𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 23

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Luela

Ich verbrachte so viel Zeit mit dem Recherchieren, dass ich mehrere Seiten meines Notizbuchs vollgeschrieben hatte. So vertieft war ich in die Materie, dass ich gar nicht bemerkte, wie langsam die Dunkelheit hereinbrach. Ein kleines Wesen machte sich bemerkbar und setzte sich neben mich. Mit großen Augen sah ich in das wunderschöne Gesicht von Luan.

Ich hoffte inständig, dass Enmar nicht auch da war. Also nahm ich Luans kleine Hand und führte ihn ins Wohnzimmer. Dort sah ich, wie Amin und Erona sich unterhielten, aber von Enmar war keine Spur zu sehen. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte mich.

Amin begrüßte ich, während ich mich auf das Sofa setzte und Luan auf meinen Schoß zog. "Was macht der Kleine alleine bei uns?", brachte ich heraus. "Ich babysitte ihn", gab Amin stolz von sich. Er? Babysitten? Niemals! Seit wann tat er das? Ist er deswegen mit Enmar gefahren?

Noch immer gedanklich in meinen Recherchen vertieft, kreisten die Fragen und neuen Informationen, die ich entdeckt hatte, in meinem Kopf. Die Zeit war wie im Flug vergangen, und ich hatte das Gefühl, dass ich gerade erst begonnen hatte, die Oberfläche des Wissens zu kratzen.

Luan kuschelte sich an mich, und ich konnte nicht anders, als ihm liebevoll durchs Haar zu streichen. Er war so unschuldig und rein, und in diesem Moment verspürte ich einen starken Beschützerinstinkt. Ich wollte sicherstellen, dass er eine wohlfühlende Umgebung bei uns hatte.

Amin redete weiterhin mit Erona und beide lachten viel. Ich jedoch saß alleine da mit Luan auf meinem Schoß. Nach einer Weile stand Amin auf und sagte, dass die zwei jetzt gehen müssen. "Hat der Kleine schon etwas gegessen?", fragte ich und hielt Amin auf.

Er kratzte sich verlegen am Kopf, was für mich Antwort genug war. Ohne ein weiteres Wort gab ich ihm einen nicht allzu festen Klaps hinter den Kopf und lief Richtung Küche. Luan zog ich dabei mit mir. "Magst du Nudeln?", fragte ich ihn liebevoll.

Der Kleine nickte eifrig, und ich machte mich daran, Nudeln für uns alle zu kochen. Der Geruch von kochendem Wasser stieg mir direkt in die Nase. Während ich die Tomaten schnitt, um eine Soße daraus zu machen, beobachtete ich, wie Luan mir aufmerksam zusah. Ich erklärte ihm, was ich tat, und ließ ihn kleine Aufgaben übernehmen, wie das Rühren der Soße. Es war beeindruckend, wie viel der Kleine konnte. Und wie schnell er vor allem lernte.

Schließlich waren die Nudeln fertig und ich rief Erona und Amin in die Küche. Wir setzten uns gemeinsam an den Tisch und genossen das einfache, aber leckere Essen. Luan wollte von meinem Schoß nicht runter. Es wärmte mein verletztes und gebrochenes Herz ein wenig. Er war ein Schatz.

Plötzlich wurde Amin von jemandem angerufen. Er nahm das Telefon, stand auf und ging einen Schritt zur Seite. Ich konnte hören, wie er antwortete ,"Ich bin bei Luela und Erona." Dann richtete Amin seinen Blick auf mich, nickte und bejahte etwas, das der Anrufer offenbar gefragt hatte. Da ich nicht wusste, wer was fragte, fühlte ich mich unbehaglich. Schließlich legte Amin auf und sagte: "Das war Enmar."

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Amin stand auf, nahm Luan bei der Hand und verabschiedete sich. "Ich muss jetzt los", sagte er nur. Ich sah zu, wie er mit Luan die Wohnung verließ. Der Raum fühlte sich plötzlich leerer an, und die Stille war fast erdrückend. Enmars Name hallte in meinen Gedanken wider, und ein Gefühl von Unruhe breitete sich in mir aus.

Nachdem Amin mit Luan die Wohnung verlassen hatte, blieb ich noch eine Weile am Tisch sitzen, während Erona anfing, die Teller abzuräumen. Die Stille im Raum war fast greifbar, und die Gedanken an Enmar ließen mich nicht los. Doch plötzlich wurde ich von einem Klingeln unterbrochen. Es war mein Handy. Wieder eine unbekannte Nummer, es legte aber wieder auf. Ich wollte nachsehen, wer es war, und schon sah ich mehrere Nachrichten.

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt