber Gott, ist das wirklich die Realität? Bist du so enttäuscht von mir, lieber Gott, dass ich so sehr leiden muss?

Rückblick Ende.

"Luel?", hörte ich eine Stimme. "Lela?", erst jetzt nahm ich alles wahr. Ich war in Gedanken versunken. Ich sah zu Amin, der schon im Auto war. Ich schaute nach hinten, aber er war weg. Wo ist er hin?

"Hallo? Alles okay?", fragte mich Amin besorgt. "Ich... äh, ja, ich war nur-. Ich..." Ich konnte nicht mehr weiter sprechen. Was war gerade passiert?

"Hier, trink etwas", sagte Amin und reichte mir eine Wasserflasche, die ich dankend annahm. Ich trank einen Schluck und war mehr als dankbar, dass Amin keine weiteren Fragen stellte und bereits losfuhr.

Wieso ist er gegangen?

~ 🌷ب

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt