𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘶𝘭𝘭𝘪 11

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Luela

Mit großen Augen sah ich ihn an. Was hatte er da gesagt? Habe ich das richtig gehört? Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen. Gott, mir wurde schwindlig. Ich hatte keine Schmetterlinge im Bauch. Nein. Ich hatte einen ganzen Dschungel.

"Sie sind verlobt? Ich- das tut mir leid. Natürlich dürfen Sie mit rein", nickte er mir einmal zu, bevor er in den langen Flur verschwand. Auf dem Boden sah ich. Ich schämte mich. Ich schämte mich so sehr! Gott! Das kam so unerwartet. Es hatte mich glücklich gemacht, klar, doch das durfte nicht passieren! Ich durfte ihm nicht verzeihen! Egal, was er sagt oder tut! Er war derjenige, der mich damals einf-.

"Luela?", unterbrach mich seine wunderschöne Stimme. Ich sah ihn an, und er hatte die Tür schon aufgemacht und deutete mir mit einer Handbewegung an, dass ich reingehen soll. War das peinlich! Ich wurde bestimmt rot wie eine Tomate. Meinen Blick senkte ich und ging einfach an ihm vorbei, und Gott, ist er groß geworden. Ich meine, es war tatsächlich das erste Mal, dass ich wirklich darauf geachtet habe. Oder dass wir uns so nahe waren. Naja, im Auto auch, aber da war ich mit meinen Gedanken ganz woanders. Jetzt sind sie definitiv bei ihm.

"Leider möchte ich gerne zu meinem kleinen Löwen, sonst hätte ich dir noch ein paar Minuten zum Beobachten gegeben." Was hatte er gerade gesagt? Es war mir nicht nur zur Tode peinlich, sondern ich fühlte mich, als ob ich vor Scham im Boden versinken würde. Das wäre mir sogar lieber! Hatte ich ihn wirklich angestarrt? Komm klar, Luela! Als hättest du nie im Leben einen hübschen Jungen gesehen. Ich meine, keiner war so hübsch wie er, also, oh Gott, hör auf damit.

Schritte hörte ich, wie sie Richtung Bett gingen. Einen kurzen Blick, aber wirklich nur kurz, erlaubte ich mir und sah zu den beiden rüber. Er nahm Luans Hand und strich drüber. Ich sah die beiden nur an und fühlte mich fehl am Platz. Doch eine Last wurde mir von den Schultern abgenommen, als ich erfuhr, dass es ihm gut geht. Also werde ich wieder von hier verschwinden und mich endgültig begraben gehen. Ich hatte ihn einfach angestarrt, bestimmt habe ich auch noch gesabbert, oh Gott.

Meine Gedanken schüttelte ich weg und begab mich zur Tür, um den Raum zu verlassen. Ich hatte tatsächlich gehofft, dass er nach mir ruft oder mich aufhält, doch das tat er nicht. Warum sollte er auch? Schließlich war er mit seinem Sohn beschäftigt, und Esra würde bestimmt bald auch auftauchen. So ging ich den langen Flur, in den Aufzug, und schon war ich wieder unten. Das Krankenhaus verließ ich, und schon merkte ich, dass es viel kälter hier war. Pullis hatte ich mir nicht eingepackt. Apropos eingepackt. Ich hatte ja nicht einmal einen Koffer, da ich gar nicht die Möglichkeit hatte, ihn vom Flughafen mitzunehmen oder ihn jetzt abzuholen.

Ich war ja wie eine Irre hinter Enmar hergegangen und mit ihm einfach im Auto eingestiegen, und an meine Sachen hatte ich gar nicht gedacht! Wo soll ich jetzt hin?

In meiner Panik hatte ich zumindest meine Handtasche mitgenommen. Zum Glück war darin der Ersatzschlüssel von der Wohnung meiner Eltern. Ich entschied mich, ein Taxi zu rufen. Mein Herz pochte heftig, als ich mein Handy herauskramte und die Nummer der örtlichen Taxizentrale wählte.

Nach ein paar Minuten hielt ein Taxi vor mir. Ich stieg schnell ein und gab dem Fahrer die Adresse meiner Eltern. Während der Fahrt versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen.

Die Fahrt schien ewig zu dauern, obwohl es in Wirklichkeit nur etwa zwanzig Minuten waren. Schließlich hielten wir vor dem vertrauten Gebäude meiner Eltern. Ich bezahlte den Fahrer hastig und stieg aus.

Mit zittrigen Händen schloss ich die Tür auf und trat ein. Ich hatte verdammt Angst, da ich hier gar nicht sein durfte. Die Tür schloss ich wieder hinter mir und ging direkt in mein Zimmer. Eine große Tasche nahm ich und packte alles Wichtige zusammen. Eine weitere Tasche füllte ich mit all meinen Büchern. Meinem Autoschlüssel, den Babi immer vor mir versteckte, obwohl es mein Auto war, hatte ich auch gefunden, und schon brachte ich die Taschen zum Auto.

Kur Kthehësh?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt