Luela
Nachdem ich gestern die Hochzeit angesprochen hatte, fuhren wir direkt nach Hause. Kaum angekommen, wurden mehrere Telefonate geführt. Mit wem und warum, wusste ich nicht, aber das erfuhr ich heute sehr schnell, als ich viel zu früh aufgeweckt wurde. Wie gestern wurde mir das Essen wieder im Bett gebracht. Doch mein Appetit war verschwunden, und ich aß nur die Wassermelone. Ich liebte diese Früchte.
Nachdem ich mich für einen Look entschieden hatte, der ein schulterfreies, schwarz-weißes Kleid beinhaltete, das meine Taille betonte und bis zu den Knöcheln reichte, war ich auch schon fertig. Ich kombinierte es mit schwarzen, hohen Sandalen und einer kleinen Clutch. Meine Haare ließ ich offen und glatt. Geschminkt hatte ich mich nicht, da es viel zu warm war, und bei diesem Wetter wäre Schminke eine Bestrafung für meine Haut gewesen.
Unten angekommen, lief alles wie am Tag zuvor ab. Ich schenkte niemandem Beachtung, ging direkt zur Tür und verließ das Haus. Ohne Pamir eines Blickes zu würdigen, ging ich zum Auto und stieg ein. Ich hielt mich an den Plan, auch wenn ich unsicher bin, ob er funktionieren wird. Aber was soll schon passieren? Viel schlimmer kann es kaum werden! Nicht einmal ein Handy habe ich.
Das Auto setzte sich in Bewegung, und sofort versank ich in Gedanken. Ich frage mich, warum meine Eltern sich nicht bei mir gemeldet haben. Vielleicht habe ich kein Telefon oder sonstiges, aber sie könnten doch Pamir anrufen oder das Haustelefon benutzen, das hier jeder verwendet. Sie hätten mich ruhig mal besuchen können, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich das überhaupt will.
Bei uns Albanern ist der Bruder der Schutz seiner Schwester. Er beschützt sie mit jeder Faser seines Körpers. Sie benehmen sich streng gegenüber ihren Schwestern, sobald es um einen anderen Jungen in ihrem Leben geht. Sie tun alles dafür, dass ihre Schwester das beste Leben hat, den richtigen Mann findet, den sie wirklich liebt, und selbst dann würde es ihnen schwerfallen, sich von ihr zu trennen. Wieso konnten meine Brüder nicht so sein? Ich hatte nicht einen, nicht zwei, sondern gleich fünf von ihnen. Wieso konnte keiner etwas gegen diese Ehe sagen oder tun? In manchen Dingen denke ich, sie sind unnötig streng, doch bei dieser Ehe hätte ich nichts dagegen gehabt. Sie hätten ihn ablehnen müssen. Selbst mein Vater hätte etwas dagegen sagen müssen! Und in wenigen Tagen werde ich alle auf meiner Hochzeit sehen. Auf der Hochzeit mit dem Mann, den ich nicht liebe. Auf der Hochzeit, bei der ich mir wünsche, dass der liebe Gott mich zu sich nimmt.Eine kalte Hand spürte ich auf meiner Wange. Pamir. Gott, diese Hand versetzte mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Im negativen Sinne. Ich wollte nicht in seiner Nähe bleiben. Seine Anwesenheit bereitete mir nur Unruhe.
"Alles gut?", fragte er. Ich nickte nur und bemerkte erst jetzt, dass wir vor einem großen Gebäude standen, der wohl der Hochzeitssaal sein sollte. Ich stieg aus dem Auto, und Pamir tat es mir wieder einmal nach. Wir gingen auf das Gebäude zu, und schon wurde die große Tür geöffnet. Gott, es sah wunderschön aus.
Als ich den Saal betrete, werde ich von einem schimmernden Sternenhimmel empfangen. Tausende winzige Lichter an der Decke funkeln wie Sterne und tauchen den Raum in ein sanftes, goldenes Licht. Die tiefschwarzen Tische und Stühle stehen in starkem Kontrast zu den leuchtend weißen Blumenarrangements, die wie kleine Lichtinseln wirken. Die Lichter scheinen in Wellen zu tanzen, was dem Raum eine lebendige, fast magische Energie verleiht. Alles ist perfekt arrangiert, von den glänzenden Tellern bis zu den filigranen Mustern der Servietten. Hier, unter diesem bezaubernden Sternenhimmel, fühlt es sich an, als ob die Zeit für einen Moment stillsteht.
Ich sah zu Pamir, doch merkwürdigerweise sah ich in seinen Augen niemanden außer ihn. Diesen Moment hatte ich mir mit jemand anderem erträumt. Diesen Moment wollte ich mit ihm erleben. All das wollte ich mit ihm tun und nicht mit jemandem, dessen Hände mir nichts als einen Hauch von Kälte vermitteln.
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Kur Kthehësh?
RandomLuela war ein junges Mädchen, das dachte, in jungen Jahren ihre wahre Liebe gefunden zu haben, wobei sie sich jedoch sehr getäuscht hatte. Sie war eine der liebsten und reinsten Seelen, die man kennenlernen konnte - eine Seele ohne jegliche Sorgen o...