𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 14

879 31 19
                                    

Luela

An die Arbeit machte ich mich. Mehrere Blutuntersuchungen mussten wir durchführen. Erona redete ab und zu mit mir, ansonsten taten wir das, was von uns erwartet wurde. Gleich durften wir auch eine Pause machen. Ich hätte es gar nicht gemerkt, dass Stunden vergangen waren, hätte mich Erona nicht darauf aufmerksam gemacht.

"Lelush, kommst du?", hörte ich sie jetzt sagen. Lelush? Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. "Na los, ich muss dir so viele Fragen stellen!", sagte sie wieder und zog mich schon mit sich. Dieses Mädchen. Wir kannten uns gerade mal ein paar Stunden, und schon fühlte es sich so an, als hätten wir unser ganzes Leben zusammen verbracht.

In die Cafeteria gingen wir. Sie nahm sich etwas zu essen, und ich mir nur ein Wasser, der Appetit war mir vergangen. Wir nahmen Platz an den freien Plätzen, und schon fing sie an zu essen.

"Provoje", hielt sie mir jetzt ihr Sandwich vor den Mund. Mein Kopf schüttelte ich und bedankte mich, indem ich ihr sagte, dass ich keinen Hunger hatte. "Ein Biss, na los!", zwang sie mich wieder. Gott, dieses Mädchen war einfach ein Engel. Einen Biss nahm ich. Es war lecker, doch es würde mir mehr schmecken, hätte ich auch ein wenig Appetit.

"Also erzähl mir, wieso bist du so verschlossen?", fragte sie mich jetzt. Was ich sagen sollte, wusste ich nicht, also zuckte ich nur mit den Schultern. "Okay... das bringt nichts. Ähm...hast du einen Freund?", und schon schüttelte ich meinen Kopf.

"Und hast du jemanden im Auge vielleicht?", fragte sie mich jetzt mit einem Lächeln. Die Temperatur meiner Wangen stieg. Ich merkte es. Ich hatte niemanden im Auge außer den hübschen Grünäugigen Arschloch.

"Oh mein Gott! Erzähl mir sofort alles!", schrie sie jetzt, woraufhin ich ihr ans Bein stieß. "Mfal, tregom", flüsterte sie jetzt. Gott, war sie süß. "Okay also... nuk t'tregoj", flüsterte ich zurück und sagte, dass ich es ihr nicht sagen werde. "Ah, so machst du also!", sagte sie gespielt sauer. Ich musste schmunzeln.

"Müssen wir eigentlich auch Blut abnehmen oder machen das die Krankenschwestern?", "Wenn wir bestimmte Untersuchungen durchführen müssen, dürfen wir persönlich zu den Patienten hin und dies tun", erklärte ich ihr. "Uh, ich liebe es. Können wir das heute tun?", klatschte sie sich in die Hände. Sie war definitiv ein sozialer Mensch.

Tatsächlich müsste ich nachschauen, ob wir das heute tun könnten. "Raum 201, da könnten wir hingehen", gab ich von mir. Sie nickte einmal und aß schon weiter.

Nach der Pause und vielen Geschichten aus Eronas Leben machten wir uns auch schon wieder an die Arbeit. Den Blutnahmeset nahm ich mit, und wir gingen zum Raum 201. Dies war in der Intensivstation, also mussten wir in den Aufzug. Oben angekommen, gingen wir den langen Flur entlang. Warte mal. Das war doch... In dem Zimmer war doch Luan. Lieber Gott, lass ihn nicht da sein. Bitte.

Die Tür wurde von Erona geöffnet, und sie ließ mich den Raum als Erstes betreten. Kein Enmar im Raum. Sehr gut. "Hallo, wir werden jetzt bl-", "Erona!", rief ich nach ihr. Was machte sie da? So wird er doch Angst bekommen. "Du jagst ihm Angst ein", flüsterte ich ihr zu. Einen lautlosen "Sorry" las ich von ihren Lippen.

"Hallo, Kleiner, das ist Erona, und ich bin Luela. Wir wollen nur kurz nachsehen, wie es deinem Körper geht, damit wir sicher sein können, dass du gesund bist. Schau mal, hier habe ich einen kleinen Zauberstab (ich zeigte auf die Nadel). Damit zaubern wir ganz vorsichtig etwas Blut aus deinem Arm heraus. Das tut fast gar nicht weh, wie ein kleiner Pieks, ähnlich wie wenn eine Mücke sticht. Du kannst dabei ganz tapfer sein, und danach bekommst du ein tolles Pflaster mit einem bunten Bild darauf. Kannst du uns deinen Arm zeigen, damit wir den Zaubertrick machen können?", sagte ich zu dem Kleinen.

Er nickte mit einem süßen Lächeln und tat, was ich gesagt hatte. Das Blut nahm ich ab, und schon waren wir fertig. "Sehr gut gemacht! Der kleine Pieks ist vorbei, und wir haben jetzt alles, was wir brauchen. Schau, hier ist ein cooles Pflaster für di-", "Babi!", wurde ich von Luan unterbrochen. Babi?

Ich sah zur Tür, und da stand er. Ich hatte das Gefühl, gleich umzukippen. Warum passierte mir das immer, wenn ich ihn sah? Wie erstarrt stand ich da. "Lelush?", hörte ich Erona flüstern und mich langsam am Arm ziehen. Hatte ich ihn wieder wie eine Behinderte angestarrt? Gott, war das peinlich!

"Mein kleiner Löwe", hörte ich seine wunderschöne Stimme sagen. Er lief auf das Bett, wo Luan lag, zu und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. Das war das Süßeste, was ich heute gesehen habe. "Bab, Erona und Luela ham meinen Arm gepiekst mit Zauba... Zauberstab. War wie Mücke. Hab ein Pflasta gekriegt. War tapfa bab!" hörte ich die zuckersüße Stimme von Luan sagen.

"Du warst tapfer? Bravo, Zemra jem", und er warf einen Blick zu mir. Gott, hör doch auf damit. Mein Herz pochte wie verrückt! "Faleminderit", bedankte er sich bei mir. Ich nickte einmal und senkte meinen Blick. Erona packte ich am Arm und zog sie mit mir raus.

"Oh mein Gott, Lelush! Was war das gerade?! Weißt du, wie er dich angestarrt hat, als du mit Luan geredet hast?", schrie sie durch den ganzen Flur. "Shuj Eron", sagte ich ihr, dass sie leise sein soll. "Er ist auch noch Albaner, Lelush! Ihr passt perfekt zusammen! O Zot!", schrie sie weiter.

"Luela!", hörte ich jetzt eine Stimme von hinten. Enmar. Gott, was wollte er jetzt? Zu Erona sah ich rüber, die mich mit einem Lächeln ansah. Ich drehte mich langsam um und sah ihn fragend an. Das Blutröhrchen hielt er hoch. Ich hatte es nicht ernsthaft vergessen, oder? Wieso hatte es Erona nicht mitgenommen?! "Kam met myt", flüsterte ich leise zu ihr. "Puthe n'faqe", flüsterte sie zurück, dass ich ihm einen Wangenkuss geben soll. Jetzt war ich wortwörtlich rot wie eine Tomate geworden.

Zurück zu Enmar lief ich, meinen Blick gesenkt auf den Boden. Das Blutröhrchen nahm ich und bedankte mich. Mit schnellen Schritten ging ich wieder zurück zu Erona. "Du hast genau drei Sekunden Zeit, von mir wegzurennen, bevor ich dich töte", sagte ich zu ihr, und schon sprintete sie weg von mir. Ich jagte ihr nach. Dieses Mädchen!

"Es tut mir leid! Ich mache es nicht mehr!", sagte sie und konnte nicht aufhören zu lachen. Gott, es war so peinlich! Eine Klatsche auf den Kopf gab ich ihr, nicht allzu dolle.

Zum Labor gingen wir, und ich machte mich an die Untersuchungen ran. Nachdem der Rest des Tages verging, durften wir auch schon nach Hause. Überstunden hatten wir auch gemacht. Obwohl Erona dies nicht tun musste, beschloss sie darauf, mit mir zu bleiben. Eine reine Seele war sie.

Zusammen gingen wir raus, und ich ging zum Auto. Von Erona verabschiedete ich mich, und sie ging auch schon in die andere Richtung. Ins Auto stieg ich ein und machte es mir einigermaßen bequem. Mein Handy nahm ich und fing an, nach einer kleinen Wohnung zu suchen. Ein Schlafzimmer und ein Bad würden mir vollkommen reichen.

Nach einer guten Stunde suchen fand ich absolut nichts. Entweder waren sie zu teuer oder man musste mit fremden Leuten zusammenleben. Das wollte ich nicht. Lieber schlafe ich im Auto, als mit fremden Menschen eine Wohnung zu teilen. Mein Handy packte ich schon weg und sah hoch zum Mond.

Wie schön es doch war. Pure Reinheit strahlte es aus.

Würde sich meine Seele auch einmal nur so rein anfühlen.

~ 🌷ب

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt